Dienstag, 12. Februar 2008
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Die Sonne geht im Kreis des Flyers auf! Bewaffnet mit einem Stadtplan, auf welchem
uns der Rezeptionist erklärt hat, wie wir am besten zum Sim Lim Square kommen,
machen wir uns erst mal auf den Weg, etwas zum Frühstück zu bekommen. Wir
versuchen zuerst mal an der Marina Bay entlang, die andere Richtung als gestern
einzuschlagen. Die Skyline dort drüben zieht uns an. Über eine lange
Brücke, auf welcher die Fussgänger durch eine breite Bougainvillea-Hecke
von der Fahrbahn getrennt sind, kommen wir zuerst zum Merlion-Park. Den Brunnen
dort brauche ich doch für meine Sammlung.
Aber auch für die vielen Japaner ist er wohl ein Must. Alle wollen Fotos mit
sich und ihrer Gruppen mit Smile und Winkewinke haben. Fast unmöglich, den
wasserspeienden Löwenfisch ohne Schlitzaugen auf den Chip zu bekommen. Aber
wir wollen ja zmorgen. Das grosse Quai-Restaurant ist geschlossen. Also versuchen
wir unser Glück am Singapur River auf welchem viele Ausflugsboote unter den
Brücken hindurch von der Marina Bay her kreuzen. Aber in all diesen Beizlein,
welche sich hier eins ans andere schmiegen, gibt's ausschliesslich Seafood, kein
Brechfest. Im bis jetzt einzigen, kleinen Schaufensterlokal vorhin, wo ein paar
Leute auf hohen Stühlen hinter einem Pappbecher voll Irgendwas ihre Finger
ableckten, hätte man vielleicht was bekommen, aber da war es mir wieder zu
wenig gediegen gewesen.
Dem Weg entlang, welchem wir nun Richtung U-Bahn-Station kommen, hat es wieder nur
Park und Parlamentsgebäude etc.... René sieht sich schon wieder bald
verhungern, da fällt mir die riesengrosse Beschriftung mit dem Wort Mall auf.
Endlich klingelt's mal bei mir. Eine Mall ist ein Einkaufszentrum und dort gibt's
mit Bestimmtheit irgend ein Bistro, wo man wenigstens einen Kaffee bekommen kann.
Mir schmeckt jedenfalls hier der Apfelturnover und René sein
Käsefeulleté, so dass wir uns gerade nochmals eine Runde geben lassen.
Anschliessend halten wir in verschiedenen Fotoläden Ausschau nach einer neuen
Kamera und merken uns die Preise und Daten von diversen Marken. Die beiden mit
einer Passarelle über die Strasse verbundenen Malls, in welchen wir nun schon
fast wieder untergegangen wären, sind ganz in der Nähe der U-Bahnstation,
wo wir für 16 $ eine Zweitageskarte in Kreditkartenformat lösen. Den Sim
Lim Square finden wir nun problemlos und bald gehen wir hier wirklich unter. In
diesem Center gibt es hauptsächlich Elektronik-Artikel, von sämtlichen
Marken von der Kamera bis zum Computer. Nur zu schauen ist überhaupt nicht
möglich.
Jeder Laden ist bewacht von vier bis fünf lauernden Verkäufern, welche
wie Hyänen über einen herfallen. Natürlich haben die den Blick
dafür, wer etwas im Sinn hat zu kaufen und dort beissen sie sich fest. Sie
unterbieten sich gegenseitig und bemühen sich jeder um noch mehr Obendrein und
Im-Preis-Inbegriffen anzubieten. Einer will uns sogar den Preis selber machen
lassen. Man kann sich fast nicht losreissen. Über die verschiedenen,
demonstrierten Marken bleibe ich am Schluss bei einer Fujifilmkamera hängen,
eine FinePix S8000 mit 18fachem optisches Zoom für 558$. Das sind nicht mal
450 Franken. Dabei sind wir noch nicht einmal in die erste der vielen Etagen
gekommen. Ich benutze hier auch gerade die günstige Gelegenheit, endlich meine
alte Hundert US-Dollarnote umzuwechseln, welche ich nun schon ein paar Jahre
hüte und welche seither immer weniger Wert geworden ist. Irgendwo beginnt ein
Riesen-Spektakel. Grosse Drachen, unter welchen sich je zwei Chinesen verstecken,
beginnen unter ohrenbetäubender Trommel- und Cinellen-Begleitmusik wilde
Tänze aufzuführen. Von den Zuschauern werden diesen Untieren auf einem
Teller Früchte und sonstiges Fressi vorgesetzt, was dazu führt, dass der
Lärm noch ergötzlicher wird. Guggemusig ist direkt ein Dreck dagegen.
