Australien-Rundreise 2004 |
Wer meint, er könne heute mal ausschlafen, hat sich getäuscht. Zuerst braust mal ein donnernder Güterzug durch den Gap. Hat man sich vom ersten Schreck etwas erholt, bläst der erste
Papagei
Tagwache. Dann der zweite und dritte und schliesslich stimmen alle 999, welche die Nacht auf den Eukalyptusbäumen hier im Camp verbracht haben, mit ein. Vielleicht eine Viertelstunde lang, dann kehrt wieder
einigermassen Ruhe ein. Ich nutze die Musse, um noch weiter an meinen Karten zu schreiben.
Um acht öffnet die Rezeption und ich melde mich auch noch an, um mit dem Shuttle in die Stadt zu kommen. Zusammen mit Holland Hilde suchen wir mal zuerst die Flying Doctors auf. Teresa und John wollen
gerade dasselbe. Der Stützpunkt in Alice Springs existiert seit 1939 und betreut ein Gebiet mit einem Radius von 600 Kilometern. Das Team besteht aus sechs Ärzten und acht Krankenschwestern, die
für die ärztliche Hilfe auf allen Routine- und Notflügen verantwortlich sind. Hier in Alice haben sie drei einmotorige Pilatus PC-12 Flugzeuge, die von sechs Piloten geflogen und drei Ingenieuren
gewartet werden. Das alles und noch mehr erfahren wir auf einem Video, welches extra für uns vier gestartet wird und ich bekomme sogar ein deutsches Blatt. Merkt man's? Im Besucherzentrum bekommt
man auch Informationen über die Flugzeuge selbst und deren Innenausstattung mit Bett, Apparaturen und sogar einem Brutkasten. Im Kontrollzentrum kann man den diensttuenden Beamten durch eine
Glaswand bei seiner Arbeit beobachten und er lächelt sogar für ein Foto.
Dann schlendern wir noch ein bisschen durch die Todd Mall und stecken unsere Nase ins Einkaufszentrum, wo wir uns für ein Subway-Sandwich entscheiden. Am Abend wollen wir nämlich zusammen im
Restaurant essen gehen. Da kommt Kanada Hilda. Wie war's denn heute morgen auf der Ballonfahrt? Sie wurde am Morgen um halb fünf abgeholt und erlebte einen wunderbaren Sonnenaufgang im
Heissluftballon. Ganz beglückt erzählt sie, dass sie viele Kängurus gesehen habe. Sie hatte eine halbe Stunde Fahrt gebucht, aber da die Windverhältnisse nicht so ideal waren und man zur
Landung ein Gebiet suchen musste, wo auch das Auto hinfahren konnte, um alles wieder in Empfang zu nehmen, war sie schlussendlich doch mehr als eine ganze Stunde in der Luft.
Es sind jetzt doch noch ein paar Adressen übriggeblieben, also besorge ich mir noch die restlichen Karten dazu und auch die Marken. Dann zeigt mir Kanada Hilda, wo ich diese praktisch abgepackten
Waschpulverbeutel bekomme, welche man in den Maschinen in der Laundry braucht. Auch Trinkwasser poste ich mir, aber diesmal kostet anderthalb Liter nur ein Dollar zwanzig.
Weil Hilde den doch relativ weiten Weg dem Todd River entlang zum Camp unter die Füsse nehmen will, trennen sich unsere Wege. Mir ist es entschieden zu heiss und der River hat auch kein Wasser. "Usually
Dry" steht auf dem Stadtplan neben der Bezeichnung Todd River. Manchmal gibt es im Flussbett auch eine Regatta. Die Boote haben aber keinen Boden und vor dem johlenden Publikum wird um die Wette gelaufen.
Wieder allein gelassen, verlaufe ich mich prompt und finde den Durchgang zu jenem Hotel nicht mehr, wo der Shuttle Einstieg ist. Nochmals zu Hilde zurück in den Souvenirshop, wo ich sie verlassen habe, aber
sie ist schon verschwunden. Dafür treffe ich Barry. Wieder mal Glück gehabt, er will nämlich auch heim. Auch im Bus sind Suzan und die anderen Holländer. Suzan hat einen Aboriginal-Speer
gekauft und zirkelt eine etwa zwei Meter lange Röhre aus dem Bus. Das nimmt mich wunder, wie sie diese mit heim nehmen will. Aber was macht man nicht alles für die geliebten Söhne!
Auch Jürgen hat das Erlebnis seines Lebens. Er hat einen Aborigial getroffen, der mit ihm Bumerang werfen will. Dabei übt er nun eben auch im Flussbett und er ist überglücklich. Zum Andenken
bekommt er auf seinem Gerät auch ein echtes Autogramm von einem wahrhaftigen Aboriginal, worauf er natürlich mächtig stolz ist. Ich hatte zwar keine Gelegenheit ihm zuzuschauen, aber Hilda
sagt, dass er gar nicht so sehr erfolgreich war mit dem fremden Bumerang. Und das, wo er doch zweifacher Schweizer und auch Deutscher Meister ist ...
Auch ein Erlebnis, das ich selber nicht gerne haben möchte, hatte Mike. Er musste sich eine neue Kamera kaufen. Vielleicht hat seinem Apparat das Klima nicht bekommen und er hat sämtliche Daten
verloren, den ganzen Uluru und all das? - Ja, es sei wie verhext. Er habe auch noch eine Advantix und diese habe den Film irgendwie nicht transportiert. Jetzt hat er überhaupt keine Bilder. Das soll mir eine
Lehre sein. Ich wechsle noch heute den Chip in meiner Kamera aus und nehme mir vor, irgendwo eine Möglichkeit zu suchen, das ganze auf eine CD zu brennen.
Ich habe noch anderes zu tun und probiere mein neues Waschpulver aus. Drei Dollars kostet eine Maschine voll. Es dauert meistens etwa eine halbe Stunde bis sie fertig ist, aber nur, wenn man's richtig macht.
Irgendwie schiebe ich glaube ich die Schublade mit dem Geld nicht richtig ein. Das Geld ist zwar weg, aber es tut sich nichts. Bei der andern Maschine habe ich dann wenigstens Erfolg, aber für sechs Stutz
könnte ich mir direkt frische Unterwäsche kaufen. Und am Schluss ist das ganze noch nicht mal sauber. Das nächste Mal nehme ich zwei Beutel.
Auch Hilde hat noch Wäsche aufzuhängen, ehe wir nun zusammen ausgehen wollen. Die erste Enttäuschung ist im Restaurant bei der Rezeption. Das ist auch heute wieder geschlossen. Aber hinten
auf der andern Seite im Park hat es auch noch ein Beizlein.
Hier treffen wir auf die meisten von uns. Sie sitzen alle an einem grossen Tisch und vor ihnen herrscht ein wildes Durcheinander von ausgebreitetem Papier. Es sieht aus wie unbedrucktes Zeitungspapier, zum Teil
zusammengeknüllt, zum Teil noch offen und darin die letzten Pommes und Fischstücke. Hier gibt's fish n' chips! Ich stelle mir eigentlich so eine herzhafte Salatplatte vor und ein rechtes Stück
Fleisch. Doch der Koch hat eben gerade die Küche geputzt und will nun Feierabend. Dabei ist erst acht Uhr Null zwei. Ja, dann halt, gibt's für uns auch Fischnchips - im Zeitungspapier, ohne Geschirr.
Und ich freute mich so auf ein feines Nachtessen im Ausgang. Das Bier dazu beschert mir dafür einen baldigen Schlummer.