zum vorherigen Tag | Samstag, 20. August | Home |
Und wieder wandern wir in der glänzenden Morgensonne los. Gut ausgeruht und
gestärkt mit einem guten Frühstück, das wir uns auf unserer Terrasse vor
dem Dortoir serviert haben. Alles, was dazu gehört wurde vorbereitet, denn
eigentlich wollte die Wirtin nicht so früh aufstehen. Aber trotzdem erscheint sie
noch vor dem Abmarsch, um uns auf unserer letzten Etappe noch alles Gute zu
wünschen.
Der Wanderweg führt auch heute innerhalb von vielleicht 150 Metern den
Höhenlinien entlang und gestern haben wir noch herausgefunden, dass wenn wir nach
dem ersten Drittel der Etappe dieser Linie treu bleiben, es uns in Les Cerniers auf das
frühere Postauto um 13.12 Uhr reichen könnte.
So gut und schnell sind wir vorangekommen, so schön und angenehm das Wetter und wir
jetzt eben so richtig eintrainiert, dass wir bei der entscheidenden Abzweigung nun doch
den Aufstieg über die Crète des Jeurs wählen. Sonst wäre ja die
eigentliche Rundwanderung nicht richtig abgeschlossen, die in Les Jeurs begonnen hat.
Ausserdem kann man während der stärksten Steigung von der Kühle des Waldes
profitieren.
Schon bald haben wir auch diese Höhe wieder geschafft und vor uns beginnt sich das Tal tief unter uns wieder auszubreiten und man sieht wieder bis zum Genfersee. Um die Mittagszeit haben wir das Chalet à Bagne erreicht. Ein Ferien- oder Wochenendhaus am Waldrand mit schönem Tisch und Bänken vor dem Haus, gerade einladend zum Picknicken. Nur der Besitzer und sein grosser Hund haben etwas gegen unsere höfliche Anfrage. Es gebe dort vorn ein Restaurant. Ob er wohl das Restaurant in Les Cernier meint, welches der Haltestelle den Namen gegeben hat und vor dessen geschlossenen Toren wir schon bei unserer Ankunft gepicknickt haben?
|
Wir finden etwas weiter an der Waldstrasse ein Plätzchen, wo der Tisch reichlich gedeckt ist. Wir sind wieder im Gebiet der reifen Himbeeren und das bietet mir die Gelegenheit einen Dessert für heute Abend heimzubringen. Auch bei Lisbeths gibt's morgen ein Steinpilzrisotto mit einem herrlich duftenden Pilz, den sie in der Wiese kurz bevor wir um zwei Uhr die eben besagte Haltestelle wieder erreicht haben, gefunden hat.
Was machen wir nun bis halb fünf Uhr? Herbert und Katrin haben ihr Auto hier auf
dem Parkplatz, wo es die ganze Woche gewartet hat. Anwohner beschreiben ihnen den Weg zum
nächsten geöffneten Restaurant, welches in der Nähe der nächsten
Postautohaltestelle ist. Mit zweimal fahren geht das ganz spielend und bald sitzen wir
gemütlich hinter einer verdienten Glacé oder einem kühlenden Bierchen
und die Zeit reicht noch spielend für zwei drei Runden Tschau Sepp, bis unser
Postauto kommt und wir uns nun hier von Herbert und Katrin mit ihrer Ria verabschieden.
Es ist schon eine sehr enge Strasse für dieses grosse Postauto und ich bewundere
immer wieder die Fahrkünste dieser Chauffeure, welche manchmal ihr
Riesengefährt zurücksetzen, weil ein Angsthase in einem PW, der das eigentlich
sollte, nicht kann. Dafür ist es klimatisiert, was einem unten in Monthey
spätestens beim Aussteigen knallhart bewusst wird. Es herrsch nämlich eine
Bruthitze, sicher gut weit über dreissig Grad. Von der Ebene zwischen Monthey und
Aigle aus kann man zurückblickend diesmal das ganze Massiv der Dents du Midi auf
einem Föteli festhalten. Die Kullerwolken schweben diesmal ein bisschen über
deren Finger, Zähne und Cimes, welche uns die letzte Woche im wahrsten Sinn des
Wortes näher gebracht hat. Als krönenden Abschluss dieser schönen Woche
beschliessen wir, auf der Heimreise gediegen im Speisewagen zu dinieren. Aber von wegen
gediegen - da scheinen so langsam sämtliche Sterne verblasst zu sein. Mit dem
Personal muss man sich auf schriftdeutsch verständigen, wenn überhaupt nicht
sogar mit Händen und Füssen und wenn einem das Essen noch halb kalt aus der
Mikrowelle vorgesetzt wird und man zu reklamieren wagt, kann man direkt froh sein, wenn
der Chef de Service dies nicht mit dem Zeigefinger nachprüfen will. Mehr als vier
Bestellungen an einem Tisch schafft er nämlich auch nicht und vielleicht ist das ja
auch der Grund, warum man von der gesamten Menüauswahl auf der Karte nur gerade
deren zwei oder drei Sachen bestellen kann.
Bleiben wir das nächste Mal doch lieber bei den im Rucksack verbliebenen
Studentenfutter und Knäckebroten.
zum vorherigen Tag | Samstag, 20. August | Home |