Singapore - Frankfurt - Basel
Wir geniessen wieder ein ausgiebiges Frühstücksbüffet. Es ist hier
nicht ganz so gewaltig, wie jenes im Furama City Hotel, aber man kommt auch hier
nicht durchs ganze Sortiment. In hölzern geflochtenen Dampf-Körbchen gibt
es jeden Tag zwei andere Sorten von Leng Yao Pau, die ich bis jetzt immer
ausprobieren musste. Sie sind etwa so gross wie Kokosmakrönchen und sind
luftig, schaumig, manche sind rosa, andere weiss, z.B. Lotus mit einer feinen
Füllung wie Marzipan, aber es gibt auch pikante mit Chicken.
Heute regnet es schon am Morgen früh ans Fenster und die Skyline draussen
verschwindet manchmal ganz im trüben Regenvorhang. Es ist nichts mit einem
Besuch auf Sentosa, der Freizeitinsel mit ihrer Blumenpracht, wie wir sie aufs
Programm genommen haben.
Nach Singapur geht man ja eigentlich zum Shopen. Einkaufen in der Orchard-Road soll
das höchste der Gefühle sein. Einkaufen will ich zwar nichts, dazu habe
ich keinen Platz mehr im Gepäck, aber nun will ich doch mal jene Malls dort
gesehen haben. Wir haben uns bis jetzt nur im Simlimsquare und diesem Gebiet
umgesehen. Und Shopen kann man durch die ganze Stadt, ohne dass man je ins
Regenwetter hinaus muss. Nur die kurze Strecke bis zur Tauchstation City Hall und
nach einer kurzen Fahrt mit der U-Bahn tauchen wir in einem Gebäude auf, das
einfach nur Konsumtempel ist. Gediegen, riesig, ermüdend und nach Bewunderung
heischend, für mich wenigstens wegen der Architektur. Einen Foodcourt in
diesem Umfang wie im Ion Orchard, haben wir noch nicht entdeckt. Da bleibt kein
Wunsch für irgendwelche Gelüste offen. Man bekommt einfach alles und
für jeden Geschmack, mit Glück sogar für René.
Endlich haben wir genug Läden gesehen und tauchen wieder ab und fahren zum
Marina Bay Sands. Dort hat sich in den letzten fünf Monaten noch mehr
verändert. Die Wolkenkratzer sind noch ein Stück gewachsen und mir kommt
es wie eine Wand vor, die sich um die Bay zu schliessen beginnt. Die
Shoppingcenters hier scheinen mir noch eine Stufe gediegener und exklusiver als in
Orchard. Die Lust auf einen Kaffee lässt uns in der Lobby des Hotels Sands
einmarschieren, wo wir im Café mit dem Schokoladebrunnen in einer vornehmen
Sitzgruppe unsere müden Beine unter den Salontisch strecken. Hackbrettmusik
von Asiatinnen vorgetragen, begleiten unser Staunen in die schrägen Höhen
dieses verrückten Baus.
Bis zum Hotel ist es nicht mehr so weit, also auch zu Fuss machbar. Wir müssen
nämlich noch unser dort eingestelltes Gepäck abholen. Schon von weitem
hat man das Gefühl, das sich drüben auf der Esplanadebridge eine Menge
Leute bewegen und vor dem Mandarin Oriental, wo wir vor vier Jahren logiert haben,
sieht man warum dem Wasser entlang überall Strassenabsperrgitter aufgebaut
sind. Von der Brücke her kommen Heerscharen gejoggt. Nicht nur Hunderte - es
sind tausende, die sich heute dem J.P. Morgan Corporate Challenge stellen. Die
ganze Strassenbreite, soweit das Auge reicht, alles auf- und abwippende, dunkle
Gesichter mit schwarzen Haaren. dreitausend, viertausend? - nein die Startnummern
erhöhen sich laufend und ich sehe solche mit 15- und 16-tausend. Irgendwann
beginnt der Strom nur noch zu tröpfeln und man kann wieder über die
Strasse und bald kommen wir zum Startplatz, der jetzt verlassen da liegt. Hier
begegnen wir einem kleinen Wunder: Ein Baum, der rings um seinen Stamm herum
wunderschöne, grosse Blüten macht und kugelrunde Früchte trägt,
die einen Durchmesser von etwa 20 cm haben und die wirklich wie Kanonenkugeln
aussehen. Er heisst auch Kanonenkugelbaum. Auf Lateinisch steht's auch dabei:
Couroupita guianensis.
