Die ganze Nacht hat es gestürmt und geregnet. Anstatt mal einen Tag am
Meeresstrand beim Baden zu verbringen, wird heute halt ausgeschlafen. Auch die
Fotos werden wieder mal gesichert. Nur der Kartenleser will plötzlich nicht
mehr.
Vielleicht bekommen wir einen im Warhouse. Diesmal meine ich eins am Ostende des
Dorfes gesehen zu haben, also kehren wir um und fahren in der andern Richtung.
Natürlich war meine Behauptung wieder mal falsch, aber wir fahren trotzdem
weiter und schauen, was kommt. Morgen müssen wir ja in aller
Herrgottsfrühe losfahren, also sehen wir die Gegend hier jetzt doch noch bei
Tag. Und wir fahren und fahren... es kommt 11 Kilometer nichts. Dann Kawakawa, aber
kein Warehouse. Dafür sind hier die Hundertwasser-Toiletten ein
Publikums-Magnet. Hundertwasser ist lange Zeit dem Winter in Europa hierher
ausgewichen und hat diese Örtlichkeit seiner Wahlheimat geschenkt.
Natürlich muss ich auch ein Bisi hier lassen und die Fenster aus eingemauerten
Flaschen, die schiefen Böden und vielfarbigen Säulen unter dem Vordach
draussen als gesehen abhaken. Morgen wäre wohl keine Gelegenheit dazu.
Als wir vorhin am Ende des Dorfes gewendet haben, sahen wir eine alte Dampflok.
Dann gibt es also sicher auch hier wieder so einen Nostalgiebahnhof. Und wie recht
wir haben. Wir finden die Vintage Railwaystation, wo's im Restaurant ausser Kaffee
auch ein Plattformdinner gibt. Ein Zug mit zwei Nostalgiewaggons steht hinter einer
Diesellok oder Draisine auf dem Perron. In einem Schuppen hinter dem Bahnhof
glänzt ausserdem noch eine schöne Dampflok und ein Mann ruft uns
Gwundernasen etwas zu. Er ist mit einem jungen Paar unterwegs zum
Dampflockschuppen. Meint er jetzt uns? Zögernd zotteln wir hinterher und
kommen so zu einer Privatführung in einem weiteren, abgeschlossenen Schuppen,
wo wirklich uralte, hölzerne Eisenbahnwagen ihr Dasein fristen. Sie sind am
Auseinanderfallen und nun wird uns erklärt, dass man sie retten und
restaurieren wolle, so wie die schöne Lock draussen. Sie stammen zum Teil aus
den zwanziger Jahren.
Nun wird unserem Führer gerufen, man braucht ihn. Es ist Zeit für die
Abfahrt. Passagiere haben sich eingefunden und eine Kondukteuse im Vollwix verkauft
uns natürlich auch ein Billet für 2$. Wir haben keine Ahnung, wohin sie
nun mit uns fahren, aber wir geben ihr zehn, der Rest ist für die
Restaurationskasse. Langsam fährt der Zug rückwärts in das
anschliessende Wäldchen hinter dem Bahnhof, bis das Stumpengeleise fertig ist.
Dann geht's wieder vorwärts und unser Billet wird ordnungsgemäss
kontrolliert und geknipst. Vorbei geht's am Bahnhof und gleich auf die
Hauptstrasse. Wichtig rennt die Kondukteuse mit einer grünen Fahne von hinten
nach vorn und umgekehrt. Sie winkt und pfeift und aller Verkehr auf der Strasse
wird einfach angehalten, denn jetzt kommt der Zug!
Über die ganze Länge der Ortschaft fahren wir nun auf der Hauptstrasse
vorbei an Post, zwei drei kleinen Läden, dem Hundertwasser-WC und auf der
andere Seite einem Spielwarenladen im Grass Hut, mit seinem grün bewachsenen
Dach unverkennbar auch vom gleichen Architekten und sind nach zwei oder dreihundert
Metern schon vor einer Brücke ausserhalb des Dorfes angekommen. Nur, diese
Brücke ist leider auch restaurationsbedürftig, deswegen endet unser
Ausflug hier. Der Lockführer steigt aus und deponiert ein signalrot
leuchtendes Schild mit der Aufschrift "train operating" am Kandelaber am
Strassenrand und langsam rollen wir den gleichen Weg wieder zurück zum Bahnhof
zum abschliessenden Platform-Cappuccino.
Zurück in Paihia posten wir im Fotoladen den Leser und eine 2 Giga Karte.
Inzwischen scheint nun sogar ein bisschen die Sonne und auch am Pier gibt es jetzt
leidliche Fotos. Bei einem Take Away gibt's Fish n'chips und zum Dessert eine
Glacé. Ein Besuch entlang dem immer noch unfreundlichen Hotelstrand, solange
es noch nicht wieder regnet und dann hat man noch Musse alle Karten fertig zu
schreiben. Nach einem stärkenden Nudelznacht wird gepackt für den
Inlandflug nach Christchurch morgen.