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Blauer Himmel, eine goldene Sonne und Buchelis Versprechen, dass mindestens eine Woche von dieser Sorte daran angehängt wird, läuten unsere Ferienreise nach Rügen ein. Höchstens in der Mitte der Woche ein wenig Gewitter. Nachdem ich letzten Sonntag auf meiner Sommerwanderung stundenlang durch meterhohen Schnee über den Surenepass stapfte, sehe ich diesem "Kontrastprogramm" direkt gelassen entgegen. Der Zubringer von Basel hält heute nur für Marlis und mich in der Windrose in Pratteln an und weil wir beide noch voller Eindrücke eben erlebter Reiseabenteuer sind, sei's von Winterwanderung oder Kamelritt durch Tunesien, worüber man berichten muss, sind wir flugs im Rütihof angelangt, wo sich ein freundlicher Chauffeur unseres Gepäcks annimmt und im Bauch des modernen Königsklasse-Busses verstaut. Bis zur Abfahrt reicht es noch für einen Kaffee mit Gipfeli, sehr willkommen, denn dank Reisefieber ist ein ordentliches Frühstück zu Hause nicht möglich.
Dann schwärmen die Twerenbold-Busse aus dem Rütihof aus, wie die Bienen und sammeln unterwegs in Kloten, Winterthur und Wil noch fleissig Leute ein. Drei Personen konnten ihre Reise nicht antreten, dafür freut sich Elisabeth, welche dank ihrem Eintrag auf der Warteliste nun kurzfristig zum Glück kam, in der vordersten Sitzreihe mitzureiten. Auch der einzelne Sitz in unserer dritten Reihe ist freigeblieben. Das kann mir natürlich beim Fotografieren noch von Nutzen sein, wenn die Sonne auf meiner Seite blendet. Wir beide haben ja den Zuschlag für die dritte Reihe bezahlt.
Mit 28 Reiseteilnehmern nun vollzählig, ist in der Zwischenzeit die erste Kaffeepause fällig. Über die Ausfahrt Rheineck steuert Chauffeur Bruno C. den Landgasthof Schiff in Buriet an. Buriet? - noch nie gehört, aber ich mache mich auf der Landkarte klug. Buriet ist in nächster Nähe von Speck, Neuseeland, Haufen, Hinterlochen oder Wienacht! Alles klar? Aber mit Reisebussen voller Gäste wird man hier im Schiff spielend und gediegen fertig.
Über Lustenau verlassen wir die Schweiz und nun geht's nordwärts und noch vor der Mittagsrast bei Burgerking in Giengen, haben wir schon bei Ulm die Donau überquert und um drei Uhr, ideal zu einer grösseren Pause, biegen wir in der Nähe des Stadttores bei Rothenburg ob der Tauber in den Busparkplatz ein.

Twerenbold Königsklasse Landgasthof Schiff in Buriet entlich ein Whopper der Sogn-Gieri-Brunnen Protzkisten

Mit Fotoapparat bewaffnet, können wir nun dank dem Prachtswetter in diesem mittelalterlichen Städtchen auf Fotosafari gehen. Gemessen an der Million Touristen, welche jährlich diese gut erhaltene Altstadt mit ihren vielen verwinkelten Gässchen und wunderschönen Fachwerkhäusern besuchen, ist heute nicht gerade viel los. Alle scheinen ausserhalb der Tore am Rothenburger Volksfest zu sein. Einzig ein paar Besitzer von aussergewöhnlichen Luxusautos kreuzen protzend in den sonst fast autofreien Gässchen herum.
Vom weltberühmten Plönlein mit Sieberstor und Kobolzeller Tor habe ich nun aber ein gelungenes Erinnerungsbild. Für einen Rundgang auf der Mauer oder die Besteigung des Turms beim Rathaus reicht es nicht und auch eine Visite bei Käthe Wohlfahrt brauchen wir heute nicht. Den Riemenschneider-Altar finden wir nicht, wohl weil sie Eintritt in die Kirche verlangten. Aber wir lassen die Erzählungen des Nachtwächters bei unserem letzten Besuch dieses wunderschönen Städtchens Revue passieren und haben fast Mühe, in den engen Gässchen unsere Augen nach oben schweifen zu lassen, so plastisch hat dieser die mittelalterliche Sitte beschrieben, wie man sich morgens dem Inhalt der Nachttöpfe entledigte.
Dafür entdecke ich, dass auf dem grossen Brunnen am Marktplatz, wo man die Bäcker im Schandkorb ins Wasser tauchte, wenn ihre Brötchen nicht das vorgeschriebene Gewicht hatten, ein wunderschöner St. Georg seinen Drachen tötet. Es ist seit jenem Ersten in Rhäzüns, der dreiunddreissigste in meiner Sogn Gieri-Sammlung.

