Singapur
Was uns hier im Hotel schon zu Beginn des Tages geboten wird, kann man wohl
kaum noch überbieten. Ein Buffet, das nun wirklich keinen Wunsch mehr
offen lässt und ich glaube nicht, dass ich schon jemals so viel an
Auswahl für ein Frühstück gesehen habe. Auch wenn wir nicht mal
von einem Zehntel probiert haben, werden wir wohl sicher bis am Abend nichts
mehr essen müssen.
Zuerst bemühen wir uns, zu einer Tageskarte für die
öffentlichen Verkehrsmittel zu kommen. Dazu müssen wir nach Orchard,
weil dort ein grösserer Knotenpunkt ist, wo die Verkaufsstelle bereits um
10 Uhr geöffnet ist. Wir tauchen also in den Untergrund an die Kühle
ab. An einem Automaten lösen wir eine Einzelfahrkarte, eine stabile
Kartonkarte, für welche man an den Ausgängen der U-Bahn einen Dollar
als Depot zurückbekommt. Auch auf unserer Zweitages-Singapurcard sind
zehn Dollar Pfand, welche man am Flughafenbahnhof auch wieder retour bekommt
und für 16 Dollar können wir nun zwei Tage unbeschränkt nach
Herzenslust Bus- und U-Bahn fahren. Alles ist immer sehr gut angeschrieben und
man findet sich gut zurecht. Wir sind uns einig - viel besser als im
Riesen-Flughafen in Frankfurt. Wir finden auch den Simlim Square wieder und
kommen mit neuer Kamera, Mini-Maus und 16-Giga-Chips wieder heraus.
Als
Nächstes nehmen wir uns die Marina-Bay vor, wo man im klimatisierten
Untergrund der drückenden Schwüle Singapurs entkommen kann. Wir
tauchen im Raffles Place, mitten im Banken-Zentrum direkt bei einer UBS auf
einer Strasse in tiefen Häuserschluchten wieder auf. Wir staunen, was
alles in den letzten vier Jahren an Wolkenkratzern in diesem Viertel noch dazu
gekommen ist. Noch immer sind Wolkenkratzer im Bau, aber da wo die immense
Baustelle war, die wir vom Hotel Mandarin Oriental, direkt an der Marina Bay
aus gesehen haben, ist nun das stolze Marina Bay Sands entstanden, diese
dreitürmige, architektonische Waghalsigkeit, die mit ihrer gemeinsamen
Dachterrasse aussieht wie die Arche Noah, die auf dem Berg Ararath gestrandet
ist. Christbäume zieren den Quai bis zum Art Science Museum, das wie eine
riesige Seerose auf einer Halbinsel in der Bay auch neu hinzugekommen ist. Man
zieht es vor, in der klimatisierten, trockenen Kühle des neuen,
gediegenen, weihnächtlich dekorierten und mit dezenten Weihnachtsmelodien
erfüllten Konsumtempels weiter zu wandern. Wir stolpern in eine
sagenhafte Orchideenausstellung, dann drücken wir uns neben zwei
Hotelgästen, die eine Karte haben, in den Lift eines der drei Türme
und schauen vom 11. Stock ins Innere des architektonischen Kuriosums. Sie
spinnen einfach! Der Vergleich vom Turmbau zu Babel steigt unwillkürlich
in mir hoch. Trotzdem wollen wir diesmal noch eine Fahrt mit dem
Singapur-Flyer erleben, welcher letztes Mal gerade eingeweiht wurde und nur
für VIP's zugänglich war. Ich konnte dort vom Hotelzimmer aus wegen
meinem Jetlag die halbe Nacht die Bemühungen mitverfolgen, bis das
riesige Rad in allen Regenbogenfarben erstrahlte. Während 30 Minuten hat
man nun schön Zeit im Licht der untergehenden Sonne eine
Totalübersicht über dieses verrückte Viertel zu bekommen.
Chinatown ist uns doch noch lieber und wir kehren abermals in 'unserer' Beiz
ein, weil mich die Silberfischli reizen, die ich auf der Karte gesehen habe.
Sie sind mit allem Drum und Dran knusprig frittiert, fast wie Pommes Alumettes.
Die Wirtin verrät mir, wo man Durians bekommen kann und natürlich
muss ich auch das probieren. Nur muss ich sie an Ort und Stelle essen
können, denn im Hotel steht an der Eingangstür gross angeschrieben,
dass Durians auch dort nicht erlaubt sind. Weil auch in den Bussen und in der
U-Bahn Durians, die auf dem Pictogramm wie eine stachlige Bombe aussehen,
verboten sind, nimmt es mich doch gerade wunder, was das denn überhaupt
ist. Es muss eine Frucht sein, deren Duft wohl penetrant sein kann, die aber
je nach Geschmack köstlich sein soll. Kurz gesagt, entweder man liebt
sie, oder man hasst sie. Fast in einem Hinterhof finde ich den besagten
Durianhändler und die 10 $ lasse ich mir diesen Spass schon wert sein.
Neben ganzen Früchten, die wie eine stachlige Melone aussehen und etwa
die Grösse einer grossen Ananas haben, kann man auch geschälte
Portionen in einem Styroporschälchen, mit Frischhaltefolie gut
zugedeckt, erhalten. Zwei, drei Tische zum "da Essen" gibt es auch und man
bekommt Plastik-Handschuhe und einen grossen Abfalleimer neben den Tisch.
Also, dass sie stinken, kann ich überhaupt nicht sagen und hassen tue ich
ihren Geschmack auch nicht gerade, einfach ungewohnt, vielleicht wie eine
Melone mit leichtem Zwiebelgeschmack. Da ich nicht weiss, ob die Wirkung auch
etwa ist, wie beim Knoblauch, getraue ich mich natürlich nicht die ganze
Portion zu essen, aber der Gwunder ist ja jetzt gestillt und im Dutyfree habe
ich für solche Fälle vorsorglich einen kleinen Whiskey mitgenommen,
mit dem ich im Hotel sicherheitshalber nachspüle.
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