Home 22. Juli 2017 zum nächsten Tag

Auf unserer Via Spluga-Wanderung sind wir nun acht und haben im Zug nach Chur vis-à-vis auf zwei Vierer-Abteil gut Platz.
Es ist der härteste und abgehärtetste Kern, nämlich die Kämpfer durch den Regen auf der Via Alpina im Jahr 2014, Pascal, Knud und Herbert. Hedi fehlt dieses Jahr, sie muss diesen Sommer beide Hände operieren. Dafür ist Prisca wieder dabei. Auch Hans fehlt uns. Er und Annigna hüten dafür Mira, Herbert und Katrins Hund. Seit Katrin pensioniert ist, kann sie nun auch wieder mit uns mitwandern. Aus dem gleichen Grund ist auch Esti Wenger wieder mal mit von der Partie. Ich selber hatte doch lauthals verkündet, dass ich nun nicht mehr mitmachen würde, noch immer mein Schlappmachen letztes Jahr vor Augen, bis ich die Tatsache realisierte, dass Lykke-Lise auch angemeldet ist. Wir wollen ja keine Gewaltmärsche und eher geniessen, meint Pascal. Gut, die Via Spluga habe ich ja vor 14 Jahren kennengelernt und diese meine ich, mir noch zutrauen zu können. Aber für die ersten beiden Tage hatte ich kein gutes Gefühl. Für Lykke-Lise erst recht, das sie ja keine Chance für ein Vortraining hat und direkt von Dänemark angereist kommt. Da haben wir zusammen abgemacht, dass wir beide bei der Wanderleitung eine Ausnahme einholen, die uns spontan gewährt wurde.
Wir fahren also von Chur weiter nach Rhäzüns und Feldis, während die andern sich in separaten Grüppchen den Weg zur Talstation der Luftseilbahn auf Brambrüesch, dem Churer Hausberg suchen müssen, weil wir uns nicht schnell genug von allen verabschiedet haben.

im Zug nach Chur Brambrüesch ob Chur von Brambrüesch übers Furggabüel... ...zum Dreibündenstein in der Luftseilbahn nach Feldis

Aus dem Gespräch einer Frau, die offensichtlich auch in Rhäzüns aussteigen will, entnehme ich, dass man hier vom Bahnhof, entgegen allen Fahrplänen im Internet, die 10 Minuten bis zur Talstation der Luftseilbahn nach Feldis nicht zu Fuss gehen muss, sondern dass man Anschluss mit einem Bus hat. Ich spreche sie darauf an und sie führt uns zum eben ankommenden Bus, mit welchem man eine Station mitfahren kann und dort hat man gerade Anschluss auf die alle halbe Stunde fahrende Bahn. Nur ist diese gerade mit drei Bikern mit ihren Velos so ziemlich voll und während wir mit unserer Tageskarte eine Strichcodekarte lösen können, fährt die erste Charge bereits ab und die Frau hat extra noch auf uns gewartet. In einem solchen Fall fährt in sieben Minuten die Bahn nochmals. Dass Lykke-Lise aus Dänemark kommt, entzückt unsere Begleiterin direkt und in angeregtem Gespräch fliegen wir förmlich über die Flüsse unter uns, wo man das Schloss, "Blochers Weekendhaus" und auch die Kapelle des San Gieri sehen kann. Bis wir in Feldis sind, wissen wir alles über sie, dass ihr Mann oben in Mutta im Skihaus arbeitet, dort wo wir heute auch noch vorbeikommen werden und die Öffnungszeiten im Volg, wo sie wohnt. Oben begrüsst sie einen Mann, der an der Bahn Gemüse abholt und sie stellt uns ihm als seine Gäste von heute vor. Er ist der Koch vom Sternahus. Er offeriert uns, dass wir gerade mit ihm im Auto mitfahren können. So haben wir dank der Frau bereits die zweite Viertelstunde hinauszögern können, in welcher wir uns mit unserem Huckepack noch nicht auseinandersetzen müssen, das uns nun für eine Woche wie ein siamesischer Zwilling begleiten wird. Wir werden direkt vor die Türe des Hotels chauffiert und auch vom Chef selber begrüsst. Wir können die Rucksäcke im Schuhraum deponieren. Schnell hat jedes ein ultraleichtes Säckli für Wasser, Sonnen- und Windschutz am Rücken und schon entschweben wir auf einem Sessellift über 500 Meter hinauf nach Mutta, wo sich uns eine wunderbare Weite von Alpweiden öffnet.

