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Gleichzeitig mit dem neuen Tag treffen wir in der ersten Morgenstunde auf dem Flughafen Juan Santa Maria in Costa Rica ein. Ich glaube ich habe die längste Nacht meines Lebens hinter mir. 18 Stunden Dunkelheit und das meiste davon eingepfercht auf wohl nicht mehr als einem auf einem Meter Platz. Alles macht man freiwillig - es geht ja in die Ferien!
Zusammen mit Marlis habe ich diese Rundreise durch Costa Rica in der Absicht gebucht, den so eingesparten Betrag von 990 Franken, den sie als Einzelzimmerzuschlag hätte zahlen müssen, gemeinsam zu verjubeln. Schon nach dem Bodycheck in Zürich haben sich die ersten Mit-Abenteurer beim Warten im Gate durch das Studium einer Costa-Rica Karte verraten. Noch während wir uns Richard Osterwalder und Toni Hauser mit ihren Frauen Annemarie und Mädi vorstellten, kam auch bereits Gerda und Bruno Schweizer dazu, so waren wir bereits acht von der Gruppe auf unserer Teilnehmerliste, aber im Flieger verlor man sich wieder aus den Augen. Im unübersichtlichen, weitläufigen Flughafen Frankfurt sowieso. Dort wurden wir per Bus hinaus zu unserer Condor Boeing 767-300 gefahren, wo wir über eine Hebebühne-Treppe hinauf zum Einstieg klettern mussten. Janosch hiess unser Vogel und davon musste ich doch zuallererst ein Foto haben für meinen Enkel Janosch. Ein kleines bisschen Schlaf hat mir dann doch die lange Flugzeit von mehr als zehn Stunden etwas verkürzt. In Santo Domingo war Zwischenstopp und man konnte den Aufenthalt für eine kurze Kaffeepause benützen und zum Wiedereinstieg bekam man eine allgemeine Boardingcard.
Warum auch immer in einem Flugzeug nach einem Nachtflug ein solch grenzenloses Chaos hinterlassen werden muss, alles war wieder fein aufgeräumt und eine neue Crew begrüsste uns frisch und deutsch. Überrascht stellte Marlis fest, dass unser Flight Attendant Herr May hiess. Noch selten ist ihr dieser, ihr lediger Name begegnet und natürlich wird geflirtet. Gut ist eine solche Begegnung nicht früher passiert, sonst wer weiss, hätte man am Schluss noch sagen müssen: May-May.

der Flug mit Janosch Hilfe mit den Einreisepapieren Costa-Ricanisches Frühstück Pura Vida Willkommens-Apéro