Dank diesen Neujahrsbräuchen können wir nun leichten Herzens auch diesem
Wahnsinns-Konsumtempel den Rücken zuwenden und entschliessen uns, Sentosa, die
Freizeit-Insel Singapurs zu erkunden.
Mit dem Sentosa-Express, einer Einschienen-Stelzenbahn kommt man nach der
Brücke über den Meeresarm zuerst einmal über eine immense Baustelle.
Es wird mir nicht klar, ob dies nun das neue Las Vegas wird, von dem der Taxifahrer
das letzte Mal gesprochen hat, oder ob der Freizeitpark noch weiter ausgebaut
wird.
Es gibt bereits jetzt schon unendlich viele Attraktionen und Events, welche man
buchen und gesehen haben muss. Wir überschweben wunderschöne
Gartenanlagen mit prächtigen Blumen. Es sieht fast aus wie eine
Gartenaustellung. An der Endstation steigen wir aus und gehen mal zum Strand.
Es scheint, dass hier künstlich angelegte Buchten und Inselchen zum Badespass
einladen. Attraktion Nummer 6 in Siloso Beach zieht uns magisch an: es gibt New
Zealand Natural Ice Cream! Wir vertiefen uns in den Inselplan und sehen, dass es im
violetten Bezirk, bei der zweitletzten Station einen Schmetterlingspark, eine
Gondelbahn und den Skytower gibt. Also wieder zurück zur Bahn, welche alle
paar Minuten verkehrt. In der Nähe der Haltestelle hat es einen noch viel
grösseren Merlion, einen solchen Löwenfisch, das Markenzeichen von
Singapur, den man in seinem Innern irgendwie erklettern, und ihn zum Aussichtsturm
machen kann. Durch herrlich farbige Gartenanlagen mit vielen Blumen und noch mehr
knipsenden Japanern, kommen wir zum Top Hill mit seinen Attraktionen.
Vom Schmetterlingshaus bin ich zuerst total begeistert. Es gaukeln hier Falter mit
Riesen-Spannweiten herum und wie ich diese, wenn sie sich mal ruhig hinsetzen, mit
meinem neuen Zoom heranholen kann - ich glaube, René wird jetzt auf mich
neidig sein. Bald aber wird der negative Aspekt des tropischen Klimas hier drin
offenbar. Die Mücken beginnen mich aufzufressen! Also suchen wir das Weite,
noch ehe wir auch die Insekten gesehen haben.
Gerade nebenan ist die Plattform vom Skytower wieder auf der Erde angekommen. Das
leisten wir uns jetzt aber noch. Wie im Lift wird man in schwindelnde Höhen
emporgehoben und dann beginnt sich die ganze Plattform langsam zu drehen. Diese
Gelegenheit benutze ich nun auch gerade und dank der ruhigen Drehung kann ich mit
meiner kleinen Kamera die 360° Rundum-Aussicht filmen. In anderthalb Minuten
bekommt man einen Eindruck über ganz Singapur. Vom Meer, auf welchem so viele
Schiffe liegen, wie es mir vom Flugzeug aus so Eindruck gemacht hat, den
künstlichen Inselchen am Beach von Sentosa, der gewaltigen Baustelle für
die Erweiterung der Freizeitinsel und drüben der Skyline der immensen Stadt.
