Blenheim
Es ist eine komische Reisestimmung. Wir haben eine dreistündige Seefahrt
vor uns und müssen uns wie im Flughafen eine Stunde vor Abfahrt am
Ferry-Terminal einfinden. Aber man muss nichts einpacken. Alles ist dabei und
kommt mit. Während der Wartezeit nach dem Check-in kann man mitten auf
der Strasse noch die neusten Mails abrufen und die Wetterprognosen studieren.
Die Langzeitprognosen sind anscheinend doch nicht so genau gewesen. Die
Südinsel wird nun doch für die nächsten drei oder vier Tage
nicht von weiteren Regenschauern verschont. Immerhin sind sie im gelben
Bereich, nicht rot auf der Karte, wie dies für die vergangenen Tage
angezeigt wurde.
Wir werden ins untere Deck gelotst, das Deck für Lastwagen und Busse.
Hier sind Eisenbahnschienen am Boden, also werden wohl ganze Züge einfach
verschifft. Die PW's müssen über eine Rampe direkt ins obere Deck
hineinfahren. Die Arahura ist bereits eine ältere Dame. Sie fährt
seit 1983 in der Cook-Strasse und kann bis 550 Passagiere transportieren. Sie
ist in der Grösse etwa mit der Nordkapp zu vergleichen. Die Cook Strait
ist wegen der heftigen Winde, die da auftreten können, gefährlich,
aber heute ist das Wasser ruhig und die Sonne begleitet uns, bis wir in die
Fjordlandschaft der Südinsel und den Queen Charlotte Sound einfahren.
Auch diesmal fallen uns auf der Südinsel als Erstes wieder die braunen
Bergrücken auf, wie letztes Mal vom Flugzeug aus. Dunkelgrün ist es
da, wo Wald ist, aber das frische Grün, das wir jetzt von der Nordinsel
gewohnt sind, fehlt. Hier fehlt eine eigentliche Humusschicht und das Gras
wird dürr, noch ehe es gesprossen hat. Der Himmel ist hier aber verhangen
und Picton empfängt uns nicht gerade freundlich. Es ist richtig kühl
und ich bin froh um meine Fleecejacke. Das Städtchen Picton hat uns schon
das letzte Mal gut gefallen und wir würden heute gerne noch hier bleiben.
Diesmal haben wir aber Pech. Im Top 10 Holidaypark sind sie ausgebucht.
Blenheim ist nur 20 Minuten von hier und dort ist noch was frei. So ist nun
auch entschieden, in welche Richtung wir uns zuerst wenden. Auch an' Blen'm',
wie man da sagt, haben wir noch gute Erinnerungen, an die bullige
Betonbrücke, wo wir in unmittelbarer Nähe unseren Platz bekommen und
den Tiptop-Kiosk in der Ecke, als wir mit den letzten Tropfen Benzin noch die
Tankstelle erreichten und uns zur Entspannung eine Boysen-Berry-Glacé
genehmigten. Ich fragte dort die Verkäuferin, was Boysen Berries
eigentlich seien. Sie wusste es auch nicht, halt einfach Boysen Berries!
Ich fand später heraus, dass es einem Mr. Boysen gelungen war, eine
Kreuzung zwischen Himbeeren und Brombeeren zu züchten, aber irgendwie
brachte er deren Vermarktung nicht zustande. Nach seinem Tod wurde dann diese,
seinen ganzen Garten überwuchernde Pflanze neu entdeckt und ist seither
in Neuseeland gut bekannt. Die Tip-Top-Boysenberry belegt auf unserer Skala
Platz zwei nach der Pure-Passion-Fruit-Ice-Cream. Heute in Picton hatten sie
in einem modernen Selbstbedienungsladen frische Boysenberries und ich habe sie
nicht mitgenommen, weil kein Preis dafür angeschrieben war. Aber ich
probiere diese schon noch irgendwo aus. Dafür habe ich Yams gekauft.
Diese sehen aus wie rote Topinambur und ich habe sie gekocht zusammen mit
Erbsli und Maiskörnern unter ein Couscous gemischt. Sie schmecken auch
leicht süsslich, vielleicht wie Rüebli oder halt eben wie Yams und
ich finde sie gar nicht schlecht.
|