Orere Point - Raglan
Noch ehe wir abfahren, beginnt es zu nieseln, nur ganz fein und kalt ist es
eigentlich nicht. An der Rezeption haben sie von Top-10 nichts Näheres
erfahren, aber es sei in Ordnung, wir müssen nichts zahlen. Vielleicht
zum Willkomm als neues Top-10-Family-Park-Member? Die Batterie des neuen GPS
liess sich nun über Nacht aufladen und so konnten wir der Dame unser Ziel
in aller Ruhe eingeben, ohne dass wir dazu den Motor starten mussten. Ausser
Tankstellen weiss sie auch noch, wo die verschiedenen Campingplätze zu
finden sind und wie viele Kilometer es bis dort sind. Sie merkt auch, wenn
René ausserorts mehr als hundert und innerorts mehr als 50 fährt,
da warnt sie sofort mit einem Klingelton und wenn wir ihr nicht gehorchen und
statt in die Kaiaua Road abzubiegen, lieber noch etwas weiter auf dieser Ebene
dem einsamen Meeresstrand entlang fahren wollen, an dem wir heute übernachtet
haben, hat sie schon nach zwanzig Metern die Strecke neu berechnet und sagt,
wo wir in diesem Fall dann abbiegen sollen. Hier zwischen Auckland und
Hamilton ist die Insel nur etwa 60 Kilometer breit und wir wollen nun wieder
ans andere Meer, die Tasmansea wechseln. Ich möchte die Fahrt auf die
Coromandel-Halbinsel noch etwas hinausschieben, bis dort die Pohutukawas dann
richtig blühen. Noch ist es nämlich immer nicht ganz so weit. Zwar
sind diese Bäume, die überall am Strand und in Meeresnähe
wachsen, jetzt alle mit einem weisslichen Hauch überzogen, der von ihren
silbrig-weissen Blütenknospen herrührt und man sieht jetzt jeden Tag
ein paar mehr in ihrem Purpur erglühen.
Wir wenden uns also dem Inland zu und kommen in einem hügeligen Gebiet in
einen veritablen Wolkenbruch. Das Land hat es ja nötig und wir sind auch
schön im Trockenen, denn bis wir etwa auf halber Strecke in Huntly zu
einem Kaffee und einem Stadtbummel in dem winzigen Provinzstädtchen
aussteigen, scheint bereits wieder die Sonne. Die Kulisse der sicher nicht
mehr als zweihundert Meter langen Hauptstrasse mit ihren ein- bis
zweigeschossigen Häusern erinnert eigentlich sehr an einen Wildwestfilm.
Den Kaffee in einer Backery bekomme ich in einem Pappbecher und Renés
Aprikosenschnitte wird in einem Papiersack auf die Theke gelegt. An den paar
Bistrotischchen kann man es sich dann gemütlich machen und in der auf dem
Tisch liegenden Zeitung schmökern.
Weiter geht's über eine eiserne Brücke, fast wie die Harbour Bridge,
über den hier recht breiten Waikato-River wieder durch ziemlich einsames
Landwirtschaftsland und einen malerischen Farnwald, wo man viele bis zu
mannshohe Stauden von Fingerhüten sieht. Am Wegesrand blühen nun die
Margriten und als Abgrenzung der Grundstücke bei den Farm- oder
Wohnhäusern sind jetzt die Heckenrosen oder besser gesagt üppige
Rosenhecken erblüht.
Weil wir ausser Programm einem Wegweiser folgen, der uns in einen richtigen
Märchenwald mit Farnbäumen, Kauris und gar Nikaupalmen führt,
wo wir von verschiedensten Vogelstimmen betört werden und wo wir am Ende
des Pfades einen herrlichen Wasserfall finden, bringen wir unsere GPS-Dame
wieder fast zur Verzweiflung, weil sie uns auf unserem Weg zum Raglan Kopua
Holidaypark zu verlieren meint, wenn wir nicht unbedingt einen U-Turn
machen.
Der heutige Campingplatz liegt gerade neben einem Flugplatz mit Graspiste auf einer
schmalen Landzunge des weit ins Land hineingreifenden Raglan-Harbours, den
grössten, den wir bisher besucht haben und wo wir wieder mal für
zwei Nächte buchen.
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