Dienstag, 15. Januar 2008

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Unsere Abfahrt aus New Plymouth scheint heute freundlicher zu werden, als gestern in Wellington. Die Sonne scheint, aber es hat doch noch mächtig Kumuluswolken, vor allem rund um den Taranaki, der, solange er in Sicht wäre, sein stolzes Haupt darin oder darüber versteckt.
Bevor wir aber die Stadt verlassen, halten wir nochmals bei Puke Ariki an. Zwar nicht um das Museum zu besichtigen, sondern das ultramoderne Infozentrum darin zieht uns mehr an. Wir wissen jetzt wies geht, und so zielstrebig, wie wir mit dem Portemonnaie in der Hand daherkommen, weiss die Dame am Schalter gerade, dass wir ans Internet wollen.
Wir kaufen beide je 20 Minuten und ich hoffe, dass ich in dieser Zeit mein Monatsbild verschicken kann. Auf dem Memorystick habe ich alle Empfängeradressen zuhause bereit gemacht, sodass ich sie nur hineinkopieren muss. Der Schnappschuss aus Tairua mit dem fahrenden Gartenhäuschen mitsamt WC, finde ich gerade ein bisschen symbolisch als Gruss aus unseren Vagabunden-Ferien. Allein beim Klicken auf 'Senden' ist der Compi nicht mehr mit mir einverstanden. Mühsam muss ich komische Satzzeichen, welch er aus unerfindlichen Gründen eingefügt hat, herauslöschen. Es reicht mir für die Hälfte der Adressen und im allerletzten Moment, ehe die Zeit abgelaufen ist und der Compi automatisch herunterfährt, erhalte ich die Meldung der erfolgten Übertragung. Dann mache ich halt später nochmals einen Versuch.
Wir machen uns auf den Weg nordwärts. In dieser Gegend liegen erhebliche Gas- und Ölreserven. Unweit von New Plymouth sieht man eine Bohrinsel im Meer draussen. Also zweigen wir von der Strasse ab und fahren durch Waitara auf einer schnurgeraden Strasse, welche Richtung Meer führt. Dort können wir nun ungestört unsere Kameras heiss laufen lassen.

Bohrinsel vor New Plymouth Tang-Fischer einsame Gehöfte Farnbäume...

Die Welt, durch die wir fahren, ist ziemlich grün mit viel Landwirtschaftsland mit unendlichem Viehbestand. Am Strassenrand verraten jeweils ganze Hecken aus blauen Hortensien dahinterliegende Liegenschaften. Ihre Blütenzeit geht nun langsam zu Ende und die blaue und oft rosa Pracht beginnt sich gegen braun zu verfärben. Dafür prangen an vielen Strassenrändern die auch sehr beliebten weissen und blauen Schmucklilien in breiten Rabatten.
Der Verkehr ist mässig, vielleicht könnte ich auch fahren, aber René macht das ja super. Vom Taranaki (früher sagte man ihm glaub Mt. Egmont) sieht man immer nur seinen Fuss und die Kurven hinauf zum Mount Messenger nehmen nun auch die Sicht auf diesen Rest. Die Gegend ist fantastisch abwechslungsreich und immer wieder werden wir von Flagmans sicher über Baustellen gelotst. Ganz selten, dass man ein Lichtsignal einsetzt. Manchmal mit einem Walki-Talki ausgerüstet, stehen oder sitzen sie gelangweilt mit ihrem Wendesignal auf ihrem Posten, manchmal gar unter einem Sonneschirm und einer las so nebenbei die Zeitung.

