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Wir können unser Gepäck im Hotel in einem abgeschlossenen Raum deponieren.
Unsere Kabinen auf der Nordkapp sind ja frühestens um sechs Uhr bezugsbereit.
Alsdann geht es zuallererst in den Souvenirladen, um die Grüsse auszurichten und
dann auch noch eine von den schön warmen Norwegerjacken zu erstehen und einen
extrastarken Schirm. So wie wir das gestern erlebt haben, ist ein solcher hier wirklich
kein Luxus und es scheint, dass sich die begonnene Show mit dem Schirmtanz auch heute
fortsetzen wird. Um uns noch näher über die Örtlichkeiten und Museen die
wir gerne besuchen möchten zu informieren, suchen wir die Touristinfo in einem alten
Gebäude im romanischen Stil mit vielen Säulen und Fresken auf, die gerade
gegenüber dem Fischmarkt liegt.
Natürlich kann kein Fischer etwas an uns verdienen, aber wenigstens bewundern
müssen wir ihren schön in Eiswürfeln drapierten Fang und ihre
aufgehängten Stockfische. Ein heftiger Regenguss scheucht uns unter das
schützende Zeltdach eines Marktstandes ….und wenn's genug geregnet hat, dann
hört es wieder auf! Fünf Minuten später scheint schon fast wieder die
Sonne und wir erreichen schön zur Abfahrtszeit des roten Tschutschubähnlis
dessen Endstation für eine Sightseeingtour. Die Drahtseilbahn auf den Fløien
sparen wir uns auf nächste Woche, die Aussicht scheint heute nicht vielversprechend
zu sein. Wir sind fast eine Stunde unterwegs und per Kopfhörer kann man sogar in
Deutsch alles Wissenswerte über Bergen erfahren. Wir werden hoch über die Stadt
geführt, gar bis zur Mittelstation der Fløienbahn, wo man für ein paar
Minuten aussteigen und die Aussicht über die bereits wieder in der Sonne zu unseren
Füssen liegende Stadt bewundern kann.
Wir haben nun gelernt, dass das Gebäude gerade vis-à-vis der Endstation,
sowie auch des Hanseatischen Museums die Fleischhalle ist und stolpern dort hinein, um
vielleicht zu einem Snack oder Sandwich zu kommen, keine schlechte Idee. Ich will mir
merken, dass ich mich hier nämlich vor unserer Rückreise mit Rentier- und
Elchwurst eindecken kann.
Ausser Hummer, Haxen, Schinken, Svinelabber zu 29 Kronen das Kilo und ganzen
Schweinsfüsschen, kann man auch Kaffee in verschiedenen Sorten und Röstungen
offen kaufen. Eine glustige Quiche wird im Mikrowellenofen aufgewärmt, so dass man
sie gleich neben den Verkaufstheken an rustikalen Tischen vernaschen kann. Mich lacht ein
Stück Spareribs an, dazu ein bisschen Gemüse und schon bin ich rundum
glücklich.
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Also gestärkt nehmen wir den weiteren Nachmittag in Angriff. Der Weg zum Kunstmuseum führt vorbei an der Kreuzkirche, in welche man sich gerade wieder vor einem Regenguss retten und eine Ikonenausstellung bewundern kann. Der grosse Dom ein kleines Stück weiter ist leider geschlossen, dafür scheint nun bereits wieder die Sonne und wir schaffen es trockenen Fusses gerade bis ins Museum. Die Einen interessieren sich für die Bilder von Munch und die Andern mehr für einen Kaffee im gediegenen Museumscafé. Lykke-Lise ist nun gelandet und man macht den Treffpunkt hier auf drei Uhr ab. Ich schliesse mich jenen an, die den Weg zum Hurtigruten-Terminal rekognoszieren wollen. Das stattliche Schiff liegt bereits im Hafen und viele checken auch schon ein. Dass das Nachtessen heute bereits inbegriffen ist, ist schnell abgeklärt und so begeben wir uns noch auf einen kleinen Stadtbummel durch die Fussgängerzone, die wir vom Tschutschu aus entdeckt haben und gelangen gar noch zum Bahnhof, wo wir in gut einer Woche für die Zugfahrt nach Oslo starten werden.
