Samstag, 2. Februar 2008

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Noch verzieren Wolken die Remarkablen, aber in der Nacht habe ich doch die Sterne gesehen. Es ist frisch geworden und klar. Wir haben nur 120 km vor uns und halten deshalb schon beim ersten braunen Wegweiser, welcher zur alten Lower Shotover Bridge weist, an. Die am Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute hölzerne Brücke löste eine Fährverbindung über den breiten Shotover ab. Ums Jahr 1860 noch erbrachte dieser pro Schaufel 155 Gramm Gold und galt als ergiebigster Fluss der Welt. Heute ist er beliebt als Tummelplatz für River Rafting und Jetboote. Solche Jetboote, in welchem ein halbes bis ein Dutzend Leute Platz finden, haben eine verstellbare Hochleistungsdüse, mit welcher man lenken kann. Mit bis zu 400 PS starken Motoren flitzt man dann mit bis zu 85 km/h auf Flüssen und durch Schluchten. Eben Nervenkitzeln und Verrücktheiten, nicht nur in Queenstown.

am Mighty Shotover Shotover nordwärts die Lower Shotover Bridge Auenlandschaft bei Arrowtown

Der zweite Halt ist ein Abstecher nach Arrowtown. René hat gestern auf der Karte den interessanten Flussverlauf mit seinen Auen gesehen und stellt sich dort gute Fotosujets vor. Er liegt richtig und der verträumte Morgenspaziergang in freier Natur lohnt sich auch, trotz gezogenen Schlappen im lauschigen Bach. Beim Rückweg zum Auto schlendern wir durchs Städtchen, welches als ehemalige Goldsucherstadt im historischen Stil renoviert und offensichtlich, aber sympathisch auf Touristen aus ist. Wir besuchen das Goldgräber-Museum nicht, dafür will ich einen Cappuccino. Schade, es ist wieder nur ein Gewöhnlicher!

mächtige Weidenstrünke Natur pur mit Tücken Arrowtown, die alte Goldgräberstadt

Die Strasse führt durch eine gebirgige Gegend, dem Kawarau River entlang, einem Tal, das mich teilweise ans Wallis erinnert, denn es gibt hier wieder viele Rebberge. In einer kleinen Schlucht sucht man immer noch Gold und man wird eingeladen, es mit dem Goldwaschen auch mal zu probieren. Eine geführte Tour durch die Goldminen oder Goldfields Jet boating auch hier. Das Restaurant aber scheint ausgestorben, nichts ist los und Spektakuläres gibt's nichts zu sehen, also steigen wir doch wieder ein und bald haben wir auch schon Cromwell hinter uns. Hier im Gebiet des Lake Dunstan wird neben Reben auch Obst angebaut und grosse Aprikosenplantagen fallen auf.

Post in Arrowtown liebevoll restauriert
man könnte Gold waschen ob's wohl noch was hat?

Weiter in Richtung Wanaka ändert sich die gebirgige Landschaft, die Hügel werden wieder sanfter und aus einer weiten Ebene hat sich der Clutha River ein breites Tal ausgefressen.
Es ist erst Mittagszeit und wir sind schon bald an unserem heutigen Ziel angekommen. Das auf meiner Karte rot bezeichnete Warbird-Museum bei einem kleinen Flugplatz liegt gerade an der Strasse. René weiss, dass man mit diesen Oldtimer-Kriegsflugzeugen alljährlich eine richtige Flugshow veranstaltet, man hält diese also in flugtauglichem Zustand. Im Museum der Kriegspiloten löst allerdings das Bestaunen der Bomben und Bordkanonen eher zwiespältige Gefühle aus und lässt die etwas bedrückende Frage offen, wie viele Menschen wohl durch deren Einsatz ums Leben gekommen sind. Ein Blick in den Hangar, wo die alten Maschinen restauriert werden, ist aber für René aus technischer Sicht sehr interessant.

Kriegsveteranen Start zum Sky diving zu Zweit ists kein Problem happy Landing

Draussen vor dem Hangar fällt auch was vom Himmel. Es sind keine Bomben, sondern lebendige Skydivers. Da müssen wir doch gerade deren Landung mitverfolgen und spurten um die Ecke des nächsten Gebäudes. Dort hat es noch mehr solch illustre Gäste. Es wird Fallschirmspringen im Doppelpack angeboten. Fünf junge Leute stehen schon reichlich nervös in einheitlichen Overalls und 'Gstältli' umher und warten auf ihr Flugzeug. Sie haben ihre Einführungslektion hinter sich und ihren freien Fall aus 12 oder 15 000 Fuss Höhe, das sind gut 4500 Meter, vor sich. Natürlich fiebern wir zusammen mit ihren hier gebliebenen Kameraden, welche auch kamerabewaffnet den Himmel nach farbigen Punkten der Gleitschirme absuchen. Es kommen nicht alle gleichzeitig an. Der Eine hat wohl die ganzen 15000 Fuss gebucht und ist erst eine Etage höher ausgestiegen. Alle Passagiere landen aber zielgenau und sicher, dank ihrem auf den Rücken geschnallten Piloten, welcher die Steuerfäden des starken Fallschirms bedient, an welchem beide festgegurtet sind.
Ein paar Kilometer weiter halten wir im Sinne verwirrenden Puzzling World. Von der Strasse aus fallen die windschiefen Türme ins Auge, nein eigentlich müssten sie schon umgefallen sein. Neugierig parkieren wir vor einer relativ hohen Bretterwand. Ein richtiges Labyrinth. Vier hölzerne Türme markieren die Ecken und es gibt Brücken und Treppen, auf denen die Leute umherhuschen. Ich muss erst mal auf's Örtchen. Dazu muss man durch die Gartenwirtschaft, welche im Innenhof und gleichzeitig im Herzen des Labyrinths ist. Unterwegs sind verschiedene Bilder von Escher aufgehängt. Jene Bilder, die so gezeichnet sind, dass man nicht weiss, was oben und unten, hinten und vorn ist. Ich nehme den rechten Eingang für Weiblein und René geht links. Wir treffen uns hinter einer Wand wieder in einer grossen, römischen Toilette. Auf beiden Seiten lange hölzerne Bänke mit Löchern im Abstand von etwa anderthalb Metern. Verschiedene Leute mit Hosen an den Knien, verrichten da einfach ihr Geschäft in Gesellschaft, wie dies früher wohl bei den Römern üblich war. Es braucht wirklich einen zweiten Blick, um zu sehen, dass die Fortsetzung der Bank ein perspektivisch hervorragendes Gemälde ist. Natürlich muss mir René für ein Foto auf einen solchen Abtritt sitzen. Es geht schon weiter, Männlein und Weiblein haben korrekter Weise nochmals jedes eine Tür, so wie es sich gehört. Vier einzelne Kabäuschen bei den Weiblein und jede Toilette hat eine spezielle Brille mit Deckel. Bei mir sind Jasskarten, Geldscheine und Münzen in Araldit eingegossen, beim nächsten sind es Blumen. Stacheldraht, wie in Davos im Mühlerestaurant, hat es keinen.

