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Es scheint, dass uns für unsere Flussreise auf Rhein und Main dieses Mal etwas
besseres Wetter beschieden sein wird, als vor acht Jahren auf der Donau. Warmer
Sonnenschein hat sich für heute angekündigt und auch die Prognosen
für die folgenden Tage sind nicht so übel. Erwartungsvoll und
kofferbeladen sitzen wir um halb zwei im Elfer, in welchem noch anderer Leute
Koffer denselben Anhänger haben, wie die unseren: Thurgau Travel und beim St.
Johanns Tor sind es schon ganze Grüpplein, die zum Schiffsanleger hinunter
streben. Das Schiff, das dort liegt, heisst aber Viking und erst beim zweiten Blick
sieht man, dass ein zweites Schiff längsseits dahinter angemacht ist. Die
Koffer müssen wir nicht die Treppe hinunter schleppen, sie werden eingesammelt
und nachdem wir der Viking zuerst durch die gute Stube marschiert sind und so
unsere Edelweiss von der Flotte der Scylla Reederei geentert haben, ist auch bald
alles Gepäck in den zugeteilten Zimmern verteilt. Kabine kann man dem schon
fast nicht mehr sagen. Nichts von Bullauge oder Fensterluke - die ganze
Zimmerbreite ist eine grosse Balkonschiebetüre, durch welche der Blick
ungehindert über die Wasserfläche schweifen kann. Die Helligkeit, die
hereinflutet, verhindert das Gefühl von eingeengt sein, auch wenn ein grosses
Doppelbett im Raum steht. Auch der Platz für Toilette und Dusche ist
eigentlich winzig, aber praktisch und trotzdem sehr komfortabel. Ich fühle
mich augenblicklich sehr wohl und will mich gerade auf das mit Edelweisskissen
bestückte Bett plumpsen lassen, als sich ein penetrantes Piepsen in meiner
Tasche bemerkbar macht. Ja, Brigitte hat mich ja vorgewarnt, dass sie mir winken
will, wenn wir abfahren…
Sie hat uns wahrscheinlich gerade verpasst beim Einsteigen. Ich informiere die
Reiseleiterin darüber, dass ich meiner Tochter gerne noch schnell unser Hotel
zeigen wolle. Sie macht mir aber eindringlich klar, dass wir nicht so lange Zeit
hätten, denn wir seien praktisch vollzählig und würden sobald als
möglich abfahren. Also gestaltet sich die Inspektion und Abschiedszeremonie im
Eilzugstempo und ich jage Brigitte gleich wieder von Bord. Und dann geht es doch
immer noch eine halbe Stunde, bis über Lautsprecher alle fremden Gäste
gebeten werden, das Schiff zu verlassen und wir wirklich ablegen. Wir steigen aufs
Oberdeck, um dem Prozedere zuzuschauen. Brigitte hat ausgeharrt und oben beim
Terminal gewartet, damit sie uns nun wirklich zuwinken kann. Sanft lösen wir
uns von der Viking und unsere Reise "bachab" kann beginnen. Gemächlich kreuzt
der Ueli, dann muss ich die gekenterte Merlin, das Kiesboot, das seit Mitte August
kieloben am Dreiländereck liegt, bewusster beschauen und festhalten, was ich
vorgestern versäumt hatte. Man könnte sich's wohl sein lassen, aber schon
eine Viertelstunde später hetzt man uns von Oberdeck. Es muss
zusammengeräumt und gar abgebaut werden wegen einer niedrigen Brücke.
Aber wir müssen ja sowieso im Salon erscheinen, zu Kaffee und Kuchen! Bei
dezentem Geklimper des Hofpianisten Karol vergeht die Zeit schnell.
Es folgt Schlag auf Schlag, wo uns die Reiseleiterin Ursula Müller
Informationen über die Landausflüge auf unserer Reise, sowie allgemeine
Schiffsinformationen näherbringt. Bald muss man sich bereits wieder stylen.
Der Kapitän Cornelis van Eck und der Hotelmanager Anastas Tasos wollen uns mit
einem Cüpli im Salon Willkommen heissen. Auch Zeit für die
Sicherheitsinformationen auf dem Schiff, wie in einem Flugzeug, wo die Handhabung
der Schwimmweste erläutert wird. Notfalls wäre Treffpunkt auf Oberdeck,
wo für jeden eine solche Schwimmweste bereit sei.
Wir sind gespannt auf unsere Tischnachbarn und stellen erfreut fest, dass das
Ehepaar aus Thun bestens in unser Ferienbild passt . Man könnte unseren Tisch
statt Nr 34, den R-Tisch nennen - alle Vornamen beginnen mit einem R: Ruth, Ruedi,
René und Rita.
Von den Künsten des Küchenchefs bin ich begeistert. Nach einer doppelten
Portion des Mix-Salat, der mit Poulardenstreifen und Tomaten kommt, von welchen
noch beiden Portionen von mir vertilgt werden, folgt ein klares Süppchen aus
Essenzen von Strauchtomaten und königlichem Eierstich.
Als Chefs Hauptspeise bekomme ich ein poschiertes Filet vom Nordsee Dorsch mit
Dillschaumsauce, Frühlingsgemüse und Jasmin Reis und für René
gibt's Ricotta Tortellini mit Ruccolapesto und Linsen Püree.
Alles ist wunderschön angerichtet und die Portionen sind so, wie sie sein sollten. Der Reis vielleicht eine halbe Tasse gross, so dass man nichts übrig lassen muss und auch nicht das Gefühl hat, zuviel gegessen zu haben.
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