Ohope Beach
Das Wetter hat sich nicht gebessert und eigentlich möchte ich nun doch
wissen, was das Abenteuer White Island kostet. Das können sie
nämlich auf ihren Prospekten nirgends vermerken. Verbindung aufs Internet
bekomme ich hier auch nicht, also frage ich mal an der Rezeption. Immerhin
weiss ich nun, dass es pro Person 185 $ kosten würde. Es wäre eine
6-Stunden-Abenteuer-Expedition auf Neuseelands einzigen, aktiven Vulkan. Man
käme in den Krater hinunter, wo es rumort, blubbert und dämpft und
natürlich stinkt, dass man Gasmasken und Schutzhelme braucht. Im Herzen
der Insel gibt es einen smaragdgrünen Kratersee und in diesen Hexenkessel
zu sehen, würde mich auf eine Art schon noch reizen. Im Internetcorner
käme man ab 1 $ mit Münzen ins Netz, um vielleicht dort
Abfahrtszeiten etc. zu bekommen. Münz habe ich aber keins mehr, da ich
gestern alles für die Waschmaschine geopfert habe. Also warten wir am
Compi (da haben wir beide genug zu tun) etwas besseres Wetter ab, das sich
immer so gegen Mittag einstellt, um die lange Landzunge zu erkunden, auf
welcher wir stationiert sind. Sie ist vielleicht acht Kilometer lang und etwa
einen halben breit und ihr äusserster Teil ist Naturschutzzone. Sie
lässt dem grossen Hafen nur einen engen Einlass und schirmt diesen vom
Pazifik ab.
Es ist immer spannend, nach Sachen Ausschau zu halten, die das Meer so
anschwemmt. René hat da so ein Auge für die skurrilsten Dinge, die
er mit seiner Kamera festhält. Er findet Schneckenmuscheln und
Sanddollars und gar einen toten, angeschwemmten Kugelfisch. Wir sind
inzwischen ziemlich weit gegen die Spitze der Landzunge gekommen, wo
Naturschutzzone ist. Autos und Hunde sind hier verboten, weil hier seltene
Seevögel brüten. Das bekommen wir bald hautnah zu spüren. Ein
Paar Torea, wie wir diese schwarzen, langschnäbligen Vögel anhand
einer Infotafel, die wir irgendwo im Norden geshen haben, als Oystercatchers,
also Austernpicker identifizieren können, muss hier irgendwo an der
Flutgrenze im Sand ihr Nest haben. Wie ein Bomberangriff im Tiefflug kommt
einer mit Gekrächze von der Düne her auf uns losgeflogen und es
scheint, als wolle er uns die Augen auspicken. Wir ziehen uns also noch weiter
an die Wassergrenze hinunter zurück, aber er startet trotzdem noch
weitere Angriffe. Auch den seltenen Tuturiwhatu, den New Zealand Dotterel
können wir beobachten. Der scharrt einfach, auch gerade oberhalb der
Grenze, wo das Wasser bei Flut hinkommt, eine Grube in den Sand in die er
seine Eier legt. Natürlich kann man diese zwischen den Muscheln nicht
erkennen und zerstört so sein Gelege. Verzweifelt sehen wir diesen,
Schnabel nach vorn, daher speeden. Es sieht wirklich aus wie: Gring ache u
seckle!! Wir marschieren also ganz der Wasserlinie entlang weiter bis zum
schmalen Durchgang, wo das Meer jetzt wirklich nur noch auf fast 200 Metern
Breite seinen Durchfluss in den Hafen sucht. Auf einer flachen Sandbank kann
man jetzt bei Ebbe weit hinüber gehen und ich frage mich, ob
überhaupt Schiffe diesen Einlass benutzen können. Der Hafen ist zum
Teil auch Naturschutzgebiet und nur auf bestimmten Abschnitten ist Wassersport
und -Skifahren erlaubt. Ein Golfplatz auf der äussersten Landzunge
hingegen scheint für die seltenen Strandbrüter keine Gefahr zu
sein….
|