Mittwoch, 13. Februar 2008
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Wir müssen das Hotel erst um 2 Uhr räumen. Ich probiere zu schlafen,
solange es geht. Von dunstigen Wolken verschleiert, ist heute die Sonne eben im
Begriff über den grossen Kreis des Riesenrades hinaufzusteigen, aber es ist
trotzdem erst acht Uhr. Ehe wir wieder alles flugtauglich verpacken, schauen wir
uns noch die Fotos von gestern mit den Schmetterlingen an und vergleichen eine
herangezoomte Aufnahme der Gondeln vom Flyer. An meinem 18fach-Zoom kann sich
René nun nicht mehr messen! Man könnte Menschen drin sehen, hätte
es. Dann wird alles gepackt und bis wir Frühstücken gehen, ist bald halb
elf. Wenigstens wissen wir nun, wo man was bekommt. Im Marina Square sind die
Läden und einige Cafés aber noch geschlossen. Das Personal, welches
bereits auf den Beinen ist, sieht verschlafen aus und man kommt sich vor, als
wäre es morgens sechs Uhr. Fast mit Glück bekommen wir ein paar
Stück trockenen Toast und Tee. Wir müssen noch 50$ beziehen, sonst
reicht's nicht fürs Taxi. Meine Travelcash mit den Euros funktioniert diesmal
am Bancomat. An einem Infostand fällt mir ein Plakat mit einem schönen
Cappuccino auf. Die Dame zeigt mir, wo es einen solchen gibt und so komme ich zum
schönsten Exemplar auf unserer Reise. Begleitet mit einem Stück
herrlicher Quarktorte geniessen wir nun diesen am Rande einer grossen, spiegelnden,
blitzblanken Verkaufshalle, wo wir das langsame Erwachen des riesigen
Einkaufscenters beobachten.
Daheim wird noch geduscht und dann checken wir aus. Bei einer letzten Gelegenheit
gelingt mir sogar noch ein Foto von einem Livrierten. Sie reissen sich wieder um
unsere Koffer. Auch ein Taxi ist sofort zur Stelle. Der Fahrer ist zwar schweigsam,
aber schnell und kostet diesmal nur 12.50.
Wir sind um halb zwei am Flughafen und können unser Gepäck schon
aufgeben. Aber Schliessfächer gibt es hier keine. Unser Handgepäck
können wir aber für 8 Dollar bei der Gepäckaufbewahrung einstellen.
Wir müssen den Pass zeigen, welcher sogar fotografiert wird. Wir probieren,
uns genau zu merken, wie wir von der U-Bahn wieder herkommen. Vorsorglich stecke
ich jedenfalls den Lageplan von diesem unendlichen Flughafen ein. Mit der
Touristenkarte für die U-Bahn stehen uns nun viele Möglichkeiten offen,
uns die Zeit bis zu unserem Abflug um Mitternacht um die Ohren zu schlagen. Wir
haben uns für den Zoo entschieden und reiten jetzt, nur mit der Kamera
bewaffnet wieder der Stadt entgegen. Hier draussen fährt der Zug
überirdisch oder dann auf einem Hochtrassee durch die Agglomeration. Aber auch
diese ist schon total zubetoniert mit riesigen Hochhäusern und Wohnsilos.
Damit man den richtigen Wohnturm von weitem anpeilen und unterscheiden kann, sind
sie mit riesigen Zahlen nummeriert. Einmal stehen die Silos so dicht und nahe
beieinander, dass man nur wie an eine Wand sieht. In der City verschwindet die Bahn
dann im Untergrund. Irgendwann sind wir wieder aufgetaucht und fahren und fahren.
Nach fast zwei Stunden ist die Haltestelle erreicht, wo man laut Prospekt in den
Bus umsteigt. 'Journey into the Rainforest' heisst es auf der Zoowerbung und gerade
so kommt es uns jetzt vor.
Beim Busbahnhof haben immer drei Linien zusammen einen Ausgang. Für jede
Linien-Nummer muss man sich in ein eigenes Kuhgatter einreihen und dort in der
Schlange warten, bis draussen der entsprechende Bus vorfährt. Auch hier, wie
überall, hat es Verbotstafeln an der Wand: Littering verobten! Wer was
wegwirft, und sei's auch nur einen Zigarettenstummel, kann mit einer Busse bis
1000$ bestraft werden.
