Australien-Rundreise 2004 |
Draussen wird's unruhig. Zipp - zipp - raschel - raschel - murmel - murmel - tropf - tropf ! Gegen Morgen hat es nochmals geregnet. Beim Blick aus meinem Luftschlitz trete ich zuerst mal in einen kleinen See. Die
Rolle über dem lebensrettenden Luftschlitz hat das Wasser mitnichten abgeleitet. Im Gegenteil, sie hat es gesammelt und aus diesem Wasserreservoir tropft es nun genau durch den Schlitz. Zum Glück
habe ich die Tasche und den Rucksack in den Ecken und die Fläche des Zeltes scheint gegen die Tür leicht schräg zu sein. Mit meinem hochsaugfähigen Trekkinghandtuch ist der See bald geleert,
aber trotzdem ist heute der Zeltsack einiges schwerer als sonst. Und für die nächsten zwei Tage bleibt alles so nass versorgt im Anhänger! Entsprechend wie aus dem Dreck gezogen sehe ich auch
nach dem Zusammenräumen wieder aus. Die frischen Kleider habe ich mir noch bereitgemacht und die erfrischende Dusche ist jetzt fällig. An Handtuch, T-Shirt und Hosen den gröbsten Dreck schnell
ausgewaschen und klitschnass in einem Plastiksack zuoberst in der Tasche verstaut, wartet das Ganze auf eine Waschmaschine im Hotel in Darwin.
Nachdem wir uns den Bauch heute mit Omeletten vollgestopft haben, gibt es erst mal eine Wanderung. (?) Nur 15 Minuten, aber Wasser soll man mitnehmen. Den Rucksack brauche ich nicht, sagt Fran. Aber ich habe
gelernt. Besser ich habe ihn immer dabei. Und wie jetzt, ist der Fussmarsch nur zum Boot, auf welchem wir eine Kreuzfahrt auf dem Billabong machen. Und natürlich ist die Batterie schon nach 10 Minuten down.
Hätte ich nicht alles dabei, könnte ich von den sagenhaften Spiegelbildern auf dem ruhigen Wasser, dem Jacana und den Seerosen kein einziges Bild machen. Was würde ich mich ärgern! Zwei
riesige Adler auf einem Eukalyptus, der Jacana, der auf dem Wasser laufen kann und deshalb der Jesusvogel genannt wird, und sicher 20 Stilleben mit spiegelnden Süsswasser-Mangroven und Jim Jims
würden später zur Illustration meines Berichtes über den Yellow Water Billabong fehlen.
Was ein Billabong ist? Das konnte mir vorher auch niemand erklären. Es ist ein Feuchtgebiet mit vielen Tümpeln und relativ sumpfig, wie etwa die Everglades in Florida. Ein Ort, wo sich viele Vogelarten,
Schildkröten und nicht zuletzt Süsswasserkrokodile wohl fühlen. Während der Trockenzeit kann man über extra Laufstege verschiedene Teile des Gebiets erkunden. In der Regenzeit
überschwemmt dann das ganze Gebiet. Die Tümpel werden zu einem zusammenhängenden See, welcher aber auf weiten Flächen von schwimmendem Gras überwachsen ist. Die Bäume
und Jukka-ähnlichen Palmen, die Jim Jims, versinken manchmal bis zu ihren buschigen Kronen im Wasser. Der Wasserspiegel ist im Moment zwei Meter höher als in der Trockenzeit, kann aber absolut
nochmals zwei Meter höher werden. Die Handläufe der Stege schauen gerade noch etwa 30 cm aus dem Wasser. Nur die Krokodile sind ganz untergetaucht, keins will sich sehen lassen.
Bis wir zurückkommen, hat Kim die Tische und die Küche noch selber fertig eingeräumt und es geht los zum nächsten Abenteuer. Wie immer ist es eine mehr oder weniger grosse
Überraschung für mich, denn ich verstehe die Ankündigung selten ganz. Hinterher kann ich es mir dann zusammenreimen. Auf dem Programm steht ein Besuch des Ubirr Rocks, wo die
berühmtesten Felszeichnungen zu sehen sind. Wir fahren wohl zu einem roten Berg, aber er sieht nicht aus wie der Rock Ubirr aus meinem Apa Guide. Ein kurzer Fussmarsch führt uns zum Felsen, wo aber
auch recht guterhaltene Zeichnungen zu sehen sind. Der Blitzmanöggel und anderes, dabei auch wunderschöne Waldblumen am Wegesrand. Wer will, kann noch 250 Meter weiter einen Aussichtspunkt
geniessen. Den Liter Schweiss, den es kostet, belohnt ein Blick über ein grünes Meer von Bäumen, welches von roten Felsklötzen überwacht wird.
Beim Bus zurück erwartet uns Kim mit einem Stängel Wasserglacé, den wir sogar im kühlen Bus essen dürfen. Hinterher sammelt sie die klebrigen Plastikhülsen bei allen
persönlich grad wieder ein.
Nicht weit, und wir halten wieder an. Aus einer Kühlbox werden uns unsere Sandwichs wieder verteilt, welche wir heute morgen noch vor dem Frühstück eigenhändig machen mussten. Aus einer
Auswahl von Schinken, Käse, Tomaten, Peperoni, Gurken und Salat, welches auf einem sauber mit Alufolie bezogenen Tisch fein säuberlich in Schüsseln bereit stand, konnte man seine Füllung
für das Schwammbrot selber zusammenstellen. In einem Zipp-Beutel, auf welchem man seinen Namen schreiben konnte, kam es dann in der Kühle im Anhänger mit. Im Bowali Visitor Center gibt's
Tische und Stühle unter einem Ventilator und man bekommt kühle Getränke. Wir haben auch genügend Zeit, um die Marrawuddi Galerie zu durchforschen, falls jemand noch kein Didgeridoo,
Bumerang oder sonstige Souvenirs eingekauft hat. Ich erfahre hier auch, dass wir am Nourlangie Rock waren, anstelle des Ubirr. Der Ubirr ist nämlich im Moment auch nicht erreichbar wegen Hochwasser und so.
Am angenehmsten ist es jedoch im gekühlten Kinoraum, wo man allerlei Wissenswertes über den Kakadu Nationalpark, die Marrawuddis und deren Sitten und Lebensgeheimnisse erfahren kann.
Dann dreht Stuart eine Runde ums Holiday Inn in Jabiru. Es ist mