Samstag, 5. Januar 2008

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Aber wach sind wir beide schon um sechs. René steckt den Compi ein und ärgert sich, weil er das USB Kabel für die Verbindung mit der Harddisk vergessen hat. Auf dieser will er nämlich unsere Jagdtrophäen absichern. Zuerst werden nun die Bilder von gestern angeschaut, wozu wir gestern viel zu müde waren.
Auch hier hat es einen Wasserkocher und dazu verschiedene Teesorten und Kaffee anmächelig bereitgestellt. So kurbeln wir unseren Motor an, denn Frühstück ist in der Regel in den Hotels nicht inbegriffen. Man könnte es sich auf Wunsch zusammenstellen und aufs Zimmer bringen lassen. Aber für uns stimmt es auch so. Anschliessend machen wir uns noch zu Fuss auf, um im nahen Warehouse nach einem Kabel Ausschau zu halten. Ich erstehe mir einen verschliessbaren Becher, welchen ich zum Teemachen mit dem Tauchsieder oder auch als auslaufsicheres Gefäss für unterwegs zu brauchen gedenke. Gestern auf dem Heimweg habe ich hier in der Nähe auch noch eine 'Backery' gesehen. Vielleicht bekommt man dort richtiges Brot und nicht nur so schwammiges Zeug nach Amerikaner Art. Jedoch Fehlanzeige. Hier gibt's nur Brechfest und höchstens Gipfel oder so süsse Schnitten und fertige Sandwichs.
An der Rezeption bestellen wir unser Auto und müssen eigentlich nur noch unser bereitgestelltes Gepäck im Zimmer holen. 10 Minuten später beim Auschecken steht es vor der Tür. Jetzt geht's zuerst nochmals zum Foodstore. Getränke wollten wir gestern nicht rumschleppen. Es braucht wieder eine Ehrenrunde ums Quartier, bis wir die Einfahrt zum Parkhaus erwischen. Mit Zero-Coke, Cornchips, frischem Suschi, vegetarischen Würstli, Senf und nochmals einem Pariserbrot sind wir für Hungerattacken auf unserer heutigen Etappe gut gewappnet. Auch je zwei Büchsen Maggi Nudeln, mit und ohne Fleischgeschmack, welche man nur mit heissem Wasser überbrühen muss, kommen als allfälliger Notproviant mit.

