Broome - 80-Miles Beach
Es ist heute wieder etwas besseres Wetter, der Himmel ist noch leicht
bewölkt und es ist heiss. Wir machen uns auf die lange Strecke, die vor
uns liegt. Es heisst, dass in den 600 km bis Port Hedland einfach nichts sei.
Aber wir haben einen Caravanpark an der Eighty Mile Beach, ungefähr 320
km von Broome entfernt entdeckt und wir vollen diesen mal anpeilen. Eine
zweite Variante, nicht so weit fahren zu müssen, ist ein Roadhouse am
Highway, noch 140km weiter. Wir sind uns von Neuseeland gewohnt, täglich
hundert bis Maximum 200 Kilometer zu fahren, aber hier scheint es, dass wir
uns auf viel grössere Distanzen einstellen müssen. Wir müssen
als Erstes ein Stück der Great Sandy Desert durchqueren.
Wir haben den ganzen Highway für uns. Zu Beginn sieht man noch ab und zu
Kühe auf einer Weide und dort wo der Bauer wohnt, steht doch
tatsächlich mal ein Flugzeug auf dem Hofplatz. Schon am Anfang sieht man
die berühmte Tafel mit dem Känguru, das die nächsten 200 km
unvermittelt aus dem Gebüsch kommen kann. Wir hoffen fest, dass es keines
tut, wenn wir kommen. Wie in Neuseeland die Possums, liegen hier die
Kängurus am Strassenrand. Sie werden nicht so plattgefahren, denn dazu
ist ihr Körper wohl zu gross. Manchmal kommen Aasvögel und holen
sich die besten Brocken. Ungern lassen sie von ihrer Beute, so dass wir einmal
richtig abbremsen müssen, bis der Greifer loslässt und davon fliegt.
Aber meistens sieht man nur noch ausgebleichte und sauber abgenagte Knochen,
mehr oder weniger verstreut auf dem breiten Seitenstreifen, welcher neben der
Fahrbahn verläuft. Manchmal überzieht noch eine dürre, von
Fliegen umschwirrte Haut die ausgetrockneten und von den Termiten noch nicht
vertilgten Überreste der Highway-Opfer. Einmal kommt eine Echse aus dem
Gebüsch. Sie ist gut einen halben Meter gross, aber sie besinnt sich
beizeiten und verschwindet wieder, leider bevor ich vor Schreck daran gedacht
habe, meinen Fotoapparat zu zücken. Im Gras und in den Gebüschen
wachsen bald überall rote, bullige Termitenhügel. Ab und zu kommt
mal ein Fahrzeug entgegen. Normale Autos sieht man aber überhaupt nicht,
alles sind Allrader und natürlich die grossen Laster mit zwei oder drei
Anhängern.
Im ersten Roadhaus, wo uns eine schöne Eidechse freundlich zuwinkt,
gibt's einen Kaffee und im zweiten eine Glacé, nur damit man die
Ambience vom Roadhouse gesehen hat, denn jede dieser Raststätten hat ihre
eigene, persönliche Identität. Man bekommt hauseigene Souvenirs und
T-Shirts mit Aufdruck.
Es ist schon sehr ermüdend, immer geradeaus zu fahren und jetzt fasse ich
mir ein Herz und probiere es auch mal. Ich habe mich ja die ganzen drei Monate
in Neuseeland davor gedrückt. Hier kann man ja keine Ausrede bringen und
wir haben eigentlich ein ganz tolles Auto. Man muss nie schalten, man muss nur
einmal ein kleines Hebelchen für den Tempomat betätigen und dann
fährt das Auto ganz allein. Das einzige, was man noch tun muss, ist die
Spur zu halten, geradeaus und stundenlang. Ich schaffe das erste Mal gut 100
Kilometer und bin darauf schon ganz stolz.
Endlich kommt die Abzweigung zur Eighty Mile Beach mit Wegweiser zum
Campingplatz und Hinweis, dass Cabins zu 170$ zu haben sind. In Broome haben
wir fürs Hotel und auch die Cabin auf dem Campingplatz 110$ bezahlt. Hier
hat man keine andere Wahl und auch keine Konkurrenz. Es sind noch neun
Kilometer ungeteerte, rote Strasse, gesäumt mit roten Termitenhügeln
und zum Teil noch recht grünem Grasland, wo kleine Kängurus,
wahrscheinlich sind es Walabies, weiden. Sie sind recht scheu und fliehen vor
unseren gwundrigen Blicken und gierigen Objektiven. Vom gestrigen Regen liegen
ab und zu noch grosse Wasserlachen und wir verscheuchen mit unserem Kommen gar
schwimmende Enten von der Strasse.
Die Cabin, die wir bekommen, ist recht geräumig und sauber und wir
hätten sogar zwei Schlafzimmer zur Verfügung. Es reicht uns gerade
noch, dem Meer unsere Referenz zu erweisen. Hinter einer Düne hat es sich
allerdings, wie immer, wenn wir kommen, weit hinaus verzogen. Sanddollars,
Seegurken und anderes Getier, das sich noch in der weiten, spiegelnden
Fläche des leeren Strandes tummelt, locken uns immer weiter hinaus. Im
Lauf des Nachmittags haben sich schwarze Wolken zusammengebraut und diese
kommen nun immer näher. Ein Regenbogen, der sich ebenfalls im nassen Sand
spiegelt, eilt ihnen voraus. Der Wolkenbruch holt uns ein, bevor wir daheim
sind, aber der Regen ist warm, man könnte sich geradezu das Duschen
sparen.
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