Nicht erst am Ausgang, sondern noch bevor wir zum Zoll und Einreiseschalter kommen, erwartet uns unser Reiseleiter mit dem Schild ‚Thurgau Travel' und seiner ersten, sehr willkommenen Dienstleistung. Er ergänzt unsere Einreisezettel, auf welchen wir ja vieles nicht richtig verstanden haben, auf dass wir am Schalter der Migración keine Scherereien bekommen. Rosmarie und Walter Ambühl machen hier nun auch unsere Gruppe komplett. Alles läuft reibungslos, nur bis endlich auch mein Koffer auf dem Rollband erscheint, sind die andern schon längst draussen und beladen zusammen mit Ernesto, unserem Fahrer den Kleinbus. Es ist ein neuer, sauberer Toyota mit 17 Plätzen.
Sabrina, Stephans Frau ist auch beim Empfangskomitee und weil sich Stephan hier noch einer Frau annimmt, die der spanischen Sprache nicht mächtig, hier verloren am Flughafen gestrandet ist, begleitet Sabrina uns auf dem Weg zum Hotel. Als Partnerin des im Aufbau begriffenen Touristikunternehmens ist sie eher für Familienbetreuung der Gäste zuständig, während Stephan die Rundreisen führt.
In einem Land, das ja fast am Äquator liegt und in welchem nach meinen Vorstellungen eitel Sonnenschein herrschen sollte, regnet es just zu unserer Begrüssung. Aber das gehört dazu, hier regnet es jeden Tag einmal, doch es ist auch schnell wieder vorbei. Auf der gut halbstündigen Fahrt herrscht jetzt am frühen Morgen um sieben Uhr ein mächtiger Verkehr. Es scheint, dass es nicht viel nützt, dass am Montag keine Autos mit der Endziffer 1 oder 2 in ihrer Nummer fahren dürfen. Am Dienstag sind die Nummern 3 und 4 und am Mittwoch 5 und 6 etc. ausgeschlossen. Sabrina erklärt uns, dass man das gut umgehen kann, indem man einfach ein zweites Auto mit einer andern Nummer einlöst.
Im Hotel angekommen, gibt es erst mal Frühstück. So richtig costa-ricanisch mit Gallo Pinto, das ist Reis mit Indianerbohnen und gebratenen Kochbananen, neben anderem wie Rührei, Würstchen, Röstiplätzchen, auch Brötchen, Toast und süsse Kekse und vor allem viele Früchte.
Dann kann man sich ein bisschen ausruhen oder den Koffer auspacken. Den Grappa, den wir in Frankfurt im Dutyfree erstanden haben und der uns auf unserer Reise vor allfälligen Käfern und unliebsamen andern Überraschungen schützen soll, kommt uns gerade recht. Dass es noch morgen früh ist, wie unsere Kamera beim aktualisieren der Zeit behauptet, ist für uns im Jetlag überhaupt nicht nachvollziehbar. Pura Vida, hat man uns als Allererstes erklärt, sei das geflügelte Wort in Costa Rica und heisse soviel wie "geniesse das Leben" und unter diesem Motto stossen wir zusammen auf unsere vor uns liegende Ferienreise an.
Um 11.15 gibt's in der Lobby einen Willkommensapéro und da hat man die Gelegenheit, einander etwas näher kennen zu lernen. Ausser Annemarie und Walter sind alles Thurgauer, die zum Teil auch mit der Familie Dähler bekannt sind. Stephan ist der Sohn Johann Dählers, der hier in Costa Rica ein kleines Ananas-Imperium aufgebaut hat und über welchen mal ein Bericht im Fernsehen kam. Die Altersdifferenz zwischen den Teilnehmern beträgt vielleicht zehn bis fünfzehn Jahre und ich vermute, dass ich nicht die Einzige bin, die sich diese Reise zum Geburtstag schenkt.
Am Nachmittag steht eine Stadtbesichtigung auf dem Programm.

vergittertes Heimatmuseum Jade und versteinertes Holz auf der Stadtrundfahrt vor dem Nationalmuseum im Foyer

Zuerst fahren wir mal bei einem kleinen Museum vor, wo Kunsthandwerke verschiedener Indiostämme gezeigt oder auch bearbeitet werden. Frösche, Tukane, Schildkröten und noch mehr sind Symbole in ihrer Mythologie, die auf den Köpfen von Skulpturen dargestellt sind und prompt hat ein Tukan von Marlis Besitz ergriffen. Das heisst, es sind deren drei, denen sie verfallen ist und die sie nun als wunderschönen Schmuck um ihren Hals trägt. Es sind drei Tukane, einer aus dunkler Jade, und zwei aus versteinertem Holz, sorgfältig in Silber gefasst und auf einem silbernen Reif befestigt.
Durch belebte Strassen geht's weiter vorbei an wichtigen Plätzen und Gebäuden und Pärken mit ihren bronzenen Helden und was man ja so einfach gesehen haben muss und am Schluss dann doch nichts mehr von alledem nicht mal mehr auf einem gemachten Foto benennen kann. Es gibt aber doch noch Handgreifliches. Wir steigen beim Nationaltheater aus. Ein Theater ist für die Menschen hier wichtig und schön und vornehm soll es sein. Das Foyer hier macht einem königlichen Schloss die reinste Konkurrenz. Mit Exportsteuern von den Kaffeebaronen wurde es erbaut, fehlerhaft anfangs, bis man einen Italienischen Ingenieur zuzog, der alles vollendete. Das bekannteste Gemälde, das von Kaffee und Bananenexporten erzählt, ziert auch einen Geld-Schein und verrät die ausländische Herkunft dieses Architekten - so trägt man doch kein Bananenbündel!
Jemand hat den Wunsch geäussert, doch auch die Gelegenheit für einen Besuch im Gold- oder Geldmuseum zu nützen. Dieses ist gerade nebenan und im Untergeschoss ist ein Ethnomuseum angegliedert, was uns Geschichte und Kultur der acht verschiedenen indigenen Gruppen oder Stämmen, die heute noch in Costa Rica leben, etwas näher bringt, von Ureinwohnern die tausende von Jahren vor Kolumbus hier lebten. Eindrücklich ist für mich ein Grabfund mit einer dieser geheimnisvollen Steinkugeln als Grabbeigabe. Man hat in Costa Rica über dreihundert solche geometrisch perfekt aus Stein geformte Kugeln in allen Grössen gefunden, aber ihre Herkunft ist mysteriös und ihr Alter konnte bis jetzt nicht bestimmt werden. Man hat Kugeln mit Durchmessern von wenigen Zentimetern bis fast drei Meter gefunden.