Kreuzfahrtschiff KIWI im Hafen
von der Harbourbridge aus Neuseelands Viehhabe

Nun dreimal tief durchgeatmet und wir befinden uns schon auf der Einfahrt auf den Highway 1. Leider ist es die falsche Richtung. Dafür können wir jetzt als Erstes zweimal über die Harbour Bridge fahren. Ganz langsam beginne ich mich auf die Gegend zu konzentrieren und nicht auf den Strassenrand. Die Ausfahrtschilder ab der Autobahn verwirren zuerst noch. Bis wir realisieren, dass wir dann tunlichst nicht auf der linken Spur fahren sollten, weil diese dann einfach zur Ausfahr-Spur wird, kurven wir halt zuerst mal in einer Gegend herum, welche wir gestern auf dem Weg vom Flughafen her kennen gelernt haben, bis wir die nächste Autobahneinfahrt wieder gefunden haben. Jetzt wissen wir wenigstens, dass Whangarei im Norden und Hamilton im Süden liegt. Knapp ausserhalb der City sind auch schon alle Hochhäuser abgelöst durch die hölzernen, einfachen Häuser mit ihren Gärten ringsum. Wohnsilos kennt man nicht, jeder hat hier sein eigenes Haus. Die Einen noch verschnörkelt im viktorianischen Stil, die andern einfach und unsere versnobten Begriffe würden es fast eher als barackenmässig bezeichnen. Die Abzweigung auf den Highway 2 kommt aber noch lange vor Hamilton. Mit der Autobahn verlassen wir auch bereits schon die Agglomerationen von Auckland und eine gute Landstrasse führt uns durch weites, bewirtschaftetes Land mit sanften Hügeln und weiten, grünen Weiden, gespickt mit Hunderten von schwarzen und gefleckten Rindern. Es ist eine wunderschöne Gegend. Hier hat wohl jeder Bauer seinen eigenen Berg, auf dem sein Heimet thront.
Ein grosser Meeresarm, der Firth of Thames, greift hier tief ins Land hinein und die Strasse führt schurgerade durch eine weite Ebene, durch welche Flüsse in breiten Betten ihr Wasser in vielen Windungen Richtung Meer zu transportieren suchen. Über den Waihou River führt nahe der Mündung eine gut einen Kilometer lange, hölzerne, schmale Brücke. Vor einem Stopplicht, welches nun gerade auf grün schaltet, hat sich bereits eine lange Kolonne gebildet. Auf meiner Karte ist sie als Single Lane Bridge eingetragen. Zum Glück wird der Verkehr reguliert. Es hat zwar Ausweichstellen, aber auf diese Distanz sähe man wohl kaum, wer jetzt zuerst auf der Brücke war und wer dann wieder die stärkeren Nerven hätte... Am andern Ufer sind wir nun auf der Coromandel Halbinsel angekommen. Nach unserer Routenbeschreibung kann man hier wählen. Wenn man die Halbinsel von da überquert, ist man nach etwa 40 Kilometern in Tairua, am heutigen Etappenziel. Entscheidet man sich für die Strasse, welche zum Teil ganz der Küste entlang führt und Coromandel Peninsula umrundet, muss man mit 100 km extra rechnen. Da nun die Fahrerei für René überhaupt kein Problem ist, bin ich natürlich bei der zweiten Variante sofort auch mit dabei.
Wir folgen also dem Pacific Coast Highway, welcher mit einem blauen Wellensignet gekennzeichnet ist und ganz dem Wasser entlang führt, Richtung Norden. Es ist inzwischen fast eins geworden und wir halten Ausschau nach einem gäbigen Picknickplätzchen. Thames, der erste grössere Ort seit wir die Autobahn verlassen haben, liegt nun schon hinter uns und im Moment wollen wir noch nicht Goldgruben und Minenschule oder die Goldstampferbatterie aus dem 19. Jahrhundert besichtigen. Mein GPS ist ein superguter Strassenatlas, den mir Dani ausgeliehen hat. Darin sind nun alle Strassen und sogar die bekannten Wanderwege in den vielen Nationalparks eingetragen. Wo immer eine Attraktion zu besichtigen ist, ist auch dies verzeichnet. Mit Hilfe des Polyglott findet man dann meist Näheres darüber, welches bei der Entscheidung für einen Besuch hilfreich ist.
An einem Plätzchen, wo zwei oder drei Autos parkieren können und wo zwischen der Strasse und dem Wasser noch ein Tisch mit zwei Bänken und ein Abfallkübel Platz gefunden haben, halten wir und holen unser Picknick hervor und ich geniesse mein Sushi. Die Temperatur ist angenehm sommerlich, der Himmel jedoch praktisch bedeckt. Das Wasser hat sich weit zurückgezogen und während unserer Rast kann man beobachten, wie grosse Holzstücke und Steinbrocken draussen immer tiefer mit Wasser bedeckt werden. Also ist die Flut am Hereinkommen. Wir gehen auf Fotopirsch, geniessen die Meerluft und das Sein. Der Gedanke, für sechs Wochen hier auf der andern Seite der Welt einfach das zu geniessen, was auf einen zukommt, gibt ein gutes Gefühl.

Single Lane Bridge Ebbe bei Tararu Fossil Zuschauer

Wir fahren weiter und lassen nun auch das im Atlas eingetragene tropische Schmetterlingshaus, fast auf der gegenüberliegenden Strassenseite, unbesehen liegen. Obwohl eigentlich noch Haupt-Ferienzeit ist, herrscht nicht sehr viel Verkehr. Es gefällt mir, so nahe der Küste entlang zu fahren. Die auf meiner Karte grün eingetragenen Naturschutzgebiete, hier ist es der Coromandel Forest Park, wo im 19. Jahrhundert noch starker Raubbau an den Kauriwäldern betrieben wurde, reicht bis zum Meer und erfreut das Auge mit malerischer Schönheit. Auch auf einem der Campingplätze hier Ferien zu machen, ist bestimmt entspannend. Rummel ist glaub da ein Fremdwort. Manchmal führt die Strasse in vielen Kurven wieder hoch durch hügeliges Gebiet und ehe wir uns ganz vom Meer abwenden, wäre in Coromandel endlich Zeit für einen Kaffee.

nordwärts Coromandel Insel Norfolk Araukarie Araukarie Grünzeug

Ein reizendes, kleines Dörfchen, das man bewusst anpeilen und dort dann stoppen muss, ehe man schon wieder zu weit gefahren ist. Beidseits der Strasse ein paar einstöckige Häuser, manche mit einem Schaufenster oder offenem Laden und am Ende ein winziges Museum, darum herum eine familienfreundliche Parkanlage und darin ein kleines Häuschen mit Männlein/Weiblein. Die fast geschlossene Häuserzeile ist unterbrochen von einem gewaltigen, uralten Pfefferbaum, unter dessen ausladendem Geäst sich eine kleine Gartenwirtschaft eingenistet hat und nur wegen dem Baum will ich hier meinen Kaffee, oder besser gesagt mein Shandy (hier sagt man dem Panaché so) trinken. Anschliessend noch einen kurzen Blick ins Museümli, was in fünf Minuten passiert ist. Beim Gemüsehändler erstehen wir noch ein paar Äpfel und bei der Konkurrenz auf der andern Strassenseite könnte man doch, ehe es wieder weitergeht, eine Glacé essen. Der grosse Lastwagen von Tip-Top hat eben frische Ware geliefert. Aus vielleicht zwölf Sorten kann man sich eine, zwei oder drei Kugeln auf ein Cornet beigen lassen. Beim Abmessen sind sie nicht knickerig. Ein Scoop entspricht sicher etwa der Grösse eines Tennisballs und die Pure Passions Fruit begeistert uns. Das rahmige Eis ist mit Fruchtanteil gut durchsetzt.

