Waitomo - Rotorua
Wir haben gestern in Waitomo nichts mehr unternommen. Es gäbe eine Menge
Möglichkeiten von der Besichtigung der weltberühmten
Glühwürmchenhöhle, ganz gewöhnlich, wie wir das vor vier
Jahren gemacht haben oder man kann sich auf einem Gummireifen auf
unterirdischen Flüssen durch die Ruakuri-Höhle treiben lassen oder
auch Canyoning unter Tag ist hier im Trend. Höhle schon, aber
übertreiben wollen wir es nicht. Es gibt da noch den Aranui Cave und den
Ruakuri Bushwalk, für die wir uns heute entscheiden. An der Rezeption vom
Campingplatz kann man sich anmelden und wir können um elf Uhr für
rund 40 $ an einer geführten Tour teilnehmen. Ein Deutscher und eine
spanische Familie sind auch dabei und Marc, unser Guide, gibt sich Mühe,
für uns ein gut verständliches Englisch zu sprechen. Durch diese
Höhle fliesst kein Wasser, darum gibt es auch keine
Glühwürmchen, dafür taucht man in eine sagenhafte Wunderwelt
einer Tropfsteinhöhle ein. Auch diesmal staune ich wieder, wie unheimlich
kurz diese Stunde gewesen ist, in welcher wir im Untergrund waren, ich
hätte noch lange staunen mögen. Den Bushwalk, den wir vorher
abgebrochen haben, weil wir uns um elf Uhr bei der Höhle einfinden
mussten, machen wir aber noch zu Ende. Dieser ist nämlich auch sehr
interessant und spannend. Wieder ein solcher Märchenwald mit fremden
Vogelstimmen in den mit Moos überwachsenen, alten Baumstämmen, mit
Kauri- und Farnbäumen und einem Bach, der irgendwo in der Tiefe tost und
immer, wenn man ihn zu Gesicht bekommt, in eine andere Richtung fliesst. Er
findet in diesem karstigen, durchlöcherten Kalksteinlabyrinth immer
wieder neue Durchgänge, Wasserfälle und Kehrtwendungen, in welche er
sich hineinfressen kann. Auch unser Pfad führt uns abenteuerlich immer
wieder durch natürliche Tunnel, welche auch einmal vom Wasser in den wie
Blätterteig geschichteten Kalkstein gebohrt und geschliffen wurden. Auch
hier sind überall Reste von Stalaktiten sichtbar, ans Tageslicht gekommene
Überreste von einstigen Höhlen.
Anschliessend nehmen wir unser nächstes Ziel ins Visier: Rotorua, der Ort
der heissen Geysire und blubbernden Schlammlöchern, wo es unter den
Sohlen brennt und nach Schwefel stinkt.
Es sind etwa 140 Kilometer, die wir durch recht einsames Land fahren und
diesmal sehen wir endlich Schafe. Weiss gesprenkelte Hügel und Felder,
Schafe zusammengetrieben in Gehegen, wo sie nun geschoren werden. Schafe auf
zwei oder drei Etagen verfrachtet auf schweren, vierachsigen Lastwagen mit
Anhängern und ein grosser, nach Fabrik aussehender Betrieb, wo am Schluss
das Fleisch produziert wird.
Dann wird Neuseelands Frühling oder Vorsommer langsam gelb,
blühender Ginster überall. Richtung Rotorua gibt es wieder viel
Tannenwald. Offensichtlich von jenem, der aufgeforstet wurde, aber auch ganze
Hügel und hektarenweise Rodungen, wo alles kahlgeholzt ist. Lange fahren
wir auch hinter einem solchen, mit Baumstämmen beladenen Lastwagen mit
Anhänger her. Am Strassenrand immer noch die vielen amselgrossen braunen
Vögel mit den gelbgeränderten Augen, die wohl auf dem Asphalt ihr
Fressen finden, und die immer genau wissen wann sie wegrennen müssen,
damit sie nicht unter die Räder kommen. Sie fliegen nicht weg, sie
rennen, deshalb haben wir sie schon letztes Mal 'Rennvögel' getauft.
Der faule-Eier-Gestank sticht auch heute in Rotorua wieder in die Nase.
Vielleicht ist es ja sogar gesund, aber ich bin doch froh, dass heute Abend
auf unserem Zeltplatz etwas ausserhalb der Stadt doch ein bisschen bessere
Luft herrscht.
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