Um fünf Uhr ist Treffpunkt im Hotel, um das Gepäck auszuzlösen. Während wir noch schlenderten, hat Lydia herausgefunden, dass zehn nach fünf ein Bus direkt vom Hotel aus zum Hurtigrutenterminal fährt. Bis die Museumsbesucher da sind, stellen wir alles Gepäck startklar zur Tür und alles klappt wunderbar. Der Bus macht auf der Tour bei verschiedenen Hotels vorbei noch eine Extra-Stadtrundfahrt für nur 50, statt wie uns im Hotel gesagt wurde, 80 Kronen. Ein erneuter Regenguss heisst uns beim Aussteigen aus dem Bus willkommen auf der Nordkapp. Das Terminal funktioniert wie am Flughafen. Per Rollband verschwinden die mit der Zimmernummer angeschriebenen Koffer hinter dem Check-In Schalter und wir gelangen über Rolltreppen hinauf, bis auf die Höhe des 5. Decks, wo man über eine Passerelle ans Schiff angedockt ist.
Wir haben mit unserm Couvert, welches den Zimmerschlüssel, einer Karte mit
Magnetstreifen, worauf Name und alle Reiseangaben vermerkt sind, auch die Einteilung der
Essensfahrpläne erhalten. Bei Frühstück und Mittagessen ist freie
Tischwahl und immer grosses Buffet. Nur zum Dinner muss es gesittet zu und her gehen. Es
muss in zwei Chargen serviert werden und wir sind in der zweiten Sitzung an Tisch 40
zugeteilt. Lydia und Sylvia sind in einer ganz andern Ecke eingeteilt. Sie haben ihre
Kabine auch nicht bei uns auf Deck 5, sondern unten auf Deck 3, weil ihre Anmeldung ein
ganz klein wenig später eingegangen ist.
Ausnahmsweise ist heute auch das Nachtessen ein grosses Buffet und auch ausnahmsweise
noch freie Tischwahl. Was uns da nun alles verlockt an glustigen Verführungen ist
einfach umwerfend. Als Vorspeise Salate aus Tomaten, Gurken, Teigwaren, Linsen,
Kichererbsen, Randen oder Fisch geräuchert, eingelegt oder wie auch sonst immer,
daneben Aufschnitt aus Schinken, Speck und Wurstwaren und Saucen - bestimmt mehr als 20
verschiedene Schalen und Schüsseln, die einen die Wahl zur Qual machen. Man
könnte sich auch an einer heissen Suppe erlaben. Ich habe mir vorgenommen, das
Fischpotenzial auszureizen. Es gibt am heissen Buffet einen wunderbar rosa Lachs, dazu
eine Auswahl an vier Beilagen wie Kartoffeln, Gemüse etc., auch eine passende feine
Sauce und wer lieber Fleisch will, kommt genauso auf seine Rechnung, vom Dessertbuffet
ganz zu schweigen. Da gibt es vom Pudding zum Kuchen und Beerenkompott oder Glacé
zehn verschiedene Köstlichkeiten zur Auswahl, dass einem das Herz lacht.
Um Viertel nach Neun ist Information in Deutsch auf Deck sieben im Panoramasalon.
Vorstellung des Kapitäns und der Crew und alles Wichtige über Sicherheit auf
einem Schiff. Funktion und Handhabung der Rettungsanzüge werden demonstriert und die
Wichtigkeit der Hygiene im Speisesaal etc. Die Hände werden beim Eingang mit einem
Mittel desinfiziert und auch wenn man von draussen wieder aufs Schiff kommt, ist dies
strikte angewiesen. Man hat Angst vor dem Noro-Virus, der hochansteckend ist und
innerhalb von zwei Tagen Passagiere und Besatzung lahmlegen könnte. Um halb Elf ist
‚Leinen los' und die Nordkapp sticht in eine doch leicht bewegte See.
Erleichtert stelle ich fest, dass in unserer Kabine, der Nummer 529 auf Deck fünf,
die ich zusammen mit Esther teile, von den Motoren nichts zu hören ist. Die Fenster
sind natürlich nicht zu öffnen und nur die Klimaanlage oder Ventilation macht
sich mit einem dezenten, monotonen Geräusch bemerkbar, das aber nicht daran Schuld
ist, dass ich heute lange nicht einschlafen kann. Das Schaukeln und Wiegen bewirkt eher
das Gegenteil von dem, was man eigentlich davon erwartet. Auch Esther geht es nicht
besser.
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