Australien-Rundreise 2004
Freitag 16. Januar 2004
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Einkaufszenter Jadekutsche Treppenhaus Sydney im Nebel Bridge Climb Uhr Monorail

Von wegen nur noch schlafen ... Gerade zwei Stunden ging's, dann war ich wieder wach. Noch ist nicht mal Mitternacht und es dreht und dreht und ganze Videobänder laufen ab von den Eindrücken der Reise und den Vorstellungen der Erwartungen. Schon geht es gegen halb fünf, bis mich endlich ein zweites Mal ein gnädiger Schlummer umarmt. Doch auch nur wiederum für zwei Stunden. Um sieben Uhr bin ich wieder hellwach.
Ich braue mir mit den bereitgestellten Utensilien erst mal einen Tee. Dazu habe ich doch meinen Lieblingstee aus der Schweiz ... - Oh Schreck, der ist doch aus Pflanzenteilen und ein Nahrungsmittel. Und ich habe auf Ehr und Treu geschworen, nichts dergleichen im Gepäck zu haben!
Draussen regnet's. Trotzdem mache ich mich fertig für den Harbour Cruise um 10 Uhr. Der Taxichauffeur hat gestern gesagt, ein Regenguss dauere zehn Minuten, dann scheine wieder die Sonne. Bis zum Hafen hat man zu Fuss etwa zwanzig Minuten. Mit einem Stadtplan wohlausgerüstet, überquere ich nun erst mal die beflaggte Pyrmontbrücke. Sie ist den Fussgängern und der Monorail vorbehalten. Auf der Suche nach einem Frühstückskaffee trete ich in eine Art Einkaufszentrum ein und finde genau, was ich mir vorgestellt habe. Ein take away Tresen, wo ich an einem Bistrotischchen in Ruhe ein Blueberry Muffin und einen Kaffee vertilgen kann. Dabei kann ich mich erst mal gemütlich umsehen. Mir fällt eine Uhr auf, die von der Decke des Gebäudes zwischen drei Galerien herunterhängt. Die Idee, von einer höheren Etage aus ein Bild von meinem ersten Eindruck dieses Sydneyer Konsumtempels zu machen, beschert mir in einer Vitrine die Präsentation einer Chinesischen Hochzeitkutsche einer Prinzessin. Sie ist etwa anderthalb auf zwei Meter gross und jede Seite ist aus einem Stück Jade gearbeitet.
Auch an der Uhr gibt's von der zweiten Galerie aus viel zu sehen und zu entdecken. Sie hat nicht nur einen viereckigen Kasten mit gewöhnlichen Zeigern auf alle vier Seiten, man kann noch viel mehr ablesen. Wie auf einem Karussell sind neben vielen Verzierungen zwölf Bilder angeordnet, für jeden Monat eines. Dann kann man den Wochentag und die Stunden ablesen. Sechs grosse Bilder, die jedes etwas von der Geschichte Australiens darstellen, werden jeweils je 10 Sekunden lang beleuchtet, währenddem eine kleine Figur vor dem entsprechenden Bild vorbeimarschiert. Ihr Weg ist einmal pro Minute um die ganze Uhr herum.
Das ganze Gebäude an und für sich ist ein Besuch wert. Neben modernen Rolltreppen kann man auch das gute alte Treppenhaus benutzen, welches mich mit schönen Bögen, schmiedeisernen Geländern und farbigen Fensterrondellen begeistert. Ist dies nun viktorianisch oder Kolonialstil? Da bin ich ein Banause, aber es gefällt mir. In diesem Einkaufszentrum zu schlendern, vermittelt einem einen Hauch von Nostalgie.
