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Am Morgen wird nochmal die gediegene Atmosphäre des Esszimmers genossen, dann die Zeche bezahlt. Obwohl Pascal vorgestern dann vom Alpenrösli aus die genaue Teilnehmerzahl durchgegeben hat, muss er für die beiden zu spät abgemeldeten Personen, also Priska und Hanspeter noch 50% sage 160 Franken blechen.
Ein bisschen zerknirscht geht's also heute los. Noch nicht aus dem Dorf, falle ich bereits wieder zurück und man muss auf mich warten, weil ich an der Kirche schauen will, ob man die alten Fresken irgendwie identifizieren kann. Es ist zwar hoffnungslos, dafür lohnt sich ein Blick ins Innere, dort sind die Bilder noch besser im Stand. Dann marschiert man im Frühtau zu Berge nach Guarda mit seinen malerischen Häusern und vielen Brunnen mit labendem Bergwasser zum Trinken.

gediegene Atmosphäre im Esszimmer Abmarsch in Lavin an der Hauptstrasse in Lavin ein Blick in die Kirche in Lavin lohnt sich in Guarda angekommen

Eigentlich gilt Guarda als autofrei, aber man muss sich sehr in Acht nehmen, dass man hier nicht überfahren oder in den engen Gässlein von solch einem Vehikel zerquetscht wird. Wir setzen uns aber doch lieber in ein Beizlein zu einem Stück Engadiner Nusstorte.

Erker und Sgraffiti Dorfbild in Guarda hölzerner Brunnen und mehr Einkehr zu Engadiner Nusstorte

Wir folgen nun wieder dem Weg Nr. 43, dem Jakobsweg Graubünden, bleiben aber oberhalb Ardez, das sich zu unseren Füssen um die Ruine auf dem Steinsberg zu gruppieren scheint. Auch an unserem Weg liegt ein altes, zerfallenes Gemäuer. Diesmal nicht eine Kirche oder Burg, sondern eine alte Herberge aus dem 9. Jahrhundert, wie man aus einer interessanten Infotafel erfahren kann. Eine Sust oder Wirtschaft Chanoua, die einmal an der Verbindungsstrasse ins Tirol gelegen hat.

Giebelfassade in Bos-cha Ardez und Steinsberg Gerste für's heimische Bier? Chanoua, einstige Herberge aus dem 9. Jahrhundert auf dem Höhenweg durchs Unterengadin

Es ist inzwischen doch wieder warm geworden, aber wohl kein Vergleich zu der Hitze, die in dieser Zeit im Unterland herrscht. Der Weg führt uns, um die oder den Tasnan zu überqueren, ein Stück hinein in ein Tobel bis zu einer alten Brücke, welche wohl ebenfalls aus jener Zeit der Sust stammt. Es ist eine gewölbte, alte Steinbrücke, fast wie die Teufelsbrücke, welche aber ihren Dienst an eine neuere, aber ebenfalls steinerne Bogenbrücke, über welche heute die Fahrstrasse führt, abgeben musste. Unweit neben diesen beiden Brücken liegt ebenfalls, wie in der Schöllenen ein Teufelsstein im Gras. Damit er nicht ins Wanken kommt, ist er mit einem hölzernen Pflock unterstützt. Es sieht so lächerlich aus, dass Irene gerade dran ausprobieren will, was passiert, wenn man den Stützpflock wegnimmt und sie erlebt ein kleines Wunder. Schön geschützt vor Tageslicht hat sich an diesem Balken ein grosser, pelziger Nachtfalter versteckt. Den habe ich allerdings nicht auf meinem Chip und auch den Kraftakt nicht, den es nicht gebraucht hat, um den Pfosten zu entfernen, nur weil jemand Feigling gesagt hat. Die andern sind inzwischen weitergegangen, ohne kneippen am kalten Brunnen und auch ohne zurückzuschauen. An einer Abzweigung sind wir uns nun nicht sicher, welchen von beiden Wegen nach Ftan sie weitergegangen sind. Ein Weilchen später aber warten sie schön am Schatten, bis man sich wieder vereint an den Einmarsch in Ftan macht. Vor dem Dorf wird an einer längeren Strecke an einer neuen Trockenmauer am Strassenrand gearbeitet. Es ist ein Einsatz der Zivildienstgruppe, welche sich hier ausnahmsweise einmal an einem nützlichen Projekt beteiligt. Alles junge, starke Burschen, die unter der Leitung eines Profis die längst fällige Reparatur einer Stützmauer ausführen.
Auch Ftan, weit abgelegen vom Durchgangsverkehr, ein äusserst schmuckes Bergdorf mit Sgrafittis um die tiefgelegenen Fenster und Erkerlein und wie in Guarda auch, wunderschönen, teilweise hölzernen, alten Brunnen.
Wir sind uns inzwischen einig geworden, dass wir den restlichen, noch vor uns liegenden Abstieg von fünf Kilometern mit einer Höhendifferenz von gut 400 Metern dem Postauto überlassen, welches gerade noch ungeduldig wartet, bis die letzten auch noch angerannt kommen. Uns reichen die heute zurückgelegten 14 Kilometer völlig, um befriedigt auf die Leistung eines weiteren, wunderschönen Wandertages zurückblicken zu können.
Deshalb sind wir auch noch ein bisschen zu früh in der Jugi, wo wir heute einquartiert sind. Hätten wir vorher realisiert, dass alle halbe Stunden ein Postauto fährt, hätten wir unseren Coupe noch in aller Ruhe im schönen Dörfchen oben genehmigen können. Hier an der Dorfstrasse in Schuls spürt man die Hitze des Tages schon wieder etwas mehr.

Brücken über die oder den Tasnan Zivildienst-Einsatz in Ftan Feierabend-Coupe in der Jugi... ...in Scuol

In so einer komfortablen Jugi war ich noch nie, alles neu und perfekt eingerichtet. Wir haben Vierer-Zimmer mit WC und Dusche. Jedes hat trotz Kajütenbett immer auch noch genügend Platz, aufrecht auf dem Bett zu sitzen und hat ausserdem auch sein eigenes Licht und Steckdose, gut um sein Handy zu laden. Auch ein abschliessbarer Kasten, wo auch der grösste Tramper-Rucksack Platz drin findet, ist für jeden vorhanden.
Ab sieben Uhr gibt's Nachtessen. Die Ausgabe zum Fassen ist wie in einer Kantine. Das Essen zwar auch und es fällt gegenüber den bisherigen Verwöhn-Dinners gerade etwas ab. Aber wir werden alle satt und es gibt unter uns solche, die anstelle vom Dessert schon wieder fit genug sind, untereinander verschiedene Tanzschritt-Abläufe, die man an der Nordleik aufgeschnappt hat, auszutauschen.
Heute ist nun auch Prisca wieder da und sie hat gerade ihren Partner, den Dani mitgebracht. Zusammen begleiten sie uns nun noch die letzten Tage, die uns über S-charl und Lü nach Müstair führen werden.

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