Sonntag, 13. Januar 2008

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So komfortabel und gediegen sich das Hotel ja sonst gibt, ihre Anpreisung im Prospekt darf man nicht wörtlich nehmen. Es heisst dort nämlich: Geniessen sie den traumhaften Ausblick auf den Hafen.... Die Scheiben jedoch sind sooo dreckig, dass man nicht mal sieht, wie das Wetter draussen ist. Bestimmt sind die Fenster seit das Hotel steht, von aussen noch nie geputzt worden. Dafür hat es im Bad einen beheizten Spiegel!
Es ist aber auch draussen heute wirklich grau, trüb und kalt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in diesen Sommerferien mal richtig froh um meine Windjacke bin. Es ist so richtiges Museums-Wetter. Das Te Papa Tongarewa Nationalmuseum wird einem empfohlen und wirklich, es kann sogar mich, als Museumsmuffel begeistern. Man lernt alles was Neuseeland ausmacht, die Maorikultur, Erdbeben, welches nun die Kauri-Bäume, oder was eben Gegenwartsfossilien sind. Die unzähligen überfahrenen Possums nämlich, welchen wir auf unserem Weg schon begegnet sind. Ihr Leichengift mache den Asphalt weich und die Reste werden plattgewalzt, fossilartig konserviert.

John Plimmer Wellington City nackte Tatsachen am Lambton Harbour

Dann schlendern wir noch durch die City zurück Richtung Regierungsviertel und begegnen in einer Seitengasse John Plimmer, einem Stadtvater. In Bronze gegossen, spaziert er mit Zylinder und Hund in Lebensgrösse durch seine von ihm gegründete Stadt.
Das Old Governement Building, so behauptet mein Polyglott, sei aus Kauriholz gebaut und der zweitgrösste Holzbau der Welt. Heute ist ein Teil der Universität darin untergebracht, jedoch lässt seine weiss gestrichene Fassade eher auf einen Steinbau, als eine Holzkonstruktion schliessen. Eine Informationstafel lässt uns aber wissen, dass in den Jahren um 1876 eine Million Fuss Kauriholz zu dessen Bau verwendet wurde.

Draht-Palmen The Beehive
Old Governement Building aus Kauriholz Kauribaum

Ein im Jahre 1958 gepflanzter Kauri Baum zeigt mir nun aber endlich, wie diese Art Bäume aussieht, an welchen man früher soviel Raubbau betrieben hat. 1,2 Millionen Hektar Kauri-Holz gab es um 1850 und übriggeblieben sind heute noch gerade etwa 11'000.
Das heutige Regierungsgebäude ist nicht mehr aus Holz, sondern ein moderner, runder Glas- und Betonbau. Beehive oder Bienenkorb sagt man ihm landläufig, wegen seiner Form, nicht wegen der emsigen Arbeit im Innern. Auf seinem gepflegten Rasen wird fotografiert. Auch ich soll von einer ganzen Gruppe Japanern ein Foto machen mit dem markanten Hintergrund. Japaner machen bestimmt eben so viele Fotos wie ich, aber dort müssen immer als Beweis, dass man dort war, lächelnde oder auch grimasseschneidende Japaner mit im Bild sein.

vor dem Beehive... ...und dem Parlamentsgebäude im Hinterbänkler Pub gibts Korruptionisten Cocktail Old St. Pauls

Ein Blick in die nahe New St.Paul's Cathedral ist eigentlich nicht so spektakulär, dafür nimmt mich das Innere der alten St.Paul's Kathedrale wunder und wir nehmen sogar in Kauf, ein paar Minuten zu warten, bis die Hochzeitsgesellschaft herauskommt. Es ist ein beeindruckendes Erlebnis, die auch aus einheimischen Hölzern im neugotischen Stil erbaute Konstruktion aus den Jahren um 1860 zu bewundern.

Fenster Altar alles aus Holz hier gehts nach Hogwarts

Auf dem Heimweg kommen wir am Bahnhof vorbei. Vielleicht kann man dort zu einem Kaffee kommen. Züge sind glaub hier in Neuseeland nicht so sehr wichtig. Man kommt zwar mit dem Zug von Wellington nach Auckland.
Auch von Gisborn her haben wir die Bahnlinie immer wieder gesehen. Einmal hat die Eisenbahnbrücke ein ganzes Tal überspannt und ihre Gittermast-Pfeiler haben sich sicher hundert Meter tief unten im Flussbett abgestützt, aber wenn immer man die Geleise sah, machten die halb rostigen Schienen nicht den Eindruck einer vielbefahrenen Strecke. Der Bahnhof ist allerdings schön neu renoviert, auf einem Perron steht sogar ein Zug, aber zu einem Kaffee kommt man hier nicht, ausser man will ihn im Stehen trinken. Hingegen ist Wellington wohl der einzige Ort, von welchem man nach Hogwarts gelangen kann. Zwischen den Ausgängen zu Gleis 5/6 und 7/8 ist Plattform 9 ¾ klar und eindeutig angeschrieben. Eigentlich hätte ich probieren sollen, ob der Trick funktioniert, durch die Mauer hindurch zu gehen.
Auf der Suche nach einem Kaffee sind wir nun schon wieder fast beim Hotel angekommen und dort um die Ecke bietet ein Café die verschiedensten Varianten an. Den Neuseeländischen Cappuccino habe ich nun kennen gelernt, jedoch einen Moccaccino habe ich noch keinen gehabt. Dazu lassen wir uns jedes ein Raspberrymuffin mit weisser Schoggi geben. Eins allein von diesen hätte für uns beide gereicht. Der Moccaccino ist eine Mischung aus einem Drittel Schokolade, einem zweiten Drittel Kaffee und einem weiteren Drittel wohlpräpariertem Milchschaum. Das Ganze ist so sättigend, dass ich heute getrost ohne Nachtessen schlafen gehen kann.

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Sonntag, 13. Januar 2008