Sonntag, 3. Februar 2008 |
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Ganz rot färbt die Sonne die Berge, welche man von unserem Zimmer aus sieht. Wie heisst das Sprichwort: Morgen rot - Abend Kot?
Es ist wieder genau 9 Uhr, bis wir auschecken. Noch ist schön. Kräftig
bizarr scheinen in der Morgensonne die furchigen Gipfel der Südalpen. Nach
wenigen Kilometern sind wir schon am linken Seeufer des Lake Hawea, der nur einen
Hügelzug hinter dem Lake Wanaka liegt. Im fönigen Wetter sieht die Gegend
sauber und wie gewaschen aus. Nur ein kleiner Pass oder Kretenübergang trennt
weit hinten die beiden Seen voneinander und wieder sind wir am Lake Wanaka, an
seinem andern Ende. Die Strasse sucht sich nun dem Fluss entlang, der dem See
zustrebt, einen Weg, um die Südalpen zu durchqueren. Sie schneidet wieder eine
Schneise in die Urwälder des Mt. Aspiring National Parks und es gäbe auch
hier Möglichkeiten um diverse Gugus- und Dodo-Berge zu sehen; Disappearing
Mountains!!
Der Haast-Pass bildet nicht nur den Übergang über die Südalpen,
sondern auch die Grenze zwischen der West Coast und Otago, welches wir nun seit
Kingston durchfahren haben. Er ist nur 563 Meter hoch.
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Wir benützen die Gelegenheit und nehmen den halbstündigen Aufstieg zum Lookout unter die Steigeisen. Eine steile, aber lohnende Anstrengung. Mir gefällt dieser Bergnebelwald, welcher Baumstämme und Boden mit einem dicken, weichen Moosteppich überzieht und am Weg das ganz feinschieferige Gestein. Oben hat man einen Ausblick bis zum Mount Cook. Noch kann man seine Schneefelder sehen. Die Bewölkung in seiner Richtung nimmt aber stetig zu.
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Das Gate of Haast ist ein Must. Jedenfalls auf der Karte ist es rot eingetragen.
Hier drängt sich der Haast-River ziemlich schäumend unter einer recht
hohen Brücke durch eine Klus. Die kleine Schlucht, wo das Wasser wie aus einer
Höhle ans Tageslicht trat, welche wir etwa drei Kilometer weiter oben bei
einem Fotohalt rein zufällig entdeckt haben, hat uns noch fast mehr
begeistert. Vielleicht weil alle achtlos daran vorbeifahren und dieses Kleinod, wo
das kristallklare Wasser über die grossen Steine sprudelt, nirgends in einer
Karte oder mit Wegweiser als Must bezeichnet wird. Bald darauf öffnet sich die
Talsohle, der Haast vereinigt sich mit dem Landsborough und zusammen
mäandrieren sie in einem unwahrscheinlich breiten Kiesbett dem Meer
entgegen.
Diesen Wasserläufen entlang, welche nun die Nationalparkgrenze bilden,
erreichen wir fast an der Küste endlich Haast, wo man wenigstens einen Kaffee
bekommt. Einsam ist es hier und trotz gutem Angebot von Wander- und auch
Surfgelegenheiten, wohl nicht viel los. Wir sind hier wieder im regenreichen Gebiet
und über uns hat sich jetzt ein grauer Deckel geschlossen. Hier führt nun
auch eine lange Brücke über den breiten Fluss.
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Obwohl wir jetzt ganz der Küste entlang fahren, sieht man das Meer fast nie.
Ringsum ist einfach dichter Urwald. Die Baumstämme sind bewachsen mit
Flechten, Efeu oder, was mir besonders gefällt, mit einem ganzen Mantel aus
wie Grasbüschel aussehenden Kletterpflanzen. Der Kiekie-Strauch kann mit Hilfe
seiner Luftwurzeln hohe Stämme hinaufklettern.
Einmal ist die Sicht wieder frei aufs Wasser und die Strasse führt direkt dem
Strand entlang. Die Brandung lockt uns immer wieder neu für Fotos von Wellen
und Strandgut-Stilleben. Die Bäume hier direkt am Strand haben vom ewig
gleichen Wind alle eine schirmartige Form, welche wie eine Fahne landeinwärts
schaut. Auch die niederen Gebüsche auf der Düne neben der Strasse sehen
wie glatt gekämmt aus und es scheint, dass sie nur ganz zuoberst ein
Blätterdach haben, das nun wie eine grosse, sie zudeckende Plane aussieht.
Unser Ziel ist heute der Fox Gletscher. Noch sind wir auf Meereshöhe und
irgendwie erwartet man einen Aufstieg in Bergeshöhe, um in die Nähe der
Gletscher zu kommen. Zwar führt die Strasse nun wieder landeinwärts, aber
man kommt mit Tempo 100 gut voran. Keine nennenswerten Kurven, kein Anstieg.
Dafür nähern sich die dunklen Wolken immer mehr dem Boden und fast vor
der Ortstafel Fox Glacier, wo unsere heutige Unterkunft wartet, leeren ganze
Kübel aus. Hier braucht es einen nochmaligen Anlauf, denn schon sind wir
wieder im Urwald und am Hotel vorbeigefahren.
Es sind nicht viele Häuser, die meisten mit grossen, sich konkurrenzierenden
Reklame-Tafeln für Helikopter-Flüge mit Gletscher-Landung. Book here!!
Solche können wir uns sparen. Man sieht ja weder Spitz noch Berge, geschweige
denn einen Gletscher. Alles Nebel und trüb. Ich habe Hunger und bestelle mir
in der Pizzeria eine Diavolo. René schaut nur zu. Auf Pizzen hat es Tomate.
In der Laundry ist inzwischen eine Maschine frei geworden und ich nütze die
Gelegenheit, denn meine saubere Wäsche geht zur Neige. Bis der Tumbler jedoch
endlich frei wird, ist schon bald acht und es heisst, man sollte die
Waschküche nicht nach neun benutzen. Jetzt ist auch klar, warum der Trockner
so lange belegt war. Nach einer Stunde ist die Wäsche immer noch fast genau so
nass, wie ich sie am Anfang eingefüllt habe.
Also spanne ich meine Wunderwäscheleine durchs ganze Zimmer und jedes Mal,
wenn man einen Schluck Cola aus dem Kühlschrank nehmen will muss man bei den
sich gegenteilig öffnenden Türen von Kühlschrank und Kasten
Unterhosen retten, damit sie nicht eingeklemmt werden.
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