Kingston - Mount Gambier
Meine dumme Frage, wie viel der Abwassertank fasse, enthüllt uns
Schreckliches - wir haben gar keinen. Als René auf die Suche nach dem
Ablaufstutzen geht, wo man das Greywater, sprich Ablauf vom Spültrog
auslassen kann, entdeckt er gerade, wie mein Abwaschwasser unten einfach auf
unseren Parkplatz läuft. Wir sind eben nicht ‚selfcontained', wie
wir das in Neuseeland waren. Ich kann mich kaum erholen. Haben wir also unser
heisses Teigwarenwasser gestern einfach dem Rasen gegeben?
Ein Blick an den Strand, ehe wir abfahren, bietet ein friedliches Bild.
Klares, fast türkisblaues Wasser, ohne dass es grosse Wellen wirft und es
hat heute keinen Schlick, aber mir ist es zu kalt. Ich liebe den Strand eher
in seinen vielen Arten. Keiner ist gleich wie der andere. Hier ist er bis weit
hinaus ganz flach, deshalb der Jetty vorne im Dorf. Wir hatten heute Nacht
unseren Platz in Sichtweite des Meeres, aber man hat keine Wellen brechen
gehört, wie gestern Nacht. Da war die Distanz fast dreimal so gross und
dazwischen erst noch eine hohe Düne, aber das Tosen hat uns durch die
Nacht begleitet.
Wir wählen heute den Southern Ports Highway, der noch etwas näher
der Limestone Coast entlang führt, als der Princes Highway. Die Limestone
Coast wartet auf mit Höhlen, wegen des karstigen Gesteins, Vulkankratern,
malerischen Küsten-städtchen, als Erstklass-Weinregion und wegen
exzellentem Seafood berühmt. Wir peilen Robe, ein malerisches
Küsten-städtchen, wegen seines Leuchtturms an, den wir nirgends
finden, dafür haben wir ein Foto von einem Ferienörtchen, an den
Weingebieten fahren wir vorbei, bei entsprechender Gelegenheit probiere ich
dann schon ein Glas vom Hiesigen. Trotz Port Highway sieht man eigentlich
nicht viel vom Meer. Langsam lösen grosse Flächen von angepflanzten
Föhrenwäldern die Reben ab. Auch hier werden, wie in Neuseeland die
Wälder hektarweise abgeerntet und dann wieder neu angepflanzt. Es gibt
also ganze Baby- oder Christbaum-Wälder, dann die schon grösseren
und auch die bald reifen, mit ihren hohen, weit hinauf astlosen Stämmen
und alle gleich hoch, in Reih und Glied.
In der Ferne taucht sogar ein Berg auf, ganz zweifellos vulkanischen
Ursprungs. Mt. Gambier heisst aber auch die Stadt an dessen Fuss und
René stoppt gerade vor einem grossen Baushop, etwa wie der Hornbach in
Weil, um sich einen Stecker für unser Powerkabel zu besorgen, welches
für René nicht anzuschauen ist. Die Ummantelung des Kabels ist so
weit hinten abisoliert, dass die drei Drähte ein ganzes Stück hinter
dem Stecker frei liegen. Ich will lieber warten und entdecke, dass der
Modellflugclub von Mt. Gambier vor dem Eingang grillierte Würste
verkauft, um ihr Budget etwas aufzupolieren. Sie machen mich nun doch wieder
etwas gluschtig und ich probiere ihre wienerligrossen Würstchen, die
etwas nach Leberwurst schmecken, zu welchen man hier nur Ketchup, Barbeque-
und Sweet and Sour-Sauce offeriert. Eine Gelegenheit, mal von allem zu
probieren, aber es ist einfach alles süss. Senf haben sie gar nicht im
Sortiment, aber auch dieser ist hier immer süss, genau wie die Mayonnaise
und jegliche fertige Salatsauce. Auch im Essig hat es immer Zucker und die
Salzgurken kann man auch hier ebensowenig essen, wie in Neuseeland. Immerhin
haben wir Original Dijon Senf entdeckt und wissen nun, wo der erhältlich
ist. Ich habe also wieder mal genug Würstli gehabt, wohl bis ich wieder
daheim bin. Die letzten und ersten habe ich in der ertsten Woche in Neuseeland
bei einem Metzger, zu dem man meilenweit für seine Würste
daherpilgerte, gekauft und weil man hier immer alles praktisch im Multipack
kaufen muss, habe ich nach der Hälfte die Nase voll gehabt und den Rest
entsorgt. Seither hat es mich immer fast geschüttelt, wenn ich an den
vielen Würsten im Laden vorbeigehen musste.
Nun führt uns unsere Lady, welcher wir die Adresse des Big4 in Mt.
Gambier eingegeben haben, zielgenau hinauf auf diesen Vulkan-Berg, an den Lake
Blue, einen seiner drei Kraterseen. Wir gehen noch auf Entdeckungsreise zum
Lookout auf den höchsten Punkt, um den Überblick auch auf die andern
beiden Krater zu haben, deren Seen die Wasserversorgung für die Gegend
hier sicher stellen und um zu sehen, dass uns aus der Ebene von Nordwesten her
wieder eine Gewitterfront einholt, welche uns heute wieder mal in den Camper
scheucht.
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