Freitag, 4. Januar 2008

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Trotzdem bin ich um halb sieben hell wach. René hat es gut, der kann schlafen. Ich nehme mir das Unterlagenpaket vor und übertrage die neuen Adressen in mein Notizbuch. 8 Hotels sind anders als auf dem Prospekt daheim, die Meisten auf der Südinsel. Langsam wird's hell draussen und die Sonne geht zwischen dezent rosa gefärbten Wolken auf. Der erste Eindruck in der fremden Gegend in einer andern Welt ist der Blick in einen Garten, wo alles fremde Pflanzen wachsen. Mit meinem Herumnuscheln habe ich nun auch René aufgeweckt, sodass wir bereits um neun Uhr mit dem Shuttle wieder zum Flughafen fahren. Um zehn Uhr können wir nämlich unser Auto in Empfang nehmen. Es ist kein Nissan, wie auf dem Programm, sondern die junge Frau stellt uns einen wunderschönen, türkisfarbenen, frisch gewaschenen, neuen Ford Falcon XR6 vor den Eingang, in welchem wir zuallererst unser Gepäck verstauen. Im geräumigen Kofferraum hat sogar alles Platz. Sie hat uns erlaubt, dass wir auf dem Mietwagenparkplatz parkieren dürfen, bis wir noch gefrühstückt haben. Auf der Kaffeesuche kommen wir an Gratis-Internet-Computern vorbei. Natürlich probieren wir das gerade aus. Landet wohl mein e-Mail bei Margrit im Papierkorb, weil die Absender-Adresse für sie unbekannt ist? Lange nehmen wir das Gratis-Angebot nicht in Beschlag, denn man sollte spätestens nach 20 Minuten die Konsole für andere Benutzer freigeben.
Im Visitors-Information-Center, dem "i-site" reinzuschauen, ist vorteilhaft. Dort liegen praktische Routenplaner von verschiedenen Gebieten gratis auf. Sie beinhalten Strassenkarten und Situationsplan von diversen Ortschaften, welche für uns zum Auffinden der Hotels und den jeweiligen i-site Tourist-Information willkommen sein können. Neben einer Flut von Reklamen kann man für die verschiedensten Attraktionen Rabatt-Gutscheine heraustrennen. Dazu müsste man halt, ehe man an der Kasse ein Eintrittsbillet löst, zuerst ein halbes Buch durchkämmen.
Was könnten wir unternehmen, bis wir um zwei im Hotel einchecken können? Der Tower wäre geil, jedenfalls um sich einen ersten Überblick über Auckland zu verschaffen. Es stellt sich heraus, dass das Rydges direkt beim Tower liegt. Vielleicht kann man ja das Auto schon vorher beim Hotel parkieren.
Also los geht's. Links, aber nicht zu fest, nicht dass das Auto auf dieser Seite abgeändert wird. Ich schwitze Blut, aber René macht das spielend. Auf der linken Seite im Auto sitzend, kommen mir Randsteine und parkierte Autos verdammt nah vor. Auch ein Automat ist für René keine Routinesache, aber er meistert das mit Links, ausser dass hin und wieder der Scheibenwischer blinken sollte. Ich konzentriere mich mit Vorteil auf den Stadtplan, damit mich nicht die vielen, auf der falschen Seite fahrenden Autos irritieren und so peilen wir die City zielgenau an. Eine Ehrenrunde im Quartier ums Hotel, wegen den Einbahnstrassen. Der Kreis wird enger und wir finden die enge Einfahrt zur Hotelgarage, mit einem Gittertor verschlossenen. Jetzt kann auch gerade noch der Rückwärtsgang ausprobiert werden und wir fahren halt direkt vor den Hoteleingang. Wir können sogar unser Zimmer im 10. Stock schon beziehen und das Auto wird vom Valet für 20 Dollars versorgt, sobald wir unsere Sachen ausgeräumt haben. Wenn wir es brauchen, müssen wir nur die Quittung vorzeigen, und es wird uns Minuten später vor den Eingang gestellt.

fremde Pflanzen im Garten Skytower in Auckland
Maori Schnitzereien im Tower Sky Jump

Für heute haben wir aber das Mass an Linksverkehr schon recht ausgekostet. Ausserdem befinden wir uns mitten in der Innenstadt mit sehr beschränkten Parkmöglichkeiten, direkt gegenüber dem Sky Tower. 328 Meter, 4 Meter höher als der Eiffelturm, ragt seine schlanke Nadelspitze in den Himmel. Neugierig betreten wir den Zugang zum Turm und suchen den Eingang zum Lift. Eine Rolltreppe führt zuerst ins Untergeschoss. Hier wird für den 360° Sky Walk geworben. In uniforme Overalls eingekleidet, im Gstältli und an der Sicherheitsleine, kann man für 115$ auf einer rundumlaufenden Plattform über den Restaurants in schwindelnder Höhe spazieren gehen. Ist einem dies zu wenig, kann man für noch mehr Geld am nächsten Schalter einen Sky Jump buchen. Hier mit einem blau/gelben Overall, angebunden an einem dicken Seil oder Gummiband und von zwei Leitseilen links und rechts geführt, kann man einen Sprung über 192 Meter in die Tiefe wagen. In einer Nische wird ein informativer Film über Auckland und seine zum Teil noch jungen, erst etwa 600 Jahre alten Vulkane direkt vor seiner Haustür, gezeigt. Weiter durch ein Gewühl aus Souvenirs und Ginggernillis endlich, wird man mit 25$ zur Kasse gebeten, um mit dem Lift in die Aussichtsplattform zu gelangen. Das ist uns jetzt aber für den Anfang zuviel. Ausserdem wollen wir uns was zu essen suchen. Draussen vor dem Eingang können wir gerade den Sprung eines waghalsigen Jumpers mitverfolgen. Von hier unten kann man das wahrscheinlich sogar noch viel besser als von oben.

