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Die Nebel- und Wolkenfetzen von gestern haben sich heute wieder verzogen und das
Kirchlein von Tenna sticht mit seinem spitzen Turm in einen azurblauen Himmel. Dank der
Turnfahrtgruppe aus Oberbüren können auch wir wieder von einer Sonderfahrt mit
dem Postauto profitieren und müssen unten im Wald bei der Abzweigung nicht
umsteigen. Die Frauen wollen nämlich auch wie wir hinunter in die Rheinschlucht nach
Versam.
Gestern hat uns der Postautochauffeur noch den Geheimtipp gegeben, heute auf unserer
Wanderung schon oben beim Parkplatz Islabord auszusteigen und bereits bei jener
Aussichtsplattform auf dieser Seite der Rheinschlucht zu beginnen. Die meisten wollen nun
auch diesen Rat befolgen, aber ich schliesse mich lieber Hans, Annigna und Knud an, denn
dass es ‚nur ein bisschen hinunter geht' wie dies so ein Bergler sieht, macht mich
nicht ganz so zuversichtlich. Es sind immerhin 200 Höhenmeter und ich habe dieser
Tage gespürt, dass ich ein linkes Knie habe und finde, dass ich dieses am letzten
Tag schon noch ein wenig schonen könnte.
Während wir nun ohne grosses Auf und Ab durch die Auenlandschaft zwischen den
eindrücklichen Felsformationen marschieren, die sich zu beiden Seiten des Rheins
auftürmen, machen die andern ihren Abstieg über einen angenehmen, weichen
Waldweg hinunter und warten noch eh wir die Eisenbahnbrücke erreicht haben auf
uns.
Die erste Sommerwanderung über die Greina fand auch hier in der Rheinschlucht
ihren Abschluss und zwar mit einer River-Rafting-Tour nach Ilanz. Ganz neidlos sehen wir
aber heute den vorbeipaddelnden Booten nach und beginnen unseren Aufstieg Richtung
Aussichtsplattform in Conn auf der andern Schluchtseite. Erstaunlicherweise haben wir gut
dreihundert Höhenmeter im Nu und wie mit links überwunden. Wir haben uns also
diese Woche doch eine bestimmte Kondition antrainiert.
Noch immer alles durch den Wald erreichen wir bald die Aussichtsplattform von Conn,
welche wie ein Vogel aussieht und schräg über den Abgrund des Swiss Grand
Canyon hinausragt. 400 m tief hat sich hier seit etwa 10'000 Jahren der Vorderrhein in
die Schuttmassen des Felssturzes von Flims hineingefressen. Es war der grösste
Felssturz der Alpen und dieser Prozess sei noch nicht zu Ende. Infotafeln unten am Rhein
warnen vor Felssturz und Steinschlag. Faszinierend ist der Blick in dieses schroffe und
wilde Gelände von hier oben aber auf jeden Fall.
Inzwischen ist es schon fast halb zwei geworden, Zeit für eine Mittagsrast und Zeit für Herbert und Katrin, sich auf den Heimweg zu machen. Sie probieren, in Trin Mulin das Postauto zu erreichen. Noch müssen daheim Dinge erledigt werden, denn morgen geht der Ernst des Lebens "im Stollen" wieder los.
Der Caumasee, der noch vor uns am Weg liegt, soll mit seiner türkisblauen Farbe wunderschön sein. Er liegt mitten im Wald und ist ein beliebter Badesee. Natürlich ist er bei diesem heutigen Wunderwetter auch reich bevölkert. Dies und auch die Tatsache, dass er auf seiner ganzen Länge, durch einen hässlichen Zaun abgegrenzt ist, auf dass ja niemand ohne Bezahlung darin baden könnte, lässt meine ursprüngliche Vorstellung von einem erfrischenden Bad ganz ohne in einem kühlen Bergsee schnell verblassen, denn unnützes Gewicht, wie dies eines Bikinis eine Woche lang mitzuschleppen, lag mir eben nicht. Prisca und Pascal hatten aber einen um soviel schwereren Rucksack und sie lassen es sich nicht nehmen, ein Spiessli ins Wasser als krönenden Abschluss unserer Wanderung zu machen. Dafür verschmähen wir andern diesmal den Faultierbagger, die bereits 1937 erbaute Standseilbahn von 125 Metern Länge, die sogar gratis zum See hinab führt.
Flims Waldhaus ist nun erreicht, das Ziel unserer diesjährigen Sommerwanderung.
Ein Doppelstöcker-Schnellbus nach Chur wäre gerade startbereit, aber wir sind
ja noch nicht vollzählig. Das macht nichts, denn während sich die beiden andern
äusserlich im Caumasee abkühlen, tun wir dies hier innerlich im Schatten an
einem Bistrotischchen mit einem erfrischenden Bier oder Schorli.
Eine Stunde später bringt uns der Eilkurs das Vorderrheintal hinunter bis nach Chur,
im Gepäck Erinnerungen an eine weitere wunderschöne und erlebnisreiche,
gemeinsame Wanderwoche und auf meinem Chip, ohne zusätzliches Gewicht, eine grosse
Anzahl Bilder, die ich nun bis Ende Oktober, wenn Knud wieder auf Besuch in die Schweiz
kommt, in meinen bereits zur Tradition gewordenen Wanderbericht integrieren will.
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