Draussen hat es in der Zwischenzeit erneut zu regnen begonnen und ich husche in der Pittstreet, der Haupteinkaufsstrasse unter Laubengängen von Schaufenster zu Laden. Ich schaffe es, noch vor zehn Uhr am Pier 4 zu sein, dort wo die grüngelben Fähren eine einstündige Hafenrundfahrt anbieten. Die Idee lohnt sich. Vom Schiff aus hat man eine optimale Perspektive auf Opera, Stadt und Harbourbridge. Die Skyline ist faszinierend. Die Wolkenkratzer kratzen nicht nur, sondern sie greifen gar in die Wolken hinein.
Ich kann schon mal ein Ohr voll nehmen, von dem was mich auf meiner Tour erwartet: Ein unsichtbarer Guide erklärt einem bis ins Detail, was zu sehen ist und was und wann früher hier mal was war und ich bin so klug als wie zuvor. Ich kann nicht mithalten. Muss wohl in meinem Apa-Guide noch ein bisschen nachschauen! Doch ich habe trotzdem Glück, denn während der ganzen Tour ist es trocken und für einen Moment scheint gar die Sonne. Als nächstes wär's doch was, den grossen Brückenbogen zu erklimmen. Jede Menge Leute sind dort oben und ich stelle mir von dort oben einen fantastischen Blick auf Oper und Neustadt vor. Auf dem Plan finde ich auch den Eingang zum "BridgeClimb". Das scheint aber ein Highlight zu sein, welches man vorher buchen muss. Sogar von zuhause aus per Internet, auf dass man nicht Schlange stehen muss. Man bekommt ein einheitliches Outfit und einen Klettergurt verpasst und wird angeseilt. Kein Wunder, dass der ganze Spass das stolze Sümmchen von 155$ kostet. Wahrscheinlich dürfte man dann so angeseilt nicht mal selber ein Foto machen. Also begnüge ich mich mit dem Fussgängerweg, der neben der 8-spurigen Autostrasse und den zwei Geleisen der Eisenbahn über die Brücke führt. Der nächste Regenschauer beginnt. Also warte ich beim ersten Brückenpfeiler das Ende des Sprutzes ab. Doch nichts ist diesmal mit zehn Minuten. Nach einer halben Stunde sieht man immer noch nichts von der Anzac-Hängebrücke, welche ich gerne als Hintergrund zu dem 8-spurigen Highway gehabt hätte. Dafür kann ich etwa 2 Gruppen beobachten, die im strömenden Regen "the climb of here live" machen, welchen sie wohl in Erwartung besseren Wetters im voraus gebucht haben. So wie dieses Ehepaar, welches hier oben vergeblich nach dem Eingang sucht. Wenn man schon im voraus bezahlt hat, muss man es doch auch auskosten. Noch immer im strömenden Regen mache ich mich auf den Weg durch die "Rocks", dem ältesten, zum Teil noch von den ersten Sträflingen erstellten Viertel der Stadt. Die Szenerie bietet mir einen bizarren Kontrast zum CBD, dem Central Business District mit seinen spiegelnden Wolkenkratzer-Fassaden.
Bei diesem Wetter scheint mir ein Museumsbesuch gerade richtig. Irene hat mir das Sydney Aquarium empfohlen. Es liegt auch im Darling Harbour. Also mache ich mich auf die Socken. Nein, eigentlich fehlen mir ein Paar. Neue Amphibienschuhe sind vielleicht doch nicht das Ideale, um darin barfuss bei Regenwetter eine Stadt zu erkunden. Also erst nochmals durch die Pittstreet, wo ich mich in einem Postshop gerade mit 40 Marken eindecke und nebenbei schon den zweiten Schweizern heute begegne. In der Mall ist überall Sommerschlussverkauf und ich muss mich richtig anstrengen, dass ich mich in den weitläufigen Konsumtempeln nicht verirre.