mein Curry nur Fassade Fahrt nach Devonport ein Eisenholzbaum

Wir schlagen mal die Richtung Hafen und Meer ein, immer Ausschau nach einem Restaurant oder Ähnlichem haltend. Bei einem Asiatischen Foodcorner treten wir mal ein und sehen uns etwas um. Unter den Indern gibt es ja auch viele Vegetarier. Tatsächlich sind hier die Küchen von vielen asiatischen Ländern vertreten. Jeder hat seine Spezialitäten mit wohlklingenden Namen auf kleinem Raum auch auf anschaulichen Bildertafeln anzubieten. Beim Inder entscheiden wir uns zu einem Teller Gemüse mit Reis und Lamm an Kokossauce mit Naan. Während uns der Verkäufer zu erklären versucht, was Naan sei, es ist übrigens einfach eine Art Fladenbrot, spricht jemand René, der mit seinem Teller an einen freien Tisch will, an und fragt, woher wir kommen. Switzerland ist zuwenig genau und René präzisiert: aus Basel. "Jetz Gopferdamihuersiech!". Da muss ich natürlich auch schauen und stelle meinen Teller, den ich gerade in Empfang nehme auf mein Tablett. Leider ein bisschen zu weit am Rand des eh schon schmalen Bordes und erwische gerade noch den Teller, der seinen Inhalt bereits auf den Boden ausgekippt hat. Jetzt bin ich's, der sich Gopferdamihueresiech sagen hört und zwar auch laut. Bis ich meine Curryhände auf der Toilette abgewaschen habe und ein junger Mann die Bescherung zusammengefegt hat, schöpft mir der Inder einen neuen Teller voll. René hat sich unterdessen zu dem schweizerdeutsch sprechenden Maori und seiner norddeutschen Frau gesetzt. Am liebsten würde ich natürlich im Erdboden versinken und nerve mich masslos ob meiner Tattrigkeit, aber ich werde getröstet, das sei sicher der Jetlag. Das Paar gibt uns gerade noch gute Ratschläge, was wir mit dem angebrochenen Nachmittag hier in Auckland anfangen könnten. Wir möchten vor allem etwas einkaufen, so als Frühstück und Picknick etc. Da ist die Foodtown ganz in der Nähe, so was wie die Migros, 24 Stunden offen, 7 Tage die Woche. Empfehlenswert und nicht zu stressig im Hinblick auf den Jetlag, sei eine viertelstündige Fahrt mit der Fähre nach Devonport.

Navy museal viktorianisch Holzvillen Mount Victoria

Sie haben recht. Die Fahrt, ab 60 für beide zum Seniorenpreis und der gemütliche Spaziergang entlang der Hafenanlage mit seinen noch wunderbar blühenden Pohutukawa-Bäumen und den hübschen viktorianischen Holzvillen, mit Blick auf die Skyline und Harbour Bridge, lässt direkt Ferienstimmung aufkommen. Den Mount Victoria, einen offensichtlichen Vulkankegel, der das Örtchen überragt, zu erklettern, lassen wir beim Versuch bleiben. Ich habe mit meinen Flipflops schon nicht ganz die richtigen Schuhe an, oder bin mich noch nicht an sie gewöhnt. Die Müdigkeit macht sich bemerkbar und ich plange, bis endlich Abend wird und ich ins Bett kann.

im Hafen von Devonport Aucklands Skyline von Devonport aus Harbourbridge Auckland

Mit einem Pariserbrot, Tee und horrend teurem Käse aus der Foodtown, machen wir uns drüben wieder auf den Heimweg. Die Skyline, von hier unten gesehen, hat auch ihren besonderen Reiz. Eingeklemmt zwischen spiegelnden Fassaden grosser Geschäftshäuser und von bis zu vierzigstöckigen Hochhäusern überragt, fristen zu deren Füssen altehrwürdige Bauten wohl aus viktorianischer Zeit ihr Gnadenbrot. Irgendwie scheint das Stadtbild so aus Gegensätzen zusammengewürfelt.

Ferry Building im Hafen dahinter die Schiffe Gedenktafel Rainbow Warrior Gegensätze

Im Hotelzimmer angekommen, sind wir so total müde und wollen gar nichts mehr essen. Nur noch die Füsse hochlagern und nicht mal mehr duschen. Und es schläft bei mir sogar die ganze Nacht!


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