zum Reisekalender

zum vorherigen Tag 19. April 2012 ENDE

verrückte Bauten in der Orchard Road die Wand schliesst sich um die Bay Zehntausende am J.P. Morgan Corporate Challenge der Kanonenkugelbaum so schliesst sich der Kreis

Singapore - Frankfurt - Basel
Wir geniessen wieder ein ausgiebiges Frühstücksbüffet. Es ist hier nicht ganz so gewaltig, wie jenes im Furama City Hotel, aber man kommt auch hier nicht durchs ganze Sortiment. In hölzern geflochtenen Dampf-Körbchen gibt es jeden Tag zwei andere Sorten von Leng Yao Pau, die ich bis jetzt immer ausprobieren musste. Sie sind etwa so gross wie Kokosmakrönchen und sind luftig, schaumig, manche sind rosa, andere weiss, z.B. Lotus mit einer feinen Füllung wie Marzipan, aber es gibt auch pikante mit Chicken.
Heute regnet es schon am Morgen früh ans Fenster und die Skyline draussen verschwindet manchmal ganz im trüben Regenvorhang. Es ist nichts mit einem Besuch auf Sentosa, der Freizeitinsel mit ihrer Blumenpracht, wie wir sie aufs Programm genommen haben.
Nach Singapur geht man ja eigentlich zum Shopen. Einkaufen in der Orchard-Road soll das höchste der Gefühle sein. Einkaufen will ich zwar nichts, dazu habe ich keinen Platz mehr im Gepäck, aber nun will ich doch mal jene Malls dort gesehen haben. Wir haben uns bis jetzt nur im Simlimsquare und diesem Gebiet umgesehen. Und Shopen kann man durch die ganze Stadt, ohne dass man je ins Regenwetter hinaus muss. Nur die kurze Strecke bis zur Tauchstation City Hall und nach einer kurzen Fahrt mit der U-Bahn tauchen wir in einem Gebäude auf, das einfach nur Konsumtempel ist. Gediegen, riesig, ermüdend und nach Bewunderung heischend, für mich wenigstens wegen der Architektur. Einen Foodcourt in diesem Umfang wie im Ion Orchard, haben wir noch nicht entdeckt. Da bleibt kein Wunsch für irgendwelche Gelüste offen. Man bekommt einfach alles und für jeden Geschmack, mit Glück sogar für René.
Endlich haben wir genug Läden gesehen und tauchen wieder ab und fahren zum Marina Bay Sands. Dort hat sich in den letzten fünf Monaten noch mehr verändert. Die Wolkenkratzer sind noch ein Stück gewachsen und mir kommt es wie eine Wand vor, die sich um die Bay zu schliessen beginnt. Die Shoppingcenters hier scheinen mir noch eine Stufe gediegener und exklusiver als in Orchard. Die Lust auf einen Kaffee lässt uns in der Lobby des Hotels Sands einmarschieren, wo wir im Café mit dem Schokoladebrunnen in einer vornehmen Sitzgruppe unsere müden Beine unter den Salontisch strecken. Hackbrettmusik von Asiatinnen vorgetragen, begleiten unser Staunen in die schrägen Höhen dieses verrückten Baus.
Bis zum Hotel ist es nicht mehr so weit, also auch zu Fuss machbar. Wir müssen nämlich noch unser dort eingestelltes Gepäck abholen. Schon von weitem hat man das Gefühl, das sich drüben auf der Esplanadebridge eine Menge Leute bewegen und vor dem Mandarin Oriental, wo wir vor vier Jahren logiert haben, sieht man warum dem Wasser entlang überall Strassenabsperrgitter aufgebaut sind. Von der Brücke her kommen Heerscharen gejoggt. Nicht nur Hunderte - es sind tausende, die sich heute dem J.P. Morgan Corporate Challenge stellen. Die ganze Strassenbreite, soweit das Auge reicht, alles auf- und abwippende, dunkle Gesichter mit schwarzen Haaren. dreitausend, viertausend? - nein die Startnummern erhöhen sich laufend und ich sehe solche mit 15- und 16-tausend. Irgendwann beginnt der Strom nur noch zu tröpfeln und man kann wieder über die Strasse und bald kommen wir zum Startplatz, der jetzt verlassen da liegt. Hier begegnen wir einem kleinen Wunder: Ein Baum, der rings um seinen Stamm herum wunderschöne, grosse Blüten macht und kugelrunde Früchte trägt, die einen Durchmesser von etwa 20 cm haben und die wirklich wie Kanonenkugeln aussehen. Er heisst auch Kanonenkugelbaum. Auf Lateinisch steht's auch dabei: Couroupita guianensis.