Nach vielleicht dreimal ringsum, beginnt die Plattform wieder zu sinken und wir
wenden uns der nächsten Attraktion zu, welche wir von oben gesehen haben. Die
Gondelbahn, welche über den Meerarm hinüber führt, hoch über
den Hafen, mit seinen grossen Kreuzfahrtschiffen direkt unter uns, hinein in das
oberste Stockwerk eines Hochhauses, welches als Zwischenstation dient, dann noch
über eine sechsspurige Autobahn, hinauf zum Mount Faber.
An der Endstation warten Kellner mitsamt Candellight-Dinner auf gedeckten Tischen
auf freie Gondeln, welche sie damit beladen. Man kann hier schwebend über Meer
und Hafen in der Gondel dinnieren und bei der Ankunft auf dem Berg wird der
nächste Gang serviert. Ausser einem Restaurant für gediegene Anlässe
wie Hochzeiten etc., ist hier auf dem Mount Faber nicht viel zu sehen und bei der
schnell hereinbrechenden Dunkelheit beginnen sich auch hier die Mücken an mir
gütlich zu tun, darum nehmen wir gerne bald die Retourkutsche. Es gäbe
wohl auf dieser Insel noch sehr viel Interessantes und wohl auch Verrücktes zu
sehen. Was uns begegnet ist, ist vielleicht nur ein klitzekleiner Spot und wir sind
auch nur per Zufall daran geraten.
Die Stelzenbahn kommt im Bahnhofgebäude in einer oberen Etage an. Von da
wollen wir weiter mit der U-Bahn. Es scheint uns hier eine Gelegenheit zu sein,
etwas zu Essen zu finden. Ich glaube, wir sind in ein sogenanntes Hawker Center
gestolpert. Im Kreis rundum ist eng an eng Stand an Stand gereiht. Jeder ist etwa
zwei bis drei Meter breit und bietet in Schaukästen, auf Tafeln und heissen
Pfannen seine Spezialitäten an. Jeder hat im Hintergrund seine Küche und
man kann beim Vorbeischlendern aussuchen, nach was einem der Sinn steht, sich davon
einen Teller voll geben lassen und sich damit an einen der vielen Tische ringsum
verziehen. Es sind alles asiatische Spezialitäten und Gerichte. Langsam kurven
wir auch von Einem zum Andern. Chicken in allen Variationen, auch Fisch und
sonstiges Fleisch oder geheimnisvolle Sachen, welche nicht eruierbar sind. Hier ist
Tofu angeschrieben. Wir probieren, uns zu erkunden, was denn das für eine
streuselähnliche Schicht obendrauf sei. Der Koch kann nur chinesisch und
wiederholt Tofu, Tofu. Eine Kundin probiert uns zu helfen und es stellt sich
heraus, dass der Tofu noch mit einer Schicht Thunfisch bedeckt ist. Da René
aber auch keinen Fisch isst, ziehen wir weiter rundum. Ohne Erfolg und bereits
etwas genervt sind wir wieder beim ersten Stall angekommen. Schon überlegen
wir, ob wir's in Chinatown nochmals versuchen wollen und kommen inzwischen auf der
untersten Etage vor der U-Bahnstation an einem weiteren Foodcourt vorbei, wo sich
abermals ein ganzer Esssaal präsentiert, umringt von unzähligen Nischen
und Küchen mit verschiedensten Angeboten. Einer hat nur Vegetarisches im
Angebot und gottseidank kann René aus den verschiedensten Sachen
auswählen. Für fünf Dollar hat man hier reichlich gegessen. Jetzt
gehe auch ich auf die Suche, aber irgendwie kann ich mich vor lauter Vielfalt
wieder nicht entscheiden und nehme das Erst-Beste, das mir begegnet. Ich habe
sowieso das Gefühl, dass hier alles Hans was Heiri ist, Chicken oder Poulet -
vielleicht bin ich einfach nur müde, weil ich jetlaggeplagt die halbe Nacht
nicht geschlafen habe.
Dienstag, 12. Februar 2008
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