Bis ich endlich wieder in Darling Harbour angelangt bin, ist schon fortgeschrittener Nachmittag und mein Magen knurrt. Ich inspiziere mal die Menükarte des Pubs mit Sicht auf den Hafen und den Mammutkasten des Ibis, wo ich einquartiert bin. "Wait to be seated" ist hierzulande wohl auch üblich. Die nette Hostess will mich an einen hochbeinigen Tisch mit fast lehnenlosen Hockern begleiten. Ich möchte lieber einen normalen Tisch und bequemere Stühle, aber der einzige, der frei ist, wird eben gerade weggeräumt! Ich bekomme drinnen einen zwar hochbeinigen Tisch, die dazugehörigen Stühle haben jedoch eine richtige Lehne. Bis ich jetzt wieder begriffen habe, dass ich nicht bei der netten Dame bestellen kann, sondern an der Theke meinen Wunsch anbringen und auch bezahlen soll - ! ähnlich wie damals in Schweden, als man mit dem Finger auf irgend Etwas tippte, dann aber keine Ahnung hatte, was einen erwartete und wenn es dann angerichtet und abholbereit auf der Anrichte ausgerufen wurde, man dann weder wusste, wie man das aussprach, noch wie es aussah. Aber hier schnalle ich schnell. Ich bekomme einen Piepser und wenn der piepst, ist mein crispy Sirloin Steak mit Knoblauch und Auberginenpurée, grünen, halbrohen Bohnen und Stock fertig.
Inzwischen hat es endlich aufgehört zu regnen und ich tauche im Sydney Aquarium unter. In der Ausstellung kann man sich über die hiesigen Fische und Korallen informieren. In grossen Vivarien sind auch jene Fische mit einem Totenkopf bezeichnet, vor welchen man sich in acht nehmen sollte. Ob ich das dann am Riff noch weiss? Dann kann man in verschiedenen Unterwassertunneln Seelöwen, Haifische, Rochen und eine Menge bunter Fische in ihrer (fast) natürlichen Umgebung beobachten. Nur den Nemo habe ich nicht gefunden, obwohl er die Attraktion wenigstens im Souvenirshop ist. Der Jetlag meldet sich wieder und ich möchte im Moment nur eins: in die Heja. Am Kiosk erstehe ich eine Flasche Quellwasser von 750ml und stehe fast Kopf, weil ich dafür 4$20 bezahlen muss.
Die Beine sind müde und das Bett lockt. Aber noch bin ich nicht Monorail gefahren. Diesseits und jenseits der Pyrmontbrücke ist je eine Haltestelle. Man löst eine Fahrkarte für 3$ und steigt ein und aus wo man will. Alle fünf Minuten kommt eine Komposition dieser einschienigen Stelzenbahn. Eiseskälte haucht mich von oben an, so dass ich schleunigst meine Windjacke auspacke. Kein Wunder, war dieser Platz frei. So drehe ich zum Abschluss des Tages hoch über Fussgängern und Abendverkehr eine Ehrenrunde über dem Exhibition Centre und High School, über der China Town, ein Stück entlang der Pittstreet, dann um den Bogen und man ist wieder am Ausgangspunkt.
Meine Sinne und Gedanken gehen immer mehr Richtung Bett und trotzdem will ich mein Glück an einem Bancomat versuchen. Den Pin habe ich diesmal auch aufgeschrieben mit dabei. Die Kiste fragt mich verschiedene Sachen, nur nicht, ob sie mit mir deutsch reden soll. Pi mal Handgelenk beantworte ich ihre Fragen, bestimmt und selbstbewusst diesmal den Pin. Und siehe da - ich gehe um 500$ reicher ins Hotel. In der Lounge stehen drei Computer und Bett hin oder her, das muss ich jetzt noch zuerst ausprobieren. Für 2$ kann ich 20 Minuten ins Netz. Das sollte reichen, eine kleine Ankunftsbestätigung ans andere Ende der Welt zu schicken. Das @ zu finden und das y mit dem z zu tauschen ist schon das zweite Problem, doch ich schaffe es sogar, in dieser Zeit, das Mail abzuschicken.
Jetzt aber ab in die Heja. Doch eine Auge passt auf, ob die Batterien schon geladen sind und von Schlaf ist keine Rede ...

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