Das Wetter sieht immer noch trüb aus. Wir verlassen Wellington um 9 Uhr. Bald
sind wir bei der Lindal Farm, wo man Geissen streicheln und sehen könnte, wie
Schafe geschoren werden, eben Bauernhofleben hautnah. In dieser Herrgottsfrühe
ist jedoch noch nichts los und wir sind die einzigen Gäste, die in der Gegend
herumstolpern. Ich habe Glück, dass ich überhaupt zu einem Kaffee komme.
Einen schönen sogar, für meine Sammlung und ich kann festhalten, wie sich
die Frau alle Mühe gibt, eine künstlerische Schokoladeverzierung
anzubringen. Im Hofladen erstehen wir ein Stück Rauchkäse und eine
Portion Rahmdäfi und entfliehen, noch ehe die Geiss gestreichelt ist und das
Schaf wegen uns Haare lassen muss.
Die Landschaft ist eher grün und doch immer abwechselnd mehr oder weniger
hügelig. Um die Mittagszeit erreichen wir Wanganui und wir versuchen unser
Glück, etwas zu futtern zu finden. In einem Thaifood finden wir was
Vegetarisches. Das heisst, man könnte von allen auf den Menütafeln
bildlich dargestellten Sachen eine Variante ohne Fleisch verlangen. Mir steht der
Sinn nach dem süssen Tag von gestern nach Gemüse und davon ist die
Auswahl hier reichlich.
Etwa eine Stunde auf unserer Weiterfahrt, zweigt die Strasse nach New Plymouth ab.
Wir sind auf der grossen, runden und ebenen Halbinsel angelangt, in deren Mitte
sich der perfekte Kegel des Mount Taranaki erhebt. Seine zweieinhalbtausend Meter
hohe Spitze ist mit Schnee bedeckt. Auch hier entschliessen wir uns wiederum, die
Strasse, welche dem Meer entlang führt und den Vulkan umrundet, einzuschlagen.
Ein Fotostopp, um Seine Majestät, den Berg aufs Bild zu bannen.
Zum Glück, denn eine halbe Stunde später kommen vom Meer her graue Wolken
und ziehen ihm eine Kappe, nicht nur einen Kragen an. Auch am Meer müssen wir
noch Zwischenhalte einlegen, zum Einen, um uns am Brausen und Schäumen der
ewigen Wellen zu ergötzen und zum Andern haben wir heute noch keinen Dessert
gehabt. Es braucht drei Anläufe bei Tip-Top-Kiosken, bis wir in Opunake
genüsslich zu unserer Favoritin, einer Pure-Passion-Fruit-Glacé kommen.
In New Plymouth landen wir als Erstes im Infozentrum, welches sich im modernen
Museum, wo auch noch die Bibliothek untergebracht ist, befindet. Hier könnte
man sich bei freiem Eintritt lange verweilen, aber sie schliessen in einer halben
Stunde. Das reicht gerade eben, uns für 2$ ins Internet einzuloggen und vor
allem Dani zu seinem 40. Geburtstag zu gratulieren. Puke Ariki, das
Museums-Zentrum, liegt ganz am Meer und vor seinen Toren herrscht Betrieb. Es
scheint, als ob eben irgend eine Fernsehsendung aufgenommen worden ist,
überall stehen noch die grossen Kameras herum. Ein Bahngleis trennt den Park
von der neuen Uferpromenade und dort herrscht noch emsigeres Treiben.
Etwa 20 Bildhauer arbeiten um die Wette. Es schleift und stiebt. Jeder hat eine
Skulptur aus Taranaki-Stein in Arbeit und Ende Januar kann man dann die Produkte,
denen man beim Entstehen zuschauen konnte, kaufen. Kunst und Skulptur wird in New
Plymouth gross geschrieben. Von Len Lye habe ich zwar nie was gehört, aber er
ist einer der ihren und der Wind Wand, sein von ihm geschaffenes 45 Meter hohe
Windpendel, welches auch an der Uferpromenade im Wind schaukelt, schaut wie ein
leuchtend oranges Auge auf einer flexiblen hohen Stange die ganze Nacht zu uns ins
Hotelzimmer herein.