Nur noch ein Student wartet mit uns zusammen in unserem Gehege und endlich kommt
ein alter Rüttelbus daher. Zum Glück ist der Zoo Endstation, das ist
für uns am Einfachsten. Auch hier im Bus hat es wieder drei riesige
Verbotsschilder. Nicht Rauchen, keine Sandwichs und Getränke und das Dritte
sieht aus wie eine stachlige Bombe und ich kann mir nicht vorstellen, was das sein
könnte.
Endlich um halb fünf steigen wir beim Zoo aus. Ob es sich jetzt noch lohnt,
einen Eintritt zu lösen, wenn wir für die Retourfahrt nochmals drei
Stunden rechnen müssen? Zuerst wollen wir jetzt mal was essen. Es hätte
ein Restaurant drin im Zoo, aber das öffnet erst um sechs Uhr, also probieren
wir's halt hier draussen in diesem Fastfood. René bestellt sich einen
Champignon-Burger, welcher aber dann doch mehrheitlich aus Fleisch besteht.
Irgendwie resigniert wenden wir uns doch den Bushaltestellen wieder zu. Taxi oder
Bus? Wir entscheiden uns für den 132er, der geht bis Ang Mo Kio zu einem
andern Anschluss an die U-Bahn. Wann kommt Ang Mo Kio? Sicherheitshalber fragen wir
die beiden jungen Mädchen, welche vor uns sitzen. Ang Mo Kio sei gross und es
scheint die Endstation zu sein. Sie fahren auch bis dort. Dass Ang Mo Kio gross
ist, haben wir in der Zwischenzeit selber gemerkt und mit dem Bus erscheint es noch
10 mal grösser. Von dort geht's nun wieder schneller vorwärts und wir
fahren nochmals zur Harbour Front zum Foodcourt an den Vegistand. Bei einem
Bäcker nehmen wir noch ein kleines Baguette mit. Es ist ein knusperiges und
René beisst mit Wonne hinein. Sechs Wochen hatten wir ja solches
Schwammbrot. Wir brechen langsam auf in Richtung Flughafen; für andere
Unternehmungen reicht die Zeit jetzt auch nicht mehr. Wir sind schon bald am
Drehkreuz zu den Zügen, als uns bewusst wird, dass ja hier Essen verboten ist.
Auch schon in den Zugängen hängen die Verbotstafeln, das würde 500 $
Busse kosten, auch Durians sind verboten, was hier unter den komischen Bomben
steht. Im Flugzeug klärt mich meine chinesische Sitznachbarin endlich auf.
Eine Durian sei eine grosse Frucht. Sie schmecke sehr gut, aber sie stinke
fürchterlich. Eine Delikatesse, welche man entweder liebt oder zutiefst
hasst.
An der Endstation beim Flughafen bekommen wir die 20 Dollar Depot für unsere
Kreditkarten-Tageskarten wieder retour und nach der Passkontrolle auch noch die 30
Taxrefund von der Kamera. Mit dem restlichen zusammengeklaubten Münz lasse ich
mir nun noch einen guten Cognac hermetisch versiegeln. So darf man ihn dann ins
Flugzeug nehmen, nur ja keine Mineralwasserflasche......
Den allerletzten Stress biete ich noch für René's Nerven. Nur schnell
noch aufs WC. Draussen ist René nirgends mehr. Vielleicht musste er auch
noch. Ich warte und warte. Nur leider habe ich wieder nicht beachtet, dass ich die
Toilette durch einen andern Ausgang verlassen habe, als dort wo ich reingekommen
bin, dort eben, wo er nun wartet und wartet. Bis es ihm zu bunt wird und er auf die
Suche nach mir geht und den andern Ausgang entdeckt!!
Endlich können wir in der Reihe zum Bodycheck im Gate einstehen. Alles geht
reibungslos und niemand kontrolliert das Gewicht des Handgepäcks. Um
Mitternacht hebt unser Jumbo, eine Boeing 747-400 ab.
Es gibt nochmals ein kleines Nachtessen. Beeffilet und Härdöpfelgratin.
Trotz allem freue und sehne ich mich bald danach, endlich wieder selber kochen zu
können. Am Schluss werfen wir ein Tablettchen ein und - oh Wunder - ich kann
von den langweiligen 12 ¾ Stunden Flug, etwa 5 bis 6 schlafen.
Mittwoch, 13. Februar 2008
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