Hotel Stärnahus, unsere heutige Bleibe mit dem Sessellift nach Mutta Prachtnelken morgen geht's diesen Hang entlang beim Kreuz hat's Empfang

Die Prachtnelken tun es uns an, Männertreu mit ihrem Vanilleduft und mit Schmetterlingen umschwirrte Goldruten heissen uns in der Alpenwelt auf unserer diesjährigen Sommerwanderung willkommen. Wir fühlen uns richtig glücklich.
Wegen unserem Privattaxi haben wir vorhin die freundliche Frau, welche uns in Feldis ebenso herzlich willkommen geheissen hat, abrupt aus den Augen verloren. Deshalb beschliessen wir, der Skihütte, die wir nach einer knappen Viertelstunde an ihrer Fahne an unserem Weg erkennen, einen Besuch abzustatten und dort eventuell ihren Mann zu fragen, wie seine Frau heisst. Sie ist uns aber zuvorgekommen und ist selber schon da. Sie heisst Silvia Müller und das will ich mir merken, vielleicht lasse ich sie auch ein bisschen an unseren Erlebnissen in dieser Wanderwoche teilhaben. Von hier aus hat man auch einen guten Überblick hinüber an den Heinzenberg, dort wo unsere Wanderung morgen weiter geht. Besser gesagt für die andern, denn auch für morgen ist vorgesehen, dass Lykke-Lise und ich, wieder wie heute, beim Ziel anfangen und den andern entgegen wandern. Ein bisschen später über die Weiten dieser Alpweiden kommt schon die zweite Beiz, dort wo ich mit Pascal abgemacht habe, ihm zu telefonieren.
Dank des schönen Wetters ist hier heute ziemlich viel los und alle helfen mit, sogar die Jungen sind eifrig dabei. Um mir allerdings zu sagen, auf welchem Weg man vom Dreibündenstein herunter kommt, müssen sie schon Mami fragen. Als ich hingegen dann mein Handy einsetzen will und keinen Empfang habe, wissen sie genau, dass man zum Kreuz, etwa hundert Meter weiter unten, gehen muss. Sobald die Verbindung steht, heisst es auch: "wir sehen euch!" Vom Furggabüel, gerade auf dem Gipfel des entfernten Hügels angekommen, sperbern sie uns mit dem Feldstecher aus. Bis zur Skihütte Term Bel, wo wir uns verabreden, hätten sie aber noch gut eine halbe Stunde, wir vielleicht zehn Minuten und so können wir gemütlich bis zur dritten Beiz weiterwandern und auf sie warten.
Dort kehren wir alle ein. Der Wirt leistet uns persönlich Gesellschaft und gibt uns Ratschläge, wo auf unserem Weg auch noch gute Beizlein zu finden sind. Die Besenbeiz auf dem Weg zur Viamala müssen wir uns jedenfalls merken. Am Schluss lässt er ein Schnäplsli springen, bevor wir wieder über alle Alpweiden weiterhüpfen.

zweite Einkehr Skihütte Term Bel wo sie vom Dreibündenstein her kommen verdiente Rast über die Alp da Veulden

Es ist wirklich ein einmaliges Erlebnis auf dieser wunderbaren Panorama-Rundwanderung, welche Lykke-Lise und mich vom Sessellift Mutta hierher geführt hat. Von hier aus wechselt nun auch die herrliche Aussicht und man überblickt das Rheintal bis Chur und drüben die Calanda-Kette. Der auf der Karte eingezeichnete Leg Palus lässt zwar nur noch erahnen, dass er einmal ein See war. Eine weich aussehende Grasebene fordert Esti heraus, auszuprobieren ob der Sumpf noch trägt. Auf jeden Fall muss sie dieses Gefühl mit nackten Füssen auskosten.
Bei der Alp da Veulden oder besser Feldiser Alp, beginnt nun der ein bisschen steile Abstieg hinunter nach Feldis. Pascal hat da in den letzten Tagen dieses Gebiet auch rekognosziert und uns für heute ein Zeichen wie auf einer Schnitzeljagd hinterlassen. Nur, wie bringt er jetzt Knud dazu, dass er ausgerechnet unter einer bestimmten Tanne Pferde schauen geht? Am Schluss doch gwundrig gemacht, finden wir dann unter dem Schutz einer grossen Tanne, wie damals in Passugg, aus Ästchen und Tannzapfen den Namen Knud auf den Boden geschrieben.

Leg Palus Feldiser Alp Sicht ins Rheintal bis nach Chur unter der geheiminisvollen Tanne unser Wirt Dominik Hächler

Gegen halb sechs Uhr kommen wir im Stärnahus an, wo wir noch im nicht neu renoviert und angebauten Teil unser Zimmer beziehen können. Das Hotel wurde nach dem Umbau dieser Tage wieder neu eröffnet, aber das Restaurant ist erst für Hotelgäste wieder offen. Das wissen wir von Silvia. Auf der Terrasse werden wir etwas später zum Willkommens-Apéro mit einem Cüpli empfangen. Wir sollen auf dem Glaspass dem Willi einen Gruss ausrichten vom Dominik. Dominik Hächler, einstiger Sozialpädagoge hat sich mit der Übernahme und Führung dieses Hotels, abseits von allem Getümmel, einem grossen Risiko ausgesetzt, wie wir später daheim in einem Zeitungsartikel über ihn lesen können. Er hofft, sich mit Seminaren und Kursen etablieren zu können. Beim Abendrundgang nach dem Nachtessen, entdecken wir hinter dem Haus den Hotpot und auch ein mit Blachen zugedecktes Bett unter freiem Himmel. Eine Sauna, wo man seine Blicke über ganz Feldis und den Heinzenberg schweifen lassen kann, gehört natürlich zu einem speziellen Luxus. Nur können wir von alldem nicht profitieren, wir haben noch eine Etagen-Dusche, aber mit dem Preis von 123 Franken liegen wir hier auf Platz eins von allen Übernachtungen mit Halbpension auf der diesjährigen Sommerwanderung.


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