zum vorherigen Tag | Samstag, 6. Oktober 2007 | Home |
Die Nacht war jedenfalls ruhig und ich habe gut geschlafen. Es ist sechs Uhr und
noch stockdunkel draussen. Wir geben unsere Kabine frei und müssen am
Zmorgenbuffet nur beim Kaffee anstehen. Isabella verköstigt uns mit den
Croissants aus Bastia.
Gegen sieben sind wir wieder auf Deck um die Einfahrt zu sehen. Der Morgenstern
scheint und aus der Ferne kann man schon Land sehen. Ein Lotsenboot kommt uns
entgegen und geleitet uns auf den richtigen Pfad. Das Muster der Strassenlaternen
der Stadt Toulon markieret einen sanften Hügel, der vor uns liegt. Man ist
fast neugierig, bei welchem Punkt oder welcher Lichterkette wir anlegen. Zuerst
scheint es ein Militärhafen zu sein, den wir passieren, denn es liegen hier
ein Flugzeugträger und ein Kriegsschiff. Schon erschallt wieder über alle
Lautsprecher die besagte Hymne. Eigentlich eine schöne Tradition, ein Bye-bye
auf den weiteren Weg.
Werner hat Stalldrang und möchte so weit wie möglich der Riviera entlang
hinauf blochen. Im erwachenden Morgen geht's zuerst noch durch französisches
Rebbaugebiet. Dann Nizza mit seinen verrückten Bauten und Monacco zu unseren
Füssen, von Nebelschwaden und Dunst umgeben. Von der Raststätte aus, wo
wir für einen Kaffeehalt aussteigen, ein enttäuschend anderes Bild, als
jenes das ich noch von Urzeiten her in Erinnerung habe. Da gab es noch keine
Autobahn und an die Fahrt durch die vielen zum Teil noch in den rohen Fels
gehauenen, unbeleuchteten Tunnels, mag ich mich noch erinnern. Es war das erste
Mal, als ich hier das Meer sah. Die Autostrada dei Fiori zieht sich etwas weiter
vom Meer weg, fast nur durch Tunnels und ganze Täler überspannende
Viadukte durchs Land, bis hinauf nach Genua. Beeindruckend ist die mit
Gewächshäusern fast völlig überdeckte Gegend. Auch den
mächtigen Nelkenstrauss, den wir aus den Ferien 1960 von Alassio heimgebracht
haben, sehe ich genau vor mir. Damals sind mir aber noch keine
Gewächshäuser aufgefallen.
Vor Genua geht's ab ins Landesinnere durch ein Stück Piemont mit
Rebdörfern auf den Hügelkuppen, bis die Hügelkette plötzlich
wieder zur Seite weicht und der riesigen Poebene Platz macht. Reis wird geerntet.
Die Stoppelfelder sind nicht so grobstopplig wie beim Korn. Weite Äcker sind
bereits gepflügt und wieder angesät, vielleicht mit Winterfrucht.
Mövenscharen tun sich jedenfalls gütlich auf den frischen braunen
Flächen. In einer Raststätte vor Mailand ist wieder Stopp. Es ist
höchste Zeit für eine zweistündige Rast für den Chauffeur. Mein
Magen knurrt auch schon ganz anständig und wegen dem vielen Reis hier, ich
freue mich auf ein Risotto. Das Letzte geht jedoch grad vor meiner Nase weg und die
neue Charge ist noch nicht ganz genussbereit. Also wende ich mich etwas anderem zu,
die Auswahl ist mehr als gross genug.
Kaum sind wir wieder gestartet, fährt Werner schon wieder von der Autobahn. Er
will Como umfahren und auf Schleichwegen über die Grenze von Chiasso gelangen.
Nur leider wissen diesen Schleichweg hunderte andere auch und so geht es ziemlich
harzig vorwärts. Dann aber nach der Grenze geht's los bis Bellinzona, wo der
obligate Stop für Erdbeertörtchen eingeplant ist. Leider ist jetzt
Marronizeit und ein Vermicelle ist ja auch nicht zu verachten. Wir posten hier noch
eine Karte für Werner's Trinkgeld. Diesmal bezahle ich, die vom letzten Jahr
bin ich nämlich heute noch schuldig. Ich merkte es erst im Gotthardtunnel und
es ist mir heute noch peinlich. Jedes trägt sein Scherflein bei. Ursi und
Isabella wollen auch. Die Versform wird durch zwei Namen mehr aber auch nicht
ründer. Marlis überreicht das Ganze feierlich und wie die Hunde auf der
Karte, wird nun der arme Werner von sechs Frauen verküsst, mit einem
herzlichen Danke für die sichere Fahrt über gut zweieinhalbtausend
Kilometer.
Der Herbst ist in dieser Woche in der Schweiz angekommen. Golden leuchten die
Blätter im Wald bei Piotta. Stau am Gotthard oder nicht? Werner orientiert
sich bei einem vorangefahrenen Twerenbolder, der sagt ‚die Luft sei rein'.
Die meisten stimmen zu, es zu wagen. Diesmal ist es vielleicht noch einen
Kilometer, welchen er auf dem Pannenstreifen rechts vorfährt und 10 Meter vor
dem Portal wieder einklinken kann. Uff!!! Alle schreien Hurrra.
Nebel und Milchsuppe empfängt uns auf der andern Seite, aber je weiter
nördlich und tiefer wir kommen, desto mehr zeigt sich ein freundlicher
Herbstabend zu unserem Willkomm. Wir treffen gegen sieben Uhr in Rütihof ein
und nun wird per SMS das Empfangskomitee nach Pratteln in die Windrose beordert.
Dann wieder Abschied. Bis man wieder allen tschau gesagt hat..... Plötzlich
geht alles viel zu schnell. Zum Schluss muss ich noch panikartig Ursi finden, denn
unser Bus nach Basel will in den nächsten Minuten abfahren. Ein so abruptes
Ende!
Nun, für mich ist ja noch nicht Schluss. Ich habe jetzt das Ganze beim
Schreiben nochmals durchgekostet und hoffe, dass auch ihr beim Lesen wieder ein
bisschen in Erinnerung versinken konntet.
zu den Karten |
zum vorherigen Tag | Samstag, 6. Oktober 2007 | Home |