Broome
Ich bin wieder wach, noch ehe es recht Tag wird. Gerade recht, um wenn es gut geht, die Sonne, aus dem Meer aufsteigen zu sehen. Unser Hotel ist nämlich auf der Ostseite einer grossen Halbinsel und dieser Strand ist bekannt für das Phänomen, bei extrem tiefer Ebbe einen Vollmondaufgang beobachten zu können, was dann mit der Spiegelung im seichten Wasser wie eine Treppe zum Mond aussieht. In einer Woche sollte es wieder so weit sein, dass alle Voraussetzungen stimmen, falls das Wetter auch noch mitmacht. Wir warten also unten in einem Park bei einer holden Jungfrau aus Bronce, die ein Gefäss erwartungsvoll gen Himmel streckt, auf den Sonnenaufgang und wir werden voll belohnt. Das erste goldene Licht eines neuen Tages in Australien, begleitet von vielen rosaroten Wölklein scheinen die Schale der Jungfrau zu füllen. Soll es doch ein gutes Omen sein für unsere Reise, die wir hier in diesem riesigen Land vor uns haben.
Um halb sieben sollte man Frühstück bekommen, aber noch ist alles geschlossen. Also probieren wir es eines Stunde später nochmals mit besserem Erfolg. Auf unserem Morgenspaziergang haben wir entdeckt, dass gerade hinter dem Hotel eine Bushaltestelle ist und haben uns den Fahrplan gemerkt. Aber auch hier warten wir vergebens. Ein Herr, der auch gewartet hat, fragt uns, ob denn ein Feiertag sei, denn an Sonntagen kommt der erste Bus erst um halb zehn Uhr. Ein Passant bestätigt uns nun, dass heute Labourday sei. Also bestellen wir uns an der Rezeption eben ein Taxi.
Es stinkt zwar dem Typ von Europcar offensichtlich gewaltig, dass er extra nochmals zum Flughafen kommen muss, aber wir haben jetzt einen super schönen, fast neuen Allrader, einen Nissan X-Trail mit gut funktionierender Klimaanlage für die nächsten drei Wochen hier in Westaustralien.
Es ist schon wieder recht heiss und drückend schwül. Nach einem Besuch im Visitor Center, wo wir uns mit wichtigen Unterlagen über Unterkünfte in Westaustralien für unsere Reise in den Süden eindecken, finden wir am Weg auch ein Einkaufszentrum, das heute wenigstens geöffnet hat und wir können uns gerade mit den wichtigsten Lebensmitteln eindecken.
Über die ärgste Mittagshitze verkriechen wir uns im kühlen Hotelzimmer. Ich hätte nie gedacht, dass mir eine Klimaanlage sogar willkommen sein könnte. Dann wagen wir uns aber, gut mit Sonnenschutz eingeschmiert, doch noch hinaus. Ich habe da bereits die verschiedensten Fotosujets ermittelt. Im Garten hinter unserem Hotel steht nämlich ein mächtiger Wurstbaum mit vielen Blüten und Früchten, die aussehen wie riesengrosse Salami. Solche Bäume gibt es nicht viele auf der Welt. Seine Herkunft ist Afrika und auf meiner ersten Australienreise sind wir extra viele Kilometer gefahren, um einen solchen Baum zu sehen.
Von unserem Hotelzimmer aus blicken wir in einen grossen Memorial-Park und auch hier stehen die wunderschönsten, verschiedenartigsten Bäume und Palmen, welche meine Baumsammlung respektabel ergänzen.
Dann probieren wir unser Auto aus und fahren zum Gantheaume Point, dem äussersten Zipfel der Halbinsel, wo uns gar ein Adler begegnet und wir die wundersamsten Felsformationen, fast wie bei den Pancakerocks vorfinden.
Da wir unseren Modemstick auf keinem unserer beiden Compis zum Laufen bringen konnten, müssen wir morgen zuerst mal in einem Telstrashop vorbeigehen und uns Hilfe erbitten. Auch eine Simkarte zum Telefonieren in Australien brauchen wir noch. Im Hotel haben wir für zwei Nächte gebucht und deshalb machen wir nun einen ersten Versuch, auf einem Campingplatz eine dieser Cabins zu bekommen. Dort hat man wenigstens immer die Möglichkeit, selber zu kochen, was uns ja sehr wichtig ist. Schon beim ersten Ort, im Broome Vacations Village haben wir Erfolg und können morgen ab 10 Uhr, wenn wir im Mercure auschecken müssen, bereits hier einziehen.
In Broome muss man auch die Cable Beach gesehen haben. Weltberühmt ist diese nicht wegen den ersten Untersee-Telegrafenkabeln, woher sie ihren Namen hat, sondern wegen den Kamelen, auf welchen man dort bei untergehender Sonne am Strand spazieren reiten kann. Und wir haben sowas von Glück! Die Sonne versinkt heute wie in fliessendem Gold im Meer und zwei Karawanen von Kamelen spazieren vor unseren Linsen gemütlich vorüber.
Zur Feier dieses wunderbaren Tages und des Beginns unseres Australienaufenthalts wollen wir fein essen gehen, aber hier haben wir weniger Glück. Weil Feiertag ist, haben alle Restaurants die wir anpeilen, geschlossen. Ja nu, wir hätten daheim noch Mandarinen und Chips.
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