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Um 8 Uhr geht's mit gepacktem Koffer wieder weiter nordwärts. Wismar ist ein Städtchen, für welches sich ein Augenschein lohnt. Schon am Marktplatz fallen die schönen Giebelfassaden der Häuser auf. Die Wasserkunst, ein grosser, 12-eckiger Brunnen, dem man aber diese Funktion nicht auf Anhieb ansieht, das Rathaus und der alte Schwede mit seiner rot/schwarz, reich verzierten gotischen Backsteinfassade prägen das Bild. Wismar wurde im dreissigjährigen Krieg von Schweden besetzt. Da es auch eine Hansestadt ist, wird uns ein Spaziergang hinunter zum Hafen empfohlen, was wir natürlich befolgen. Vielfach sind die Häuser schön renoviert, aber auch vor allem an den meist roten Backsteinkirchen sind Restaurationen im Gang. Im Hafen liegen kleine Schiffe, auf welchen eine variantenreiche Auswahl von geräuchertem Fisch angeboten wird. Es duftet verführerisch und wir werden schwach. Ein Fischbrötchen, das wie ein Hamburger aussieht, müssen wir doch mitnehmen zum Probieren. Die freundliche Fischersfrau wäre bestimmt enttäuscht, wenn wir ihre wunderbare Auswahl und Auslage nur einfach zum Fotografieren missbraucht hätten.
Vom Hafen sind alle Wege zurück zum Marktplatz auch gut ausgeschildert und in eine Galerie am Weg muss Marlis 'nur einen Blick hineinwerfen'. Heraus kommt sie aber kichernd mit einem nackten Pummelchen von Keramik-Engel mit Flügeln aus Federn und sogar einem Schnäbeli!

Wasserkunst auf dem Marktplatz in Wismar der alte Schwede Räucherfischangebot auf dem Boot im Hafen von Wismar die Schnäbeli-Engel

Ob solchen Frivolitäten muss man ja fast Busse tun, deswegen lenken wir unsere Schritte noch hinüber zur Nikolaikirche. Im Innern beeindruckt die immense Höhe des Mittelschiffes von 37 Metern. Den Marienschrein und Teile des Thomasaltar aus dem 15. Jahrhundert kann ich anhand meiner eingefangenen Fotos zuhause identifizieren.
Der Eindruck ist sogar so gross, dass wir freiwillig einen erbetenen Obolus für die Besichtigung in die grosse, dafür vorgesehene Schatztruhe einwerfen.
Nach einer guten Stunde Fahrt durch weite Kornfeldgebiete und vorbei an vielen Windfarmen, erreichen wir Rostock. Wir alle waren mit dem Vorschlag des Chauffeurs einverstanden, dass er uns zum Hafen bringt, von wo wir mit dem Schiff bis Warnemünde fahren, wo er uns mit dem Bus wieder abholen wird. Vorher haben wir aber noch eine gute Stunde Zeit, uns in Rostock, dieser Hansestadt in Mecklenburg Vorpommern, umzusehen.
Mit einem Pfund Aprikosen vom Markt in Wismar und dem Fischburger machen wir's uns gemütlich im Schatten auf einem Bänkli unter der Aufsicht des bronzenen Kasper Ohm auf seinem Esel. Vom Fischbrötchen gibt's ziemlich fettige Finger, so dass es uns ratsam erscheint, in einem Bistro im Städtchen einen vorbeugenden Grappa zu bestellen und vor allem auf der Toilette unsere Hände von dem penetranten Rauchfischgestank zu befreien.
Zu viel mehr als einem oberflüchtigen Blick in die Altstadt mit den auch hier wunderbar restaurierten Häusern mit ihren Giebelfassaden reicht die Zeit nicht.