in Coromandel der Pfefferbaum Tip-Top über die Mercury Bay

Die Strasse führt jetzt kurvenreich über hügeliges Gebiet mit urwaldähnlichem Baumbestand. Eben so, wie ich mir Urwald vorstelle. Am meisten fallen die vielen Farnbäume ins Auge, welche wie Palmen aussehen. Die sich ausrollenden Schnecken der frischen Triebe gehören aber eindeutig zur Familie der Farne. Ob dies wohl jetzt der Kauri Baum ist, den sie hier auf Coromandel in einer Aktion von bis jetzt 20'000 neu angepflanzten Bäume wiederaufbauen wollen? Wir sind nun an der Ostküste, dem Pazifik angekommen. Das Wetter ist immer trüber geworden und Richtung Tairua, unserem Ziel, scheint es zu regnen. Wir machen in Whitianga, da wo vor 250 Jahren James Cook vorbei kam, nur einen kurzen Bisistopp. Öffentliche WC's sind überall zu finden, wenn man nach den Männlein/Weiblein-Wegweisern Ausschau hält. Wir nehmen uns vor, diesem Gebiet hier um die Mercury Bay morgen einen näheren Besuch abzustatten.
Es geht schon gegen sechs und wir halten an der Hauptstrasse von Tairua Ausschau nach den Pacific Harbour Lodges. Parkieren wir doch, ehe die kurze Häuserzeile wieder vorbei ist. Ich habe jedenfalls das "i" entdeckt, wo die Tourist Information zu finden ist. Gerade daneben sieht nun René das Schild unseres Hotels. Gegen unsern Voucher erhalten wir einen Schlüssel zu einem grossen Zimmer mit Polstergruppe, Küche mit Herd und Mikrowelle, Dusche und Balkon über der Rezeption, mit Blick auf den Garten mit den Lodges zwischen Palmen und blühendem Oleander und einen kleinen See. Jener lockt uns gerade zu einem Spaziergang, um die nähere Umgebung zu erkunden, da sich das Wetter nun doch zurückgehalten hat. Der See ist nicht sehr tief, eigentlich ist es mehr eine Pfütze und sein Wasser ist wegen der Ebbe fast ganz unter der Brücke hindurch ins Meer abgeflossen. Auch Meer ist ein bisschen übertrieben. Zwei grosse Landzungen lassen nur einen kleinen Durchgang vom Meer her offen und bilden so einen geschützten, natürlichen Hafen, in welchem diverse Yachten zuhause sind. Die eine Landzunge sieht von hier wie ein riesiger Sombrero aus und scheint, wie der Monte Brè, von Privilegierten besiedelt zu sein.

man will die Kauri Bäume retten Logis im Lodge Formationsflug über dem Sombrero Roadmobil

Das Örtchen Tairua hat man schnell gesehen und doch erleben wir gerade hier spezielle Attraktionen. Eine Fünferstaffel einmotoriger Flieger trainiert am ziemlich düsteren Himmel Formationsflug, Loopings und Rollen, sogar mit Rauch. Auf der Strasse kommt ein Gefährt dahergepustet, das muss ich mir unbedingt auf meinen Chip bannen. Da hat sich einer seinen Camper selbst zusammengezimmert. Sein fahrendes Gartenhäuschen hat ein richtiges Kamin und neben dem Treppchen zum hinteren Hauseingang führt er ein WC mit, wohl mit Anschluss direkt auf die Fahrbahn wie bei der SBB? "Push me, I am a little slow!" steht auf einem Schild und dann kann er noch sein gelbes, rotierendes Blinklicht einschalten.
Langsam merken wir den Jetlag und sind todmüde. Zum Ausgehen fehlt uns die Lust. Nur noch die Fotoshow der heutigen Bilder! Dabei stellen wir fest, dass wir es nicht geschafft haben, die richtige Zeit mit der Zeitzone einzustellen. Wir korrigieren etwa hundert Bilder und am Schluss kommen wir doch erst um elf ins Bett.

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Samstag, 5. Januar 2008