Akaroa - Christchurch
Das Wetter gibt sich Mühe und beginnt den Himmel langsam blau zu bepinseln,
sicher für mich, wegen der Farbe. Unten im See liegen gleich zwei
Kreuzfahrtschiffe und drehen dort ihre Pirouetten, während sie wohl warten,
bis die ausgetenderten Passagiere, die von ihrem Adventure, mit den Hectors
Dolphins zu schwimmen, wieder an Bord gekommen sind.
Auf der Karte habe ich gesehen, dass es hier ausser der normalen Strasse noch eine
Tourist-Route gibt, die mit Summit Road eingetragen ist. Das tönt wieder
einmal nach 'Kreten-Highway' und wenn es noch so viele Kürvlein haben sollte -
René ist dabei. Es ist wirklich fantastisch, wie der Weg einmal links,
einmal rechts fast zuoberst auf den Kreten, einen wunderbaren Ausblick manchmal bis
zum Meer und auf der anderen Seite über alle Hügel hinunter bis Akaroa
bietet. Die Wolken, welche sich noch nicht ganz verzogen haben, tummeln sich zwar
immer noch, aber doch wenigstens höher, als all die Gipfel ringsherum. Auf der
Höhe der Passstrasse kommen wir wieder auf den normalen Weg, den wir gestern
gefahren sind und heute auch wieder zurückfahren müssen, um nach
Christchurch zu kommen.
Die ganze Banks-Halbinsel sieht auf der Karte ziemlich ausgefranst aus, weil sie
unzählige schmale Buchten oder besser gesagt Fjorde hat. Der Akaroa Harbour
ist der grösste davon und der reicht bis ins Zentrum. Diese runde Halbinsel
ist wirklich durch einen Zwillings-Vulkan entstanden und der Akaroa Harbour war der eine
Krater und der Lyttelton Harbour der andere. Was, wenn die jüngsten Erdbeben
ein Erwachen dieser Vulkane anzeigen?
Beim Lake Forsyth, wo man wieder auf Meereshöhe herunter gekommen ist, beginnt
eine langestreckte Sandbank, die auf der Karte wie ein Storchenschnabel aussieht
und dahinter schliesst sie eine Lagune ein. Ich finde es spannend zu sehen, wie
sich die Baumallee am Horizont verliert. Leider verläuft die Strasse auch
alles dem Ufer entlang und da mach mal ein Bild von einer solchen Ebene!
Dafür gibt es heute wieder einen Beitrag für meine Lollipop-Boy-Sammlung.
Damit noch nicht genug. Der Flagman gibt uns die Strasse erst frei, wenn das
Pilot-Auto die entgegenkommende Kolonne wieder entlassen und gewendet hat, um wie
auf dem Flughafen vor dem Flugzeug, vor uns her zu fahren und uns sicher an den
Teermaschinen vorbei zu navigieren.
Dann kommt bereits die Ortstafel Christchurch. Ein grosses Gelände in der
Agglomeration ist überbaut mit neuen Einfamilien-häusern. Alle im
einheitlichen Stil. Ein ebenso grosses Gelände wird mit Baggern bearbeitet und
bestimmt werden hier auch viele ein neues Heim bekommen, welche im Zentrum alles
verloren haben.
Am 22. Februar wird es ein Jahr sein, seit dem ersten massiven Beben, das grosse
Teile in der Innenstadt zerstört hat. Vom Beben an Weihnachten haben wir
nichts gespürt und wüssten von nichts, wenn nicht besorgte Mails nach
unserem Befinden gefragt hätten. Ein Schweizer hat uns erzählt, dass er
an seinem ersten Tag anfangs Jahr hier gerade wieder ein oder gar ein paar Beben
mitbekommen habe.
Irgendwo sollten wir für heute wieder Brot und Getränke besorgen und so
folgen wir Umleitungen, vorbei an zerstörten Häusern und Kirchen und
finden irgendwo einen Parkplatz, wo wir unser Auto mal hinstellen können. Es
ist genau die Gegend, wo wir das letzte Mal ein Einkaufszentrum gefunden haben. Der
grosse Pack'n safe sieht von dieser Seite auch ein bisschen mitgenommen aus und ein
Zwischenteil, wo ein Parkhaus war, fehlt. Dafür finden wir eine Strasse weiter
ein ganz neu erstelltes Einkaufszentrum mit Warehouse und New World, dem andern
grossen Lebensmittel-Riesen neben Countdown. Die beiden sind etwa mit Migros und
Coop zu vergleichen. Das Warehouse hingegen ist etwas wie die EPA war, aber mit
Hochregalen ähnlich wie Ikea.
Unsere Lady führt uns souverän nach Papanui, etwas in die Agglomeration.
Irgendwie stimmt es traurig, wie überall entweder leere Flächen sind,
oder ganz Neues im Bau ist oder einfach im Moment noch steht, was stehen geblieben
ist. Vor allem Kirchen fallen auf. Einmal steht nur noch der Turm, sicher noch
nicht vor langer Zeit neu renoviert, aber das goldene Kreuz zuoberst hängt
sehr windschief und ob der Rest des Turmes noch vielen weiteren Erdbeben
standhält, welche sich in den letzten Wochen häufen, ist zu bezweifeln.
Natürlich ist klar, dass zuerst die Infrastruktur, wie Wasser und
Abwasserleitungen und Geschäfts- und Wohnhäuser repariert werden und erst
nachher Kirchen und andere Denkmäler an die Reihe kommen.
Eigentlich wollte René in einem Fotogeschäft nach etwas Ausschau
halten, das ihn interessiert, aber irgendwie ist uns die Lust, in die Stadt zu
gehen, heute vergangen.
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