Wir holen im Hotel das Gepäck und die U-bahn bringt uns zum Flughafen, wo wir
die dort eingelagerten Koffer auch noch abholen. Die Messer und Scheren, die noch
verblieben sind und noch nicht konfisziert wurden, werden diesmal umgepackt. Zum
letzten Mal die langweilige Warterei nach dem Einchecken und dann kommt der lange
Heimflug. Dank unserer bequemen Premium Ecconomy Class kann ich sogar mehr als die
halbe Zeit gut schlafen, in welcher sich das Flugzeug in mehr als 12 Stunden in der
dunklen Zone der Sinuskurve Richtung Westen bewegt, bis es um sechs Uhr in
Frankfurt gerade diese Kante erreicht hat, wo der Morgen frisch erstrahlt.
Stoisch nimmt man in Frankfurt das Herumirren in Kauf. Man findet den Bahnhof nicht
und wenn man einen findet ist es nicht der richtige. Fernbahnhof Gleis 5 wäre
richtiger. Also vom Pontius zu Pilatus, mit Sack und Pack treppauf und treppab.
Hilfe bei einem Schalter kann man gerade vergessen. Die können einem
höchstens Anweisungen geben, wie man den Automaten bedienen muss, selber haben
sie keinen Zugriff auf den Compi. Also versucht man es nochmals und endlich
glückt es, dass das Billet, das wir vor einem halben Jahr reserviert haben,
von dieser Maschine ausgespuckt wird. Dann noch das Theater mit den Rolltreppen!
Eigentlich wollen wir noch nicht aufs Perron, weil es zu dort kalt ist. Nach der
ersten Treppe entscheiden wir uns, umzukehren, aber von hier aus kommt man nur zu
einem Erstklass-Warteraum, wo man gemütlich etwas an der Wärme sein
könnte. Die Aufwärts-Treppen sind in Revision. Wir benutzen also
wenigstens den Erstklass-Lift. Überhaupt finden wir den Lift noch bequemer als
die Rolltreppe und fünf Minuten vor Abfahrt des Zuges fahren wir damit in die
Tiefe. Leider kommen wir mit diesem auf dem falschen Perron an und nun gibt es
gerade noch ein kürzeres Gehetze, wieder hinauf und dann doch die Rolltreppe
am richtigen Ort wieder hinunter. Der Zug steht bereit und die Leute sind bald alle
eingestiegen. Natürlich ist der Wagen mit unseren reservierten Plätzen am
anderen Ende des Zuges, also steigen wir halt erst mal ein und bis wir uns mit dem
ganzen Gepäck durch die restlichen Wagen gekämpft haben, sind wir schon
bald in Mannheim angekommen, wo wir umsteigen müssen.
Jedenfalls ist der Frankfurter Flughafen ein Paradebeispiel für schlechte
Signalisierung, Wegweiser oder Hilfe. Da haben wir doch anderes kennen gelernt auf
noch grösseren Flughäfen.
Dafür werden wir daheim herzlich empfangen. Ein Blumenstrauss in der so lange
verwaisten Wohnung und ein Schokoladeherz als Willkommensgruss von lieben Nachbarn
zeigt, dass man nicht vergessen wurde. Draussen beginnt es geradezu regnen, aber
auch die Sonne scheint und ein wunderschöner Regenbogen spannt sich über
das Nachbarhaus. Auch hier wieder der Regenbogen wie am ersten Tag in Neuseeland
und so sinnbildlich schliesst er sich wieder, der Kreis!
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