Marienschrein und Thomasaltar Korn und Windräder John Brinckman rsp. Kasper Ohm wo wir uns wieder treffen wollen Hafen in Rostock

Bruno zählt persönlich alle Schäflein, welche im Hafen die Mecklenburg besteigen und er wird uns in einer Stunde unten in Warnemünde wieder in Empfang nehmen. So können wir ein bisschen Hafenluft schnuppern. Bald verschwindet die Silhouette Rostocks mit seinen umgebauten Hafenspeichern. Auch der weit herum sichtbare Kühlturm des Steinkohlekraftwerks, die vielen Kräne der Hafenanlagen und gar Segelschiffe gleiten vorbei und grosse Fähren der Nordlink und Skandlines und die Huckleberry Finn der TT-Lines liegen weiter unten in der Mündung der Marnow vor Anker. Der Star für alle Fotografen aber ist das grosse Kreuzfahrschiff, die Celebrity Eclipse, die hier am Passagierterminal verankert ist. Sie ist erst vor zwei Monaten von Stapel gelaufen und zeigt sich mit ihren 315 Metern und 17 Decks ziemlich eindrucksvoll. Eine Crew von 1270 Leuten betreut auf ihren Reisen mehr als 2850 Passagiere.

Rostocker Silhouette Segler Warnemünde die Celebrity Eclipse Strohdächer

Bruno wartet schon und kaum sind wir gelandet fahren wir bereits schon wieder samt dem Bus auf einer Fähre hinüber ans andere Ufer des Hafens.
Auf Nebenstrassen geht's nun zwischen dem nahen Meer und dem Saaler Bodden, einem vom offenen Meer abgetrennten Küstengewässer entlang, um auch für eine Pause dem kleinen Ostseebad Ahrenshoop unseren kurzen Besuch abzustatten. Ein verträumtes, winziges Dörfchen, dessen Häuser alle mit Schilf gedeckt sind, als kleines Ferienparadies, zum Baden und Velofahren, über dessen Düne wir ein Auge voll Meer und Strand mit seinen Strandkörben erhaschen und die wieder langsam aufschwellenden Füsse kurz abkühlen können.

Ostseebad Ahrenshoop Radlerparadies Landwirtschaft und Wasser die Rügenbrücke Käsedessert-Buffet

Wasser, Land und Brücken wechseln sich nun ab und schon bald haben wir die neue Rügenbrücke in Stralsund erreicht. Über ihre 2, 8 Kilometer lange Spannweite erreichen wir nun die Insel Rügen, wo wir in Bergen im Parkhotel die nächsten drei Nächte verbringen werden. Eine begleitete Inselrundfahrt und der fakultative Ausflug nach Hiddensee erwarten uns da. Auch zu den 'fakultativen Ausgaben' gehört das morgige Abendessen und da im Städtchen kein so grosses Angebot für die Verpflegung ganzer Cars besteht, wird für morgen Abend im Hotel das Buffetangebot zu 15 Euro offeriert. Da ist also in der Pauschale inzwischen noch mehr gestrichen worden, damit die Preise gegenüber andern Carreisen im Angebot konkurrieren können. Neben einem Tag mit fakultativem Ausflug hat man nun bereits zwei Tage, wo nur Übernachten und Frühstück gerechnet wird. Beim Vergleich sollte man beim Buchen diese zusätzlichen Auslagen also auch noch mit einberechnen.
Bequemerweise melden wir uns für morgen Abend auch gerade hier im Hotel zum Nachtessenbuffet an, denn mit dem Angebot hier sind wir mehr als nur zufrieden. Allein von all den vielen Käsesorten auch nur je ein Stückchen zu probieren, ist schier nicht möglich. Da braucht es ja gerade noch einen Grappa und den wollen wir uns auf einem Verdauungsmarsch verdienen. Im Tüffelhus, in einem der wenigen offenen Restaurants des Ortes, schenkt uns eine äusserst freundliche und aufmerksame Serviertochter einen Super-Grappa ein. Schade, das hätte doch gerade das Beizlein für morgen sein können, aber wir versprechen, wenigstens zum Apéro dann nochmals vorbei zu kommen.

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