Rotorua - Ohope Beach
Wir brechen wieder auf und fahren nun mal am benachbarten Flugplatz vorbei, wo
die grossen Vögel über unsere Köpfe hinweg gelandet sind. Von
hier aus hätte man auch Rundflüge nach White Island und den Mt.
Tarawera, zwei bemerkenswerte Vulkane, machen können. Auch Hellgates,
nicht weit von Rotorua, hat sich verändert. Letztes Mal haben sie hier
nur für den grössten, heissen Wasserfall der südlichen
Hemisphäre geworben und wollten dafür 25 $. Jetzt könnte man in
einem grossen Thermalgebiet für 38$ auf Entdeckungsreisen gehen und
für zusätzlich noch mehr Eintrittsgeld in heissen Mineralquellen
oder Schlammlöchern baden. Lehmverschmierte Gesichter wollen einen auf
Plakatwänden dazu animieren. Schlamm vielleicht schon, denn ganz in der
Nähe sollte nach meiner Karte nochmals ein Mud-Pool zu finden sein.
Vielleicht erwische ich einen noch schöneren Blubber als gestern... Aber
der ist trotz genauestem Aufpassen nicht mehr zu finden. Bestimmt wurde er in
das ganze Thermalgebiet eingegliedert und kann jetzt nur noch per Bezahlung
bewundert werden.
So sind wir nun schon gegen Mittag in Whakatane angelangt. Ein Kaffee
wäre höchst fällig. Es ist ja heute Sonntag und es kommt vor,
dass der eine Laden oder das andere Café geschlossen hat. Im grossen
Packn'save jedenfalls, wo wir schnell reinschauen, ist heute mehr los als an
Wochentagen, aber Kaffee gibt es dort nicht. Dafür sind die
Kassiererinnen weihnächtlich bedeckt - mit roten Chlausenmützen und
Elchsgeweih-Kappen oder roten Texanerhüten mit Silberglitzerrand etc.
Schliesslich finden wir doch noch ein Express-Café in einer Backery und
freudig bestelle ich mir einen Capuccino. Enttäuscht nehme ich einen
Pappbecher in Empfang, mit welchem ich mich zu einem Herrn an den einzigen
Tisch im Laden setze, welcher von Faust ein Hühnerbein am Abnagen ist und
René, der sich inzwischen etwas kaltes zu Trinken und eine Art
Studentenschnitte besorgt hat, musste sich diese auch vom Tresen in einen
braunen Papiersack stecken bevor er sie zahlen konnte. Falls man sich am
Schluss den Mund oder die Hände abwischen möchte, kann man sich bei
der Kasse ein Stück Küchenpapier von der Rolle abreissen.
Whakantane liegt nun wieder an der Küste und inzwischen sind schon wieder
mehr Pohutukawas erblüht. Langsam beginnt der Wald an den Abhängen
gegen das Meer hin wie glimmende Kohle dunkelrot zu erglühen.
Die Top 10 Holidayparks waren uns bis jetzt am sympathischsten, weil dort die
Toiletten und allgemeinen sanitären Anlagen am saubersten sind. Deshalb
steuern wir heute auch den an der Ohope Beach an. Der ist noch grösser,
als jener in Raglan. So gross, dass die Rezeptionistin nicht mal weiss, an
welchen Plätzen man Strom anschliessen kann. Selbst nachdem wir dreimal
vergeblich nachgesehen haben, behauptet sie immer noch das Gegenteil. Nur,
dass diese Zapfstelle hinter einer kleinen Düne liegt und man ein etwa
40-metriges Kabel bräuchte, verschweigt sie. Dabei stellen wir am Schluss
unser Auto nach unserer Wahl unter einen schattigen Baum und fühlen uns
auf dem ganzen, riesigen Platz verlassen und allein, wie noch nie auf einem
andern Campingplatz. Der eine Teil des Platzes ist gar überhaupt noch
geschlossen. Noch haben die Neuseeländer keine Ferien, dabei ist hier ein
wunderschöner Sandstrand und einzig vier junge Leute surfen auf dem
Sand mit ihren Strandwägelchen, welches sie mit einem Segel durch die
Gegend flitzen lässt. Von hier aus kann man gerade noch den Vulkan weit
draussen im Meer rauchen sehen, den von White Island, den ich eigentlich gerne
besuchen würde.
Aber gegen Abend verdüstert sich der Himmel, der heute hier am Meer
strahlend blau war. Das Rauschen des Meeres wird fast zum Tosen und die Zweige
des Baumes beginnen unser Autodach zu betatschen, was also wird morgen sein?
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