Mount Gambier - Warrnambool
Weiter führt die Strasse zuerst wieder durch viel gepflanzten Wald und
bald haben wir auch die Grenze zu Viktoria überschritten. Heute Nacht
mussten wir die Uhr wegen der Umstellung von der daylight saving time, wie man
hier der Sommerzeit sagt, eine Stunde zurück stellen und nun fahren wir
über die Grenze und hier haben sie eine halbe (!) Stunde später als
im Staat Südaustralien.
Einmal hat es Warnschilder wegen Rauchgefahr. Es stinkt zwar etwas danach,
aber man kann nicht sehen, woher es kommt. Es ist jetzt die Saison der Feuer
und Waldbrände, was mich nicht wundert bei diesem knochendürren
Gras, das die Kühe hier noch zu fressen haben. Die Strasse ist wieder
meistens auf beiden Seiten mit ein paar Metern Bäumen gegen die Aussicht
aufs Land abgeschirmt und wenn nicht, besteht die Abwechslung höchstens
in der Viehsorte. Auch der Zustand der Strasse ist nicht ganz das Wahre, nicht
gerade aufmunternd für Autofahrer, die auf einem Tiefpunkt angelangt sind
und die zu vergleichen beginnen, was in Neuseeland besser war.
Man zählt nur noch die Kilometertafeln entlang der Strasse, welche einem
die Distanz bis zur nächsten grösseren Ortschaft oder jener, in
welcher man Benzin bekommt, anzeigt. P wie Portland z.B. und die Zahl 40 - 30
- 20 - 10 fallen uns wieder auf!
Endlich sind wir in Portland und es ist Zeit für einen Kaffee. Auf der
Strasse hinunter zum Fischerhafen müssen wir gerade warten, bis die
Attraktion von Portland, das antike, restaurierte Kabeltram aus dem 19.
Jahrhundert über die Strasse gefahren ist. Es sieht genau gleich aus, wie
jenes in San Franzisco. Der Tramführer rennt mit der roten Fahne neben
dem Gefährt her, um uns auf der Strasse zu stoppen.
Im Fischerhafen wird auf einem Boot gerade der Fang zum Ausladen aussortiert.
Sie haben Tintenfische gefangen. Ob man wohl die Nacht zum Tag machen muss,
wenn man diese fangen will? Wie auf einer Wäscheleine hängen
nämlich rings um das ganze Schiff leistungsstarke Lampen, eine neben der
anderen. Es liegen noch zwei andere solche ,Partyschiffe' hier und ein grosser
Kahn, der aussieht, als ob er fabrikmässig fischt und seinen Fang
versandfertig heimbringt, aber dies ist nur meine Vermutung. René kann
man hierüber nicht befragen. Er macht nicht mal Fotos und ich bin nicht
sicher, ob es jetzt wegen der Fischmetzgerei ist, oder wegen der
Stinkstimmung, die uns seit zwei, drei Tagen im Griff hat. Es ist jedenfalls
ein schlechtes Barometerzeichen, wenn er nicht fotografiert. Ein schöner
Schümlikaffee im gediegenen Café hebt jedenfalls meine Stimmung
gerade ein bisschen.
Nicht nur die Strassen sind in einem schlechten Zustand hier in Viktoria, man
hat beim Vorbeifahren auch das Gefühl, dass man hier generell nicht auf
Rosen gebettet ist und dass nicht nur die Kühe ein karges Leben fristen.
Nicht mal die braunen Wegweiser halten, was sie versprechen. Dies war bisher
immer etwa lohnend. Wir folgen einem solchen braunen Hinweis zu einer
Windfarm und landen auf einem Parkplatz, fünfzig Meter neben der Strasse,
wo man mit grossen Infotafeln lernt, dass sie vor zehn Jahren diese 14
Windräder als erste Windfarm in Viktoria gebaut haben, mit näheren
Angaben was sie liefert und Fotos von der Einweihung. Und für dies ein
brauner Wegweiser!
Kurz vor Warrnambool folgen wir trotzdem nochmals einem solchen in ein
Naturreservat zum Tower Hill. Es ist wie ein Blick in einen Vulkan mit einem
feingeschichteten Kraterrand, auf dessen Grund ein seichter See liegt, an
dessen Ufer eine ganze Menge Emus weiden. Diesmal hat sich der Stopp
gelohnt.
Im Big4 in Warrnambool haben sie noch eine freie powered Site für uns und
wir schauen als Erstes, wo wir heute Nacht zu Hause sind. Wir finden einen
fantastischen Küstenabschnitt, wo die Wellen branden und am geschichteten
Kalkstein nagen und die skurrilsten Formationen an Felsen im Meer stehen
lassen. Man kann hier weite Strecken der Küste entlang wandern und bei
verschiedenen Aussichtspunkten immer wieder noch mehr Wellen- und
Brandungsfotos machen. Der Thunder Point, finden wir, verdient seinen Namen
voll und lange lauschen wir dem Donnern und warten immer noch eine und noch
eine Welle ab und schauen und schauen. Auch Renés Chip beginnt sich
wieder zu füllen.
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