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Wir wollen genügend Zeit haben, um ohne zu hetzen und möglichst direkt und
ohne Umzusteigen zum Flughafen Kloten zu gelangen. Da bietet uns die SBB ja einen
bequemen, direkten Zug um 6:40 an. Reisefiebrig und mit kleineren und grösseren
Koffern beladen, suchen wir uns ein Plätzchen im Doppelstöcker. Nur Margrit
fehlt - und der Zug fährt ab!!! Hätte sie wenigstens ihr Handy eingeschaltet,
hätte man ihr schon lange melden können, dass man ungeduldig bereits ein
früheres Tram genommen hat. Nachdem sie noch zwei weitere Trams abgewartet hat,
sieht sie gerade noch unsern Zug abfahren und nun ist sie es, die in Zürich
umsteigen muss. Ruth, die uns zum Bahnhof begleitet hat kann sie immerhin beruhigen, dass
es wenigstens uns gereicht hat.
Wir hätten ein E-Ticket, müssten also an einem Automaten nur unsere
registrierte 13-stellige Nummer eingeben, aber wir ziehen konservativ den Komfort einer
freundlichen Bedienung am Schalter vor. Wir können unser Gepäck gar als
Siebener-Gruppe bereits einchecken und Margrit, die in der Zwischenzeit auch eingetroffen
ist, muss nicht mehr in der bereits ziemlich langen Schlange einstehen und braucht nur
noch ihre ID vorzuweisen, damit auch sie ihre Bordkarte bekommt.
Wir überfliegen ganz Deutschland bei schönem Wetter und guter Sicht, aber bis
Kopenhagen überzieht eine flache Wolkenschicht das Meer und am Boden pustet uns der
Wind fast aus dem Flugzeug. In den zwei Stunden Aufenthalt verpflegen wir uns im Transit
mit einem Sandwich und etwas zu Trinken. Auf Europaflügen wird ausser gegen
Bezahlung nämlich heute nichts mehr serviert.
Auch auf dem Weiterflug sieht die Welt unter uns ganz weiss aus, Bergen jedoch heisst uns
auf unserem Sinkflug durch ein paar Wolkenlöcher willkommen. Der erste Eindruck vom
Land ist geprägt von viel Wasser und einer grossen Brücke über einen
Fjord.
Das Allererste, was ich versuche, ist zu Norwegischen Kronen zu kommen. Meine
Travelcash-Karte hat noch genügend Geld, nur scheint es ein Problem, daran zu
kommen. Dem Automaten im Flughafen fällt es nicht mal ein, die Karte auch nur
einzuziehen. Dabei habe ich diesmal den Code ganz sicher im Kopf bereit.
Also fahren wir halt mit 95 geborgten Kronen mit dem Bus in die Stadt. Der Chauffeur
entlässt uns ganz in der Nähe unseres First Marin Hotels.
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Da wir nicht wissen, wie lange bei diesem Wetter hier der Tag noch hell ist, beschliessen
wir, nur die Koffern ins Zimmer zu stellen und uns gleich auf Entdeckungsreise in der
nächsten Umgebung zu machen. Am besten nimmt man den Schirm mit und man tut gut
daran. Vom Rezeptionisten habe ich erfahren, dass der nächste Geldautomat gleich um
die Ecke zu finden ist. Während ich auch hier vergeblich versuche, der Minibank
meine Travelcash-Karte schmackhaft zu machen, geht auf der Strasse draussen ein
Platzregen nieder. Wie komme ich nun aber zu Norwegischem Geld? Ich versuche es mit der
Visakarte, aber da ich damit praktisch nie Bargeld beziehe, bin ich mir nicht ganz so
sicher, auf welchen Code diese nun anspricht. Immerhin, die Karte wird diesmal wenigstens
eingezogen. Das liegt wohl am goldenen Chip, welchen diese Karte besitzt. Der erste
Versuch mit dem sechsstelligen Code klappt aber nicht. Trotz Wolkenbruch komme ich
langsam ins Schwitzen. Jetzt habe ich nur noch diesen zweiten und letzten Versuch mit dem
vierstelligen Code - und endlich kann ich aufatmend 1000 Norwegische Kronen aus dem
Schlitz ziehen.
Ich habe auch noch gar kein Gefühl, wie viel 1000 Kronen nun umgerechnet wert sind,
aber im Moment sollte das reichen für Busfahrt oder irgendwelche Eintritte, Kaffee
etc. Es sind in etwa 165 Franken.
Unser Hotel liegt in der Brygge, gerade unmittelbar neben dem einstigen Zentrum des
Handels mit Norwegen und dem Ausland.
Die Holzfassaden dieser Handelshäuser, die nach altem Stil nach Bränden wieder
aufgebaut wurden und welche auf der UNESCO-Liste weltweit erhaltenswerter
Baudenkmälern stehen, sind auf jeder Karte von Bergen zu sehen.
Unter dem Motto: Schirm auf - Schirm zu, schlendern wir durch die engen Gässchen der
meist mit "Butikken" bestückten alten Holzhäuser, fast wie im Ballenberg. Genau
wie die Losung für Tasmanien gilt, wie das Lykke-Lise anführt, könnte man
eine solche auch für hier anwenden: ist schlechtes Wetter, warte zehn Minuten.
Ein Radisson hat es hier auch und im dazugehörigen Souvenirshop findet Lydia
einen Bekannten, dem sie Grüsse ausrichten will. Oder besser gesagt, man
bestätigt ihr, dass er hier arbeitet und morgen anwesend sein wird. Wir haben gerade
wieder die Gelegenheit benutzt, um vor einer Sintflut zu flüchten und müssen
uns zurückhalten, dass wir uns nicht bereits hier mit Norweger-Mützen und
Trollen aller Art eindecken. Immerhin bekommen wir brauchbare Hinweise, wo wir fürs
Nachtessen einkehren können.
Der Tipp ist jedenfalls gut. In der Bryggeloftstue werden wir freundlich bedient. Elch
steht auf dem Menü und da muss ich mich nicht lange besinnen. Mir schmeckt es und
auch jene, die das Lamm bestellt haben, müssen mit Bestimmtheit nicht mehr hungrig
vom Tisch.
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