Theatersaal königlicher Prunk im Nationaltheater im Goldmuseum Deckengemälde des Museums auf der Banknote

Anschliessend gibt es eine kleine Fahrt über Land. Ernesto hält in einem schönen Garten, wo uns dessen Betreuer stolz seine mit vielen Bromelien- und Orchideenarten bewachsenen Bäume zeigt. Nun beginnt es wieder etwas zu regnen und wir müssen in der Veranda an gedeckte Tische sitzen. Man hat uns erwartet und vor lauter Blumengarten ist die Suppe schon fast kalt geworden. Wir sind hier in der Firma Sibu, einer Schokoladefabrikation, welches von einem befreundeten Ehepaar Stephans aufgebaut wurde. Hier werden in Handarbeit kostbare Bio-Pralinen hergestellt und zusammen mit dem angegliederten Restauräntchen, probiert man sich ein kleines Auskommen zu sichern. Ein Müsterchen der Produktion lag im Hotelzimmer auf der Bettdecke. Leider ist man heute nicht am Produzieren, als Getränk zum Essen gibt's aber Kakao aus Eigenproduktion, geschwungen mit dem eigens dafür bestimmten schneebesenartigen Stöpsel, der wohl das gewisse Etwas ausmacht. Im Ausstellungsraum nebenan übersetzt uns Stephan alle unsere einschlägigen Fragen, die wir an den Produzenten stellen können. Auch Müsterchen zum Probieren aus dem Sortiment werden gereicht, natürlich in der Hoffnung, dass man auch etwas kauft. Auch wenn so ein Schachteli, dessen Karton aus den abfallenden Schalen der Kakaobohnen hergestellt ist, sehr glustig aussieht, möchte ich nicht am ersten Tag Heimbringsel kaufen, die ich die ganzen Ferien hüten und vor Wärme schützen muss. Damit man das aber nicht muss, machen Mädi und Annemarie vom Angebot Gebrauch, dass ihnen die Sachen am letzten Tag unserer Reise, wenn wir wieder nach San José zurückkommen, ins Hotel geliefert werden.

tropischer Garten... bei Sibu, der Schokloladenfabrik kostbare Bio-Pralinen zum Essen gibt's Kakao Hotel Palma Real in San José

Auf der Rückfahrt in die Stadt faszinieren mich all die schönen, orangerot blühenden Bäume, aber leider versuche ich ziemlich vergeblich mal einen solchen im Vorbeifahren auf meinen Chip zu bannen. Schnell bricht auch die Nacht herein und ich bin ziemlich froh, nach einem kleinen Schlummerbecher endlich ins Bett zu kommen, auch in Anbetracht dessen, dass es morgen bereits um sieben Uhr wieder losgeht.


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