Irritationen und Verrücktheiten Irrgarten ...in Puzzling World

Natürlich lösen wir für 10$ je einen Eintritt, denn für Verrücktheiten bin ich ja immer zu haben. Zuerst sind in einem dunklen Raum verschiedene 3D-Bilder zu bewundern, Zeichnungen, die sich zu bewegen scheinen, also jene, die unser Hirn und unser Sehen täuschen.
Dann betritt man einen Raum, dessen Wände mit Konterfeis gekachelt sind. Bewegt man sich vorwärts, verfolgt einen der Blick von Einstein von der einen und jener von Churchil von der andern Wand. Jede dieser Kacheln ist wie ein Gipsabdruck-Negativ und zusammen mit der Beleuchtung entsteht dieser frappante Effekt. Noch verrückter ist der nächste Raum. Da ist ein Zimmer mit allem Drum und Dran einfach um etwa 10 Grad geneigt. Wenn man auf dem Boden geht oder gar das kleine Treppchen besteigt, hat jeder Betrachter das Gefühl zu Hilfe eilen zu müssen, damit man nicht umfällt, weil sich das Auge so an der Umgebung orientiert. Man muss richtig aufpassen, dass einem nicht schlecht wird. An der Wand ist ein Wasserhahn montiert. Wasser aus diesem Hahn läuft in einem Kanal, wie es scheint bergauf. Weil alles rings um einen herum um den selben Winkel schräg ist, scheint auch die an der Decke hängende Schaukel wie von Geisterhand schräg im Wind zu hangen. Ich bin ganz begeistert, wieder mal so was herrlich Verrücktes!
Also let's go in den Maze. Man sagt Mais und so ist wohl die Idee geboren, bei uns Labyrinthe in die Maisfelder zu schneiden. Der direkte Weg in diesem etwa 50 Meter im Quadrat messenden Irrgarten ist 1,5 Kilometer lang. Die meisten Leute würden aber etwa 3 bis 5 km zurücklegen, bis sie alle vier Ecktürme und am Schluss den regulären Ausgang gefunden haben. Wir irren zwischen den gut zwei Meter hohen Bretter-Paravents und laufen treppauf und treppab. Wir haben sogar den ersten Eckturm erreicht und probieren dank dem Überblick von hier aus etwa den Weg auszumachen, aber den Faden haben wir bald wieder verloren. Ausserdem haben wir nun auch Hunger. Zum Glück finden wir einen Notausgang, welcher in die Gartenwirtschaft führt, wo wir uns einen erfrischenden Härdöpfelsalat genehmigen.
Das Edgewater Resort in Wanaka ist praktisch am See, mit Aussicht bis fast zum Mt. Cook. Es ist ein wunderschönes Gebiet, so dass wir gerade noch ins Städtchen fahren und am Seegestade im schönen Sonnenschein unsere Dessert-Glacé schlecken.

im Edgewater Resort in Wanaka am schönen See es ist was im Tun Lake Wanaka

Der See und der Abend ist so wunderschön, dass wir noch ein Stück seinem Ufer entlang spazieren. In einer Bucht weit ausserhalb des Ortes scheint man auf irgend ein Event zu warten. Boote koppeln sich draussen im Wasser zusammen und ankern. Die sichern sich wohl die besten Plätze.
Ob es vielleicht ein Feuerwerk gibt? Das könnte man ja direkt von unserem Zimmerfenster aus sehen. Wegen dem Rippon Fest ist der Uferweg heute geschlossen und wer ein Billet hat, soll den Zufahrtsweg benützen, so heisst es auf dem Plakat, welches den Weg versperrt, auf welchem wir zurück gekommen sind. Rippon ist die Traubensorte, welche hier angebaut ist. Aber reif sind sie noch nicht ganz. Vielleicht eine Art Vor-Winzerfest? Nun beginnt auch schon dasSpektakel. Von wegen Feuerwerk - Bass und Schlagzeug dröhnen durch das geschlossene Fenster bis ins Hotel noch bis in alle Herrgottsfrühe. Zum Glück haben wir die Ohrenstöpsel dabei.

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