Wir holen im Hotel das Gepäck und die U-bahn bringt uns zum Flughafen, wo wir die dort eingelagerten Koffer auch noch abholen. Die Messer und Scheren, die noch verblieben sind und noch nicht konfisziert wurden, werden diesmal umgepackt. Zum letzten Mal die langweilige Warterei nach dem Einchecken und dann kommt der lange Heimflug. Dank unserer bequemen Premium Ecconomy Class kann ich sogar mehr als die halbe Zeit gut schlafen, in welcher sich das Flugzeug in mehr als 12 Stunden in der dunklen Zone der Sinuskurve Richtung Westen bewegt, bis es um sechs Uhr in Frankfurt gerade diese Kante erreicht hat, wo der Morgen frisch erstrahlt.
Stoisch nimmt man in Frankfurt das Herumirren in Kauf. Man findet den Bahnhof nicht und wenn man einen findet ist es nicht der richtige. Fernbahnhof Gleis 5 wäre richtiger. Also vom Pontius zu Pilatus, mit Sack und Pack treppauf und treppab. Hilfe bei einem Schalter kann man gerade vergessen. Die können einem höchstens Anweisungen geben, wie man den Automaten bedienen muss, selber haben sie keinen Zugriff auf den Compi. Also versucht man es nochmals und endlich glückt es, dass das Billet, das wir vor einem halben Jahr reserviert haben, von dieser Maschine ausgespuckt wird. Dann noch das Theater mit den Rolltreppen! Eigentlich wollen wir noch nicht aufs Perron, weil es zu dort kalt ist. Nach der ersten Treppe entscheiden wir uns, umzukehren, aber von hier aus kommt man nur zu einem Erstklass-Warteraum, wo man gemütlich etwas an der Wärme sein könnte. Die Aufwärts-Treppen sind in Revision. Wir benutzen also wenigstens den Erstklass-Lift. Überhaupt finden wir den Lift noch bequemer als die Rolltreppe und fünf Minuten vor Abfahrt des Zuges fahren wir damit in die Tiefe. Leider kommen wir mit diesem auf dem falschen Perron an und nun gibt es gerade noch ein kürzeres Gehetze, wieder hinauf und dann doch die Rolltreppe am richtigen Ort wieder hinunter. Der Zug steht bereit und die Leute sind bald alle eingestiegen. Natürlich ist der Wagen mit unseren reservierten Plätzen am anderen Ende des Zuges, also steigen wir halt erst mal ein und bis wir uns mit dem ganzen Gepäck durch die restlichen Wagen gekämpft haben, sind wir schon bald in Mannheim angekommen, wo wir umsteigen müssen.
Jedenfalls ist der Frankfurter Flughafen ein Paradebeispiel für schlechte Signalisierung, Wegweiser oder Hilfe. Da haben wir doch anderes kennen gelernt auf noch grösseren Flughäfen.
Dafür werden wir daheim herzlich empfangen. Ein Blumenstrauss in der so lange verwaisten Wohnung und ein Schokoladeherz als Willkommensgruss von lieben Nachbarn zeigt, dass man nicht vergessen wurde. Draussen beginnt es geradezu regnen, aber auch die Sonne scheint und ein wunderschöner Regenbogen spannt sich über das Nachbarhaus. Auch hier wieder der Regenbogen wie am ersten Tag in Neuseeland und so sinnbildlich schliesst er sich wieder, der Kreis!


zum Seitenanfang