Plönlein mit Sieberstor alte Fassaden Rathaus Stadtmauer-Tor vor Käthe Wohlfahrts Weihnachtsladen


Das Bewusstsein, dass dieses Bijou von Stadt in den letzten 14 Tagen des Krieges noch massiv bombardiert wurde, nur weil man sich der Bomben entledigen musste, da man das eigentliche Angriffsziel auf ein Öllager im oberfränkischen Ebrach nicht fand, tut fast weh. Die Zerstörung betraf hauptsächlich den Ostteil der Altstadt, so dass die bedeutendsten Baudenkmäler erhalten geblieben sind. Nach dem Krieg wurden die zerstörten Gebäude originalgetreu aufgebaut bzw. saniert. Nach Kriegsende beteiligten sich die Amerikaner mit großzügigen Spenden am Wiederaufbau, wie noch heute die Spendertafeln am Wehrgang belegen.

Touristenziel seit Anfang des 20. Jahrhunderts ein, aber nicht  d e r  Riemenschneideraltar Konzert auf dem Marktplatz Tore Windrad im Getreidefeld

Das Städtchen hat sich uns heute so brilliant präsentiert, dass bestimmt der Eine oder Andere, der noch nie hier war, Lust auf Mehr bekommen hat.
Die Autobahn führt uns nun zwischen Würzburg und Schweinfurt nordwärts. Getreidefelder, für uns von erstaunlichen Ausmassen, bedecken die Landschaft. Immer wieder und immer mehr verlocken mich moderne Windenergieanlagen zu einem Schnappschuss aus dem fahrenden Bus, meistens jedoch mit mässigem Erfolg. Diese nun schon bereits gut ausgeklügelten Windräder scheinen hier recht populär zu werden. Die sich im Wind drehenden Rotorblätter geben die Rotationsenergie an einen Generator weiter, der sie in elektrische Energie umwandelt und ins Netz eingespeist wird. Manchmal sieht man zusätzlich neben dem Getreide noch ganze Felder von Solar- oder Photovoltaikanlagen.
Am Horizont erhebt sich ein langgezogenes, blaues Hügelgebiet. Es ist die Rhön, ein Mittelgebirge und zum Teil vulkanischen Ursprungs, welches wir nun durchqueren oder vielmehr, in welchem unser heutiges Etappenziel, der einstige Bäder-Kurort Bad Kissingen liegt. Das Hotel Sonnenhügel, ein riesiger Komplex, bietet uns heute seine Gastfreundschaft an. Zuerst eine willkommene Dusche nach der langen Fahrt. Vielleicht wäre ein Schwumm in der hoteleigenen Badelandschaft gut gegen die vom langen Sitzen aufgeschwollenen Knöchel? Doch heute wird auf der Terrasse ein Twerenbold-Willkommensdrink offeriert. Da reisst man sich direkt den letzten freien Stuhl unter den Nagel und wenn's noch nicht reicht, holt man sich halt einen aus der Bar.

Photovoltaikfeld
Hotel Sonnenhügel das kalte Buffet Margrit und Hanspeter Rolf und Elsbeth

Dann geht's endlich an den Trog und wir schwelgen im sagenhaften Angebot des kalten und warmen Buffets. An zwei Tischen bei zwei Ehepaaren, einem Ruedi mit Margrit und einem Rolf mit Elsbeth und einer weiteren Elisabeth und einem Hanspeter geht bald die Post ab. Die Gruppen scheinen sich bereits zu formieren und die Wellenlänge stimmt glaube ich auch. Schön, dass man so bald und ungezwungen beim Du ist. Wir sitzen ja jetzt eine ganze Woche zusammen im selben Boot und haben einen guten Kapitän am Steuerruder, der uns hoffentlich sicher durch die Wogen des Verkehrs navigiert.
Mit den Schlummerbechern wird auf der Terrasse zum ersten Mal zum gemeinsamen Prost "zämeghebt".
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