...und Nikau-Palmen Outlooks... ...Richtung Tasman Sea Flagmans - or women

Es lohnt sich, bei den braunen Tafeln zu einem Lookout auf den Rastplatz zu fahren. Wir sind wieder nahe am Meer und können eine herrliche Bucht mit Höhlen in den Klippen überblicken. Dann geht's schon wieder auf einsamen Strecken landeinwärts durch eine malerische Schlucht mit Urwaldhügeln. Auf weiten Kilometern sieht man nur einzelne Gehöfte. In einem Store, wo man neben allem Nötigsten zum Einkaufen, auch Lotto einzahlen kann, gibt's Tip-Top, und diesmal schlecken wir am Bistrotischchen vor dem Laden eine Kiwiglacé. Bei Eight Mile Junction geht's wieder Richtung Süden. Die Dörfer sind winzig. Die Schulbuslinie endet, wo die Schule ist. Mapiu School - Mapiu Hall - Mapiu Store - und vorbei ist Mapiu.

Inland... ...am HW4
'HALT' Tongariro Nationalpark

Bald kommen die Vulkane in Sicht. Einer hat noch Schnee, aber sie hüllen sich ziemlich in Wolken. Bei der Abzweigung Nationalpark sind wir den drei aktiven Vulkanen schon recht nah und allein die Strasse mit dem malerischen Toetoe-Gras entlang zu fahren, finde ich traumhaft schön.

Kiwi Achtung Kiwis wir nähern uns den Vulkanen Bayview Chateau

Eine Weite öffnet sich. Der Highway 48 an dem Bayview Chateau, unser heutiges Hotel liegt, führt direkt in den Tongariro Nationalpark hinein. Der rosa Klotz, eben ein Schloss, umgeben von öder Wildnis, passt 'blendend' in einen Nationalpark. Zögernd treten wir ein, aber wir sind wirklich richtig. Wir bekommen wieder ein super schönes Zimmer. Das eine Fenster geht Richtung Osten mit Blick auf den symmetrisch kegeligen Mt. Ngauruhoe oder Mount Doom, wie er im Film Herr der Ringe scheints heisst. Durchs andere Fenster kann man die dicken weissen Wolken beobachten, wie sie sich ziemlich lebhaft über die Schneefelder des viel breiteren Mt. Ruapehu hin- und herwälzen. Es ist ein eigenartiges Gefühl, an den Flanken eines Vulkans zu nächtigen. Wie damals in Sizilien am Ätna, der zwei Wochen später ausgebrochen ist. Die Spuren des letzten Ausbruchs des Ruapehu sieht man noch auf seiner angeschwärzten Schneekappe. Es war am 26. September letzten Jahres, also noch im diesjährigen Frühling, während die Skisaison noch im Gang war.
Für das vornehme und gediegene Restaurant stürze ich mich extra in eine bessere Schale. Wir kehren jedoch bald ziemlich ernüchtert wieder auf unser Zimmer zurück. Auswahl an Menüs hätte es ein ganzes A4 voll, aber vegetarisches ist nur eins mit Tomaten und Knoblauch dabei. Also back to the noodels!

red Flax der Ngauruhoe Toe-Toe-Gras es ist wirklich Rauch!

Golden bescheint nun die Abendsonne den ganzen Kegel des Ngauruhoe, die Wolken sind weggeblasen. Ich schnappe mir nochmals die Kamera, um noch ein paar weitere Fotos zu machen. Bis ich draussen bin, haben sich schon wieder neue Wölklein um den Krater gebildet. Jetzt realisiere ich erst, dass das ja Rauch ist, welcher dort aus dem Schlot aufsteigt. Das trägt natürlich zum nervenkitzligen Gefühl auch noch bei.
Das Erdbeben erleben wir aber mitten in der Nacht und nicht mal durch den Ruapehu hervorgerufen. Wenn man jede Nacht an einem andern Ort schläft, bringt es mit sich, dass man sich schon mal besinnen muss, wo lang es nun schon wieder zum Topf geht. Mal steht er hinter der Tür des Badezimmers, mal geradeaus. Hier haben wir sogar einen kleinen Gang, durch welchen man zum Badezimmer und zum Eingang kommt. Da unser Schloss inmitten einer Wildnis steht, fehlen natürlich auch Strassenlaternen, welche ins Zimmer hereinscheinen. Einäugig peile ich zielgenau das dunkle Viereck des Durchgangs an und lande krachend in der Mahagoni-Tür des Wandschranks.

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Dienstag, 15. Januar 2008