Ahipara - Baylys Beach
Um halb zehn fahren wir wieder los. Wir folgen weiter der Küstenstrasse.
Wegen des Hokianga Harbour muss man aber doch einen weiten Bogen ins Land
hinein machen. Allerdings wollen wir diesmal nicht den ganz grossen Umweg auf
der Hauptstrasse nehmen, auf welchen uns die Dame vom GPS immer lotsen will.
Bei Mouhiti fahren wir rechts statt links und nun beginnt sie zu täubeln.
Ganz verzweifelt will sie uns immer zu einem U-Turn überreden, obwohl
diese Strasse, die wir nehmen, auf unserem Handy Atlas als
Küsten-Panorama-Strasse eingetragen ist. Autofähren sind ihr wohl zu
suspekt. Es reicht uns sogar in Kohukohu für einen gemütlichen
Cappuccino und dort kann ich meinen ersten voll blühenden Pohutukawa
fötelen. Der Wind hat sich heute wieder etwas beruhigt, aber dafür
gibt es immer wieder mal für zwei Sekunden einen Regenschauer, der aber
gerade wieder verdampft, weil die Sonne hinter der nächsten Wolke wieder
zum Vorschein kommt. Ganz vorne am Meer, wo der Einlass zum Hokianga Harbour
ist, fallen die riesigen Sanddünen auf und schon geht's wieder
landeinwärts und hinein in den Waipoua Forest, den einzig
übriggebliebenen Kauri-Wald und natürlich halten wir beim Tane
Mahuta, diesem mächtigen Kauribaum wieder an. Der 'Gott des Waldes' wie
er in der Maori-Sprache heisst, ist inzwischen zu seinen über tausend
Jahren noch um vier weitere älter geworden. Man hat jetzt den Zugang noch
mehr eingeschränkt und man kann nur noch auf hölzernen Stegen bis zu
ihm vordringen, damit man ja nicht seine Wurzeln verletzen kann, die sehr
empfindlich sind gegen Pilzsporen oder irgendwelche Mikroorganismen, welche
ihn gefährden könnten.
Die ganze Fahrt durch diesen urtümlichen Wald empfinde ich wieder
wunderschön. Das frische Grün der Farnbäume leuchtet
zwischendurch, obwohl es eben gerade wieder einen Guss gegeben haben muss und
meine Angst wegen der äusserst kurvenreichen Strecke hält sich auch
in Grenzen. Vielleicht habe ich mich nun in der Zwischenzeit an unser breites
Gefährt gewöhnt. Wir kommen wieder aus dem Wald und hier sind weite
Gebiete in einen weissen Schleier gehüllt. Weiss blühende
Gebüsche, etwa wie bei uns der Schwarz- oder Weissdorn. Der Frühling
blüht hier in Neuseeland glaub einfach weiss. Obstbäume aber habe
ich noch keine gesehen. Wenig später sind es weitere weisse
Gebüsche, ob es das Geissblatt ist, kann ich nicht genau sehen, aber es
duftet unglaublich.
Auf der Höhe von Dargaville zweigt eine Strasse ab nach Baylys Beach, wo
wir für heute Station machen. Auch hier wird dem Wasser entlang Auto
gefahren, da begrenzen jedoch nicht Sanddünen das Land, es sind eher
Klippen aus okkerfarbigem Sandstein. An einem Ort finden wir gar eine ganz
schwarze Stelle, als ob es Lava oder Steinkohle wäre, in welche ganze Baumstämme
eingeschlossen sind, deren Maserierung man noch erkennen kann. Über dem
Meer ziehen wieder ziemlich dunkle Wolken heran, die aber auch jetzt nur
drohen und bis es Abend ist, ist auch der Himmel wieder blankgefegt.
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