Zum Frühstück können wir uns heute mal richtig verwöhnen
lassen. Also habe ich gestern Speck und Spiegeleier auf den Wunschzettel
geschrieben. Von frischen Früchten, Müesli, verschiedenem Brot und
selbstgemachter Konfi kann man nehmen was das Herz begehrt. Mit noch drei andern
vermieteten Zimmern hat Helen heute full house. Noch ehe er zur Arbeit geht, hilft
ihr Mann in der Küche mit. Strahlend will er René den Teller mit den
Spiegeleiern vorsetzen und wirkt sooo enttäuscht, weil sie ja gar nicht
für ihn sind. So richtig herzig. Schliesslich haben wir die
Hochzeitssuite.
Jetzt haben wir noch den nördlichen Teil der Nordinsel vor uns. Wir kommen gut
voran und bald haben wir auch wieder die Autobahn erreicht. In Auckland ist
Rushhour und ich bin froh, wenn wir wieder jenseits der Harbour Bridge sind. Dort
fahren wir aus, weil wir bei BP tanken wollen. Die 4 cts. Rabatt bekommen wir, ihre
komische Maschine will aber weder Renés, noch meine VISA akzeptieren. Ja,
das sei wohl wegen dem Chip, das sei halt keine Karte von hier. Dabei haben wir
schon weitab im Busch unsere Tiptop für fünf Dollars damit bezahlt. Also
teste ich am Bancomat in der Ecke, ob ich den Pin von der Travel-Cash-Karte noch
weiss.
Ausserhalb der Agglomeration Aucklands ist auch die Autobahn schon wieder fertig.
Mit ihren 80 km Länge ziemlich die Einzige in Neuseeland. Wir halten Ausschau
nach einem günstigen Rastplatz für ein Picknick, zumal wir wieder an der
Küste angelangt sind. Es findet sich aber nichts Günstiges linksseitig.
Die Strasse zu überqueren ist gerade halsbrecherisch und der Ferienverkehr
rollt Richtung Norden.
Schon sind wir in Warkworth. Von da an haben wir ausnahmsweise eine genaue
Beschreibung des Weges. Wir biegen beim 2. Stopplicht rechts ab und folgen der
Route Richtung Goat Island Marina. Die Strasse führt uns auf einer schmalen
Landzunge südwärts durch 2 kleine Ortschaften. Snells Beach ist ein
Ferienort an einem wunderbar weissen Strand. Nach Algies Bay finden wir auch die
Ridge Road. Sie führt ein paar Kilometer über die lange schmale Landzunge
bis Scotts Landing. Private Häuser haben ihre Briefkästen an der Strasse.
Nr. 91 finden wir erst beim zweiten Anlauf. Ein Auto hat Platz, es ist niemand
zuhause. Zögernd treten wir ein und suchen die Rezeption. Ein paar Stufen
führen in einen grossen Wohnraum mit Polstergruppe, Cheminé und allem
Komfort hinunter. Auf dem Tisch in der Essecke steht neben einer grossen, frischen
Hibiskusblüte eine Flasche Sekt mit zwei Gläsern. "Willkommen Rita und
René", steht sogar deutsch auf einer Karte. Brian und Marie heissen uns in
ihrem Lodge zum "Tui" willkommen und überreichen uns zwei Geschenke, ein
hölzernes Maori Haus, von Brian selbst gemacht und ein wollenes
Schäfchen.
Wir brauchen sicher eine Stunde bis wir es begreifen können. Ein
Hausschlüssel liegt auf dem Geländer. Von zwei Schlafzimmern, jedes mit
eigenem Bad und Balkon können wir wählen. Auf den Kissen sind farbige
Blütengirlanden hindrapiert. Es hat alles Geschirr, Abwaschmaschine,
Kühlschrank und eine Waschmaschine mit Tumbler. Dies hingegen kommt mir sehr
gelegen.
Noch ehe wir unser Picknick nun auf der grossen Veranda geniessen, ist schon die
erste Charge am Waschen. Von der Veranda aus schweift der Blick zuerst über
einen urwaldähnlichen Garten mit Bananenbäumen und Palmen, hinunter auf
den Mahurangi Harbour, einem langen Meeresarm zwischen unserer langgezogenen
Halbinsel und dem Festland. Beim Spazier- oder Erkundungsgang im Garten entdecken
wir, dass der vermeintliche Geräteschuppen ein herrliches Badehäuschen
mit einer grossen dreieckigen Spa-Badewanne ist. Alles ist so liebevoll
zurechtgemacht. Ein kleiner Bär im Garderobenschrank mit einem Schild um den
Hals lässt einen wissen, er heisse Fred und sein Job sei, darüber zu
wachen, dass wir einen schönen Aufenthalt hätten. Und übrigens, er
liebe ein gelegentliches Knuddeln.
Bis zum Abend hat die Waschmaschine dreimal gesungen. Jedes Mal wenn sie fertig
war, spielte sie wie eine Spieluhr ein Lied und auf der grossen Terrasse ist
nachher alles trocken geworden. Sogar der Himmel setzt sich in Szene und beschert
uns einen grandiosen Sonnenuntergang. Wir geniessen und staunen und fühlen uns
im Paradies oder auf Honeymoon. Dann geben auch die Zikaden im Urwald unten Ruhe
und als krönenden Abschluss des Tages geniessen wir ein Bad zu zweit im Spa,
wo sorgfältig Badetücher und Bademäntel bereitgelegt sind und sogar
zwei kleine Bade-Entlein nicht fehlen. Später schaut der zunehmende Halbmond,
dessen Sichel hier nach rechts offen ist, über die Baumwipfel zum Fenster
herein.