Baylys Beach - Mangawhai Heads
Mangels eines idealen Motorcamps müssen wir heute von der West- zur
Ostküste wechseln. Aber zuerst wollen wir in Dargaville 'meinen' Woodturner
besuchen, der mir letztes Mal erlaubt hat, ein Bild von seinem hölzernen Hut
in meiner Homepage zu verwenden, aber er hat geschlossen. Auf der Suche nach einem
Schraubenzieher haben wir bald die ganze Einkaufsstrasse durchschlendert und
ausserdem noch Chemikalien fürs WC gefunden. Bestimmt gibt es auch hier einen
Countdown; meist sind die am Ortsanfang oder -Ende und dort werden wir fündig.
Beim Gemüse neben den Kokosnüssen sticht mir eine Knolle ins Auge. Was
das wohl ist? Es sei eine Taro, eingeführt von den Fiji-Inseln und sei zu
kochen wie Kartoffeln oder wie die roten Kumaras aus Neuseeland. Also nehme ich
auch gleich noch eine solche Neuseeland-Spezialität mit und werde heute zum
Nachtessen mal grad zwei mir fremde Sachen ausprobieren.
Ich habe mir heute einmal eine Flasche Wein gekauft und weil in unserem Inventar
keine entsprechenden Gläser existieren, schicke ich René hinüber
ins Warehouse, während ich das Eingekaufte gleich im Camper in den
Kühlschrank versorge. Dabei komme ich ins Gespräch mit einer Frau, die
gerade nebenan parkiert und von ihr erfahre ich, dass hier in Dargaville um 12 Uhr
eine Christmasparade stattfinde. Diese halbe Stunde warten wir also noch gerne und
kommen in den Genuss einer neuseeländisch, weihnächtlichen Darbietung.
Das Polizeiauto führt eine Clique von Dudelsackpfeifern an, die Jingle Bells
spielen, dann kommt in einem Autoanhänger, der als Segelschiff
ausgeschmückt ist, die Maria mit dem Kind und dann ein Pickup mit einem
geschmückten Weihnachtsbaum und grossen Päcklis. An der Parade
dürfen auch alle Bauern mit ihren Traktoren, Vereine in geschmückten
Wagen und Gefährten, alle Feuerwehrautos aus den umliegenden Orten, sowie der
Krankenwagen oder die Ambulanz teilnehmen. Der Samichlaus sitzt am Steuer und die
Kinder dürfen einmal mit Sirene und Blaulicht durch die Strasse mitfahren.
Engeli und Christkindli laufen hinter einem mit Christbaumgirlanden verzierten Auto
her, irgendwo irrt ein Josef in weissem Gewand herum und eine Ordensschwester
bespritzt die Leute mit einer Street-Parade-Wasserpistole. Auf einem Anhänger
von einem Rotary-Auto schwitzt ein plastikiger Schneemann in der nun bereits
heissen Sommersonne. Wenn der Umzug am Ende der Stadt angekommen ist, kehren alle
wieder um und sie dürfen nochmals, diesmal mehr jenen auf der linken
Strassenseite zuwinkend, die Weihnachtsparade 2011 abschreiten.
Wir machen auch nochmals einen zweiten Anlauf beim Wood-Turner, immer noch
vergeblich, aber wie vor vier Jahren kommen wir an derselben Ecke wieder zu einem
grossen Paket Fish'n Chips für 5.50, woran wir beide gerade satt werden und
zum Dessert gibt's im Take Away gerade daneben auch diesmal eine Tip Top Pure
Passion Fruit Glacé.
Es sind von hier etwa 100 Kilometer quer über die ganze Insel bis nach
Mangawhai Heads, unserem heute ausgewählten Schlafplatz. Ich habe etwas das
Gefühl, dass wir nun in den Sommer hinein fahren. Die Frau vorhin hat zwar
gemeint, für Morgen sei Regen angesagt und er wäre bitter nötig. Es
werde wohl einen heissen und langen Sommer geben. uns wäre es ja recht.
Wie immer gehen wir hier in Mangawhai auch zuerst dem Strand entlang auf
Entdeckungsreisen. Die Sandbank, welche ein grosses langes Hafenbecken abschliesst,
ist Naturschutzgebiet, das nicht betreten werden darf. Es brüten hier
verschiedene Strandvögel, wie der Oysterchatcher und der New Zealand Dotterel
oder auf maorisch Tuturiwhatu, welche ihre Eier knapp ober-halb der Flutlinie
einfach in den Sand legen und die somit von den Menschen zertreten oder von Hunden
gefressen werden. Es sind aber keine Eier, die wir in einer kleinen Bucht
entdecken. Es sind Steine, die aussehen wie verschiedene Sonnenhüte, kreisrund
zum Teil und mit einem Gupf…Als wären sie hier aus dem sie umgebenden
Fels gewachsen oder von ihm zu-rechtgeschliffen? Vielleicht sind es ja gar die
Kerne von einer Art Mouraki Boulders? Wer weiss es? Mir kommen sie vor wie ein
kleines Wunder, aber niemand stellt Wegweiser auf, dass man hier so was zu sehen
bekommt.
Der oder die Taro ist offensichtlich sehr stärkehaltig und verfärbt sich
beim Kochen in ein unansehnliches Grau. Roh schmeckt es noch leicht wie Kokosnuss
und gekocht wird es eine ziemlich mehlige Angelegenheit. Die Kumara hingegen wird
ebenso schnell gar, verfärbt sich in ein ananasfarbiges Gelb und schmeckt wie
eine Kartoffel, oder eben noch etwas besser. Ich denke, man kann dies gut unter das
Tiefkühlgemüse mischen und den Rest der Knolle will ich im
Mikrowellenofen zubereitet ausprobieren.
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