Australien-Rundreise 2004 |
Ein sonniger Morgen erwartet uns und jetzt können wir direkt über unserer Höhlenunterkunft ein Auge voll von Coober Pedy nehmen. Maulwürfe sind direkt fade dagegen. Bagger und
Baumaschinen auf unserem Dach und soweit das Auge ins Land schaut, weisse spitzige Kegel, wo die Erde und das Gestein nach dem schimmernden Edelstein, dem Opal abgesucht wird. Auf dem Platz vor dem Haus
gibt's erst mal Frühstück und wenn alle Tische, Stühle und Kühlboxen wieder sicher im Anhänger verstaut sind, beginnt das heutige Programm. Eine Dame empfängt uns vor dem
Opalmuseum, natürlich alles unterirdisch.
Zuerst wird uns ein Video vorgeführt über die Gewinnung des Opals. Dieses bildet sich irgendwie aus eingetrockneter Kieselsäure. Näheres habe ich natürlich nicht verstanden. Dann wird
die Leinwand beiseite geschoben und unsere Museumsführerin steht dahinter an einer Schleifmaschine. Sie bittet Margaret, allen eine Handvoll Sticks, an denen verschiedene weisse, rohe Opalsteine befestigt
sind, zur Ansicht herumzureichen. Dann demonstriert sie, wie diese Dinger bearbeitet und geschliffen werden. In dieser kurzen Zeit der Demonstration geht das natürlich nicht so perfekt. Sie schenkt das
Demoobjekt Margaret für ihre Handreichungen und diese ist überglücklich.
Auch so eine unterirdische Wohnung dürfen wir besichtigen. Alles einfach aus dem Stein herausgebuddelt. Wohnzimmer mit TV, Küche und Schlafzimmer. Die Wände aus rau abgehämmertem
Stein. Die elektrischen Leitungen in einen Schlitz eingelegt und mit herausgebuddeltem Material vermischt mit etwas Zement wieder verpflastert. Kaum zu sehen. Was fehlt sind einfach die Fenster. Dafür
braucht man keine Heizung und keine Aircondition. Die Raumtemperatur beträgt das ganze Jahr über 24 Grad. Sehr angenehm, wenn man bedenkt, dass draussen manchmal bis zu fünfzig Grad Hitze
herrschen. Auch von Lärm ist man hier verschont. Hier kann sich jeder sein Heim bauen, wie es ihm gefällt. Es besteht zwar so was wie eine Bauvorschrift und Baubewilligung, doch wer kann das schon
kontrollieren. Stösst man beim Erweitern der Wohnung rein zufällig auf eine Opalader, kann das Zimmer dann halt einfach leicht Tennishallengrösse erreichen. Nur müsse man dann eben schon
mit dem Kompass arbeiten, sonst stehe man plötzlich seinem Nachbarn in der Stube.
Sandy erzählt uns mehrere amüsante Geschichten und alle lachen, ausser mir. Aber nach unserer Heimkehr hat mir Hilda eben ihren Tagebucheintrag von Coober Pedy auch geschickt und nach anderthalb
Monaten kann nun auch ich lachen:
So erzählte sie, dass es in der Stadt einen Junggesellen gebe, der eine Wohnung mit 44 Schlafzimmern habe, ein anderer sei am bauen eines unterirdischen Schwimmbades und ein dritter hat die Erlaubnis, eine
Tennishalle auszubuddeln, obwohl er überhaupt nicht Tennis spielt. Eine Frau wollte ihre Wohnung nur um eine Vorratskammer vergrössern. Sie fand aber niemanden, der ihr dabei half. So ging sie selber
hinter die Arbeit und fand einen Opal, der einen Wert von 285'000 $ hatte. Dann konnte sie sich plötzlich der Helfer nicht mehr erwehren.
Am schnellsten und billigsten komme man mit Dynamit zugange und Coober Pedy ist wohl der einzige Ort auf der Welt, wo man Sprengstoff im Lebensmittelgeschäft kaufen kann. Schon Kinder wüssten
mit Sprengstoff umzugehen. Sandy selber war vier Jahre alt, als sie lernte, wie man eine Bombe macht. Und sie erzählt die Geschichte, als sie mit sieben das Familienauto hochgehen liess. Anscheinend war der
Vater frustriert, weil die Kiste irgendwelche Tücken hatte und sie hörte, dass er zur Mutter sagte, am besten würde man das Ding in die Luft jagen. Das war ein paar Tage vor dem Vatertag und sie
hatte kein Geschenk für ihren Dad. So hatte sie eine Glanzidee. Sie machte eine Bombe und am Vatertag in der Früh um sieben Uhr flog das Auto in die Luft. Als der Vater aus dem Haus kam, er war
Ortspolizist, rief sie ihm glücklich zu: "Happy Father's Day!" Als er Sandys Erklärung der Geschichte gehört hatte, sei er ein paar Minuten ganz ruhig gewesen und habe ihr dann gesagt, dass sie nie
auf ihn wütend werden dürfe und dann ging er zurück ins Bett. Von der Wohnung kann man direkt in die ausgehöhlte Unterwelt gelangen, wo man die verschiedenen Grabungsarten sehen kann.
Das mühsame Abpickeln mit der Spitzhacke und auch die moderne Tunnelbohrmaschine. Natürlich kann man sich am Schluss des Rundganges mit allen möglichen Opalartikeln eindecken. Ein Paar
Ohrstecker kommen mit mir heim. Eine rote Teerstrasse führt uns hinaus aus Coober Pedy und noch lange leuchten am topfebenen Horizont tausende von diesen kegelförmigen Maulwurfshaufen strahlend
weiss im morgendlichen Sonnenlicht. Die einen grösser, die andern wurden bald wieder aufgegeben und man suchte sich etwas weiter einen ergiebigeren Claim.
Wir folgen nun wieder dem Stuart Highway, dieser wichtigen Verbindungsstrasse zwischen Adelaide und Darwin, welche den ganzen Kontinent in der Mitte durchquert. Auch die Bahnlinie ist immer wieder zu sehen
und wohl führt auch die Telegrafenleitung hier entlang. Obwohl wir eine riesige Einöde durchfahren, ist es eigentlich trotzdem abwechslungsreich und unmerklich ändert sich die Landschaft.
Mal sind überall Büsche und halbverdorrte Sträucher, dann wieder nur noch graue, pelzige Grasbüschel und der Boden dazwischen wird langsam immer etwas röter. Hier wieder ein Skelett
irgend eines Tieres, welches vielleicht Opfer des Highways geworden ist und dessen Knochen nun sauber abgenagt jetzt etwas verstreut in der Sonne dahinbleichen. Einmal muss Tim auch abbremsen, weil sich zwei
Adler auf der Autostrasse niedergelassen haben. Ihre Grösse kommt gut an die eines fast ausgewachsenen Menschen heran. Dann werden die Büsche wieder grösser. Es hat wieder mehr
Eukalyptusbäume und schon ist Lunchtime in Marla.
An einer Tankstelle hat es auch immer ein Restaurant. Vielleicht sagt man dem eher Pub. An einer Theke kann man entweder Kaffee oder gekühlte Getränke aus einem Eisschrank oder Eiscreme und sonstige
Naschereien bezahlen. Für den Kaffee bekommt man manchmal eine Tasse und mit dieser kann man sich dann an der Heisswassermaschine selbst mit Wasser und Pulver bedienen. Bestellt man einen Capuccino,
muss man sich schon etwas gedulden. Damit machen sie hier den Doktor. Sie geben sich alle Mühe ein wunderschönes Schäumchen zu kreieren, welches solange hält, bis die ganze Tasse
ausgetrunken ist. Zuoberst kommt dann noch das obligate Schoggipulver. Manchmal bekommt man sogar eine Nummer mit auf den Tisch, wo sie einen dann nach vollendeter Kreation bedienen. Toiletten sind meist in
einem separaten Gebäude und für Grossandrang eingerichtet. Manchmal sind sogar auch Duschen vorhanden.
Der Bus fährt nahe an eine kleine Wiese, wo man unter schattigen Bäumen gut rasten kann. Kim öffnet den Anhänger und reicht den bereitstehenden Helfern einen Tisch und eine Kühlbox
heraus und im Nu ist angerichtet. Verschiedene Schinkensorten, Reis- Kartoffel- Teigwaren- und grüner Salat und Brot und man kann sich nach Herzenslust bedienen. Wer das Hahnenwasser nicht mag, kann
es mit einem Schuss Sirup färben. Der Sirup, sowie die Salate sind nie die gleichen, wie am Tag vorher und es schmeckt immer wirklich frisch. In der Schweiz wäre dies schwer vorstellbar, wenn einfach
ein Car voll Leute auf dem Parkplatz eines Restaurants picknicken würde.
So Schnell, wie das Buffet aufgestellt ist, so schnell ist auch Alles wieder verstaut. Gesättigt geht die Reise nach einer einstündigen Pause wieder weiter. Langsam werden all die Büsche noch
grösser und die Grasbüschel haben die verschiedensten Farben von silbrig über oliv bis dunkelgrün. Der Kontrast zur recht (rost)roten Farbe der Erde ist amazing (ich habe doch tatsächlich
in meine Notizen das englische Wort eingetragen, weil mir das deutsche nicht in den Sinn kam!).
An der Grenze zum Northern Territory gibt's einen Fotostop. Hier will niemand was wissen von wegen Früchten, die man ein- oder ausführt. Und ich denke die Fliegen halten sich eh nicht an die
schnurgerade auf der Landkarte eingezeichnete Grenze. Nur die Uhr müssen wir wieder eine Stunde zurückstellen.
Den letzten Kaffeestop gibt's in einem Roadhouse, das schon an der Strasse Richtung rotem Zentrum liegt. Schon draussen ist vieles von Aborigies gestaltet oder bemalt, ein Hinweis auf die vielfältigen
Angebote im Innern, von Didgeridoo über gemalte Bilder und handwerklich gefertigte Sachen. Ich erstehe eine CD mit Aboriginal Bildern als Bildschirmschoner. Ich frage mich, ob das wirklich zur
Unterstützung von Aborigines beiträgt. Ich habe da so meine Zweifel.
Die Landschaft sieht jetzt nicht mehr ganz so wüstenhaft aus. Recht viel Grün erfreut das Auge. Vielleicht regnet es hier ja auch dann und wann. Lustige Bäume, die wie Staubwedel oder
Flaschenputzer aussehen, probiere ich unbedingt aufs Bild zu bekommen. Vielleicht finde ich dann daheim bei der Ausbeute ein einziges, welches scharf genug ist. Jetzt wird's aufregend. Dort am Horizont endlich der
Berg. Wie eine ungestülpte Cakeform allein in der weiten Ebene. Doch nein, es ist gar nicht der Ayers Rock, wie ich schon gemeint habe. Es ist ein Tafelberg, der Mt. Connor und in meinem gescheiten Buch lese
ich, dass dieser 700 Millionen Jahre alt ist und damit noch 150 Millionen Jahre älter als Uluru. Aber wir nähern uns dem für mich ersten Höhepunkt unserer Reise. Man sieht, dass hier ein
regerer Touristenverkehr herrscht als überall, wo wir seit Adelaide durchgekommen sind. Weggeworfene Bierdosen und Petflaschen zieren den Strassenrand... Dann endlich der richtige Uluru in der Ferne und
endlich sind wir da. Yulara. Wir bekommen davon aber nur das komfortable Ayers Rock Resort und den Campground zu Gesicht und das Ganze scheint noch recht weitläufig zu sein, denn es lohnt sich sogar ein
Shuttlebetrieb. Der Himmel hat sich mit grauen Wolken überzogen und ich fürchte, dass es heute Abend keinen farbenprächtigen Sonnenuntergang am Ayers Rock zu bestaunen gibt. Wer sagt denn,
dass es immer nur das schöne Wetter sein muss, das fasziniert. In Marokko habe ich ja auch eine Überschwemmung in der Wüste erlebt und das ist nicht jedem beschieden.
Auf dunkelrotem, heissem, sandigem Boden schlagen wir unsere Zelte
auf. Bis zum Nachtessen bleibt ein bisschen Zeit, um sich im Pool etwas abzukühlen oder man kann auch grosse Wäsche machen. In der Laundry stehen in einer Reihe 8 Waschmaschinen und etwa 6
Tumbler. Ich kann Dutch Hilde meine verschwitzten Sachen geben. Zusammen gibt's schon eine Maschine voll. Man muss nur die goldenen Dollarmünzen nicht ausgeben. Es braucht immer zwei Dollars und zwei
Zwanziger pro Maschine. Auch der Tumbler frisst nachher nochmals zwei oder drei Dollars. Die schauen schon, wie sie zum Geld kommen. Dabei habe ich eine Tube Feinwaschmittel mitgenommen. Jedoch im Lavabo
zu waschen scheint nicht willkommen zu sein. Man findet fast nirgends Stöpsel. Da habe ich mir aber auch schon zu helfen gewusst. Ich nehme einfach einen Plastiksack, das geht auch. Ein Plastiksack geht sogar
noch für vieles andere auch ...
Während also die Wäsche diesmal in der Waschmaschine badet, muss ich nun endlich zum Ausguck. Gerade bei unserem Platz ist der Wegweiser zum Outlook. Der Weg führt über eine
Sanddüne und er ist mit einer Art Scharreisen befestigt. Etwa zweihundert Meter geht's auf dieser Sanddüne dahin, bis zu einem kleinen Platz, wo man im Süden den Uluru und im Westen die Kata
Tjuta sieht. Bis dort ist es aber noch recht weit, einige Kilometer. Nur durch ein Loch, welches die Wolken noch am Himmel freigelassen haben tasten die letzten paar Strahlen der Sonne durch den Vorhang. Doch sie
reichen weder zum Uluru, noch treffen sie die Olgas. Trotzdem mache ich mit Zoom und Tele ein paar Fotos. Wer weiss, vielleicht regnet's ja morgen.
Kim hat wieder einen prima Znacht hingekriegt. Pouletfleisch und Folienkartoffeln mit Quarksauce und Broccoli und zum Dessert Bananensplit. Einfach ohne Glace, dafür kann man sich mit Schlagrahm aus der
Spraydose, Schokolade, Caramel oder Himbeersauce bedienen.
Wer Lust hat, geht noch ins Pub. Ich gehe lieber schlafen, obwohl ich auch nur widerstrebend in mein Zelt krieche, denn so wie der Himmel jetzt aussieht, muss ich meine Fensterblachen schliessen. So heiss wie es
ist, halte ich es nicht aus, auch noch ein T-Shirt zum Schlafen anzuziehen. Kommt dann Regen in der Nacht, müsste ich mich zuerst ankleiden, um nach draussen zu gehen und die Blachen zuzumachen. Also
entschliesse ich mich, jetzt schon dicht zu machen und dafür bleibt der Reissverschluss an der Tür oben offen. So habe ich immer noch einen Luftschlitz von etwa 30 cm Breite, wo zwar Regen und Wind,
aber wenigstens keine Schlangen und Eidechsen hereinkommen können.