Das Wetter ist nicht der Hit. Trüb und regnerisch, zwar nicht so kalt. Wir
haben nur 80 km zu fahren. Die Gelegenheit wäre eingeplant, von hier über
die schmale Halbinsel zum nördlichsten Zipfel Neuseelands, ans Cape Reinga zu
kommen, aber das reizt nicht, bei diesem Wetter. Dafür sind wir viel zu
früh in der Bay of Island und können noch nicht aufs Zimmer. Also sehen
wir uns mal in Paihia nach einem Kaffee um. Hier wäre nun der
Sommer-Urlaubsort. Unzählige Inseln in einem türkisblauen Meer
könnte man von hier aus sehen und erreichen, wäre nicht eine regenneblige
Glocke über die Gegend gestülpt. Gelbe Wellen klatschen ans Ufer und die
Boote liegen arbeitslos im Hafen.
Das Copthorn Bay Resort Hotel ist eine riesige Anlage mit einem grossen Park direkt
am Meer, wo man vom Zimmer aus das Meer rauschen hört. Die Bungalows
beinhalten immer fünf Einheiten und jede hat einen Gartensitzplatz auf den
Rasen hinaus.
Uns versperrt aber der Nachbarbungalow die direkte Sicht auf den Strand. Dafür
bekommen wir Besuch von Mutter Ente mit drei Wollknäulen im Schlepptau,
Möwen, welche uns mit ihren weissen Augen argwöhnisch beobachten und
pudelnassen Spatzen, welche sich sogar getrauen Häppchen von den
Schwammbrötchen aus unserer Hand zu holen.
Auch ein Rennvogel lässt sich herbei und ich habe nun sogar ein Foto von ihm.
Ich habe nicht herausgefunden, wie diese Vögel heissen mit ihrem gelb
umrandeten Auge. Wir haben viele davon am Strassenrand gesehen. Was sie auf der
Teerstrasse zu picken fanden, wunderte uns eigentlich. Sie flohen immer im letzten
Moment, aber immer rennend aufs schützende Bankett. Darum habe ich sie
Rennvögel getauft.
Beim Stöbern heute Mittag im i-site haben wir einen Tipp bekommen, wo man
günstig ans Internet kann und das wollen wir nun ausprobieren. Hier muss man
erst am Schluss bezahlen und man hat also den Zeitstress nicht. Kopieren
funktioniert auch hier nicht, also erstelle ich halt erst mal mein Adressbuch auf
der Surfer Mailbox und endlich klappt das mit dem Monatsbild.
Das Tanken könnten wir auch noch erledigen. René meint, sich an eine BP
Tankstelle kurz vor Paihia erinnern zu können, also verschmähen wir die
Shell beim Einkaufscenter bei der Ortseinfahrt und fahren und fahren... fast 20 km,
bis sie endlich kommt - wegen den 4 cts. Rabatt! Das hat es ja jetzt gebracht.
Dafür haben wir noch Fotos vom Abstecher zu den Haruru Falls (etwa drei Meter
hoch und als Sehenswürdigkeit im Atlas rot eingetragen!) im Regen, mit gelbem
Gülle-Schaum.
Dann wollen wir uns heute wenigstens das Dinner zum Event machen und stürzen
uns in die feinste Garderobe. Ich habe gar nicht gewusst, dass René ein so
schönes Hemd mitgenommen hat. Im Restaurant ist jedoch ausgebucht. Um halb
neun Uhr gäbe es wieder Platz.
Also setzen wir uns halt nochmals in Auto. Die Hotelanlage ist etwas ausserhalb
Paihias, sie liegt sogar auf der Waitangi Halbinsel, dem Neuseeländischen
Rütli sozusagen. Hier unterschrieben im Jahr 1840 die Maori Häuptlinge
den Vertrag von Waitangi, welcher ihnen Rechte gegenüber den weissen Siedlern
zusicherte und noch heute grossen Einfluss auf das Zusammenleben der beiden Gruppen
hat. Auf dem gepflegten Rasen des Waitangi Treaty Grounds fallen die roten
Maori-Schnitzereien auf, welche wie Totempfähle aussehen.
Im Thai Garden Café, welches full licensed ist (das heisst wohl, dass ich
ein Glas Wein bekommen kann) müssen wir dann aber auch bis acht Uhr warten.
Dafür tue ich mich dann an einem Snapper gütlich, dieweil René
hinter den Frühlingsrollen sitzt.