Raglan - Waitomo
Wir brauchen Brot und sonstige Lebensmittel und deshalb fahren wir zuerst
Richtung Hamilton. Irgendwo haben wir ein Verzeichnis von allen Countdowns von
ganz Neuseeland gefunden und somit kann ich die genaue Adresse im GPS eingeben
und wir werden metergenau auf den Parkplatz eines Vorstadt-Einkaufszentrums
gelotst. Dass Weihnachten näher rückt, sieht man am
Verkaufspersonal, welches mit einer roten Chlausenmütze arbeitet oder
vielleicht noch an den Riesenschinken, die in der Fleischwarenabteilung
angeboten werden. Ein fertiges Beispiel, gebacken und mit Ananas und roten,
kandierten Kirschen garniert, sollte Fantasie und Kauflust anregen.
Christstollen können mich nicht verführen, das kommt mir fast vor,
wie ein Fondue im Sommer, einem traditionellen Brandy-flavoured
Christmaspudding hingegen kann ich nun nicht widerstehen, einmal im Leben
sollte man doch einen solchen probieren. Er schmeckt jedenfalls nicht
schlecht. Ich finde auch einen Pohutukawa-Honig unter dem Namen Rata, auch den
muss ich doch versuchen. Die Bienen scheinen den Pohutukawa-Nektar auch zu
mögen, es summt jedenfalls recht in einem blühenden Baum.
Wir durchfahren heute eine Landschaft, die geradesogut irgendwo in der Schweiz
sein könnte. In der Gegend von Hamilton ist es eher flaches
Landwirtschaftsland, wie im Mittelland und später geht es wieder in
gebirgigere Gebiete, welche eher in Jura sein könnten, wären da
nicht Eukalyptus, Cabbage Trees und Farnbäume, die bei uns nicht so ganz
ins Bild passen würden.
Auch die kurvenreiche Strasse würde wohl bei uns nicht so hoch auf dem
Hügel entlang führen, es kommt einem manchmal vor, wie ein
Kreten-Highway. Ein bis zwei Kilometer weiter ist sie bereits wieder unten auf
Meereshöhe und führt einen den weit verästelten Ufern des
Kawhia Harbours entlang, der allerdings eher wie ein sandiges Becken aussieht,
durch welches sich ein Rinnsal von Wasser schlängelt. Wenn die Flut
wieder kommt, wird dann alles vielleicht zwei Meter tief sein, das konnten wir
vorhin an den mit Muscheln besetzten Brückenpfeilern in einem solchen Arm
ablesen.
Dann wird das Gebiet wieder fremder und felsiger. Karstige Felsen zeigen an,
dass wir uns im Gebiet von Waitomo befinden, wo die berühmten
Glühwürmchenhöhlen sind. Die auf unserer Karte rot
eingetragenen Sehenswürdigkeiten veranlassen uns zu einem Stopp auf einem
Parkplatz, von wo in fünf Minuten ein Pfad wieder durch einen mit
Vogelgesang erfüllten Märchenwald zu einer Tropfsteinhöhle und
ein anderes Mal zu einer Naturbrücke führt. Letztere ist wohl eher eine
eingestürzte Höhle, denn Fragmente von Tropfsteinen regen mit ihren
bizarren Formen wieder meine ganze Fantasie an. Der Weg führt weiter
über eine kleine Alpwiese die mit karstigen Felsbrocken übersät
ist, in welchen jede Menge fossile Austern eingeschlossen sind. Am meisten
aber flippe ich wegen den üppigen, teils mannshohen Fingerhüten aus,
die hier blühen und die ich nun ganz aus der Nähe bewundern
kann.
Am Morgen vor der Abfahrt stand noch ein wunderschöner Regenbogen
über dem Zeltplatz, aber bald darauf war der Himmel schon wieder blau und
hat uns den ganzen Tag über so begleitet. In Waitomo kehren wir beim Top
10 Holidaypark ein und geniessen einen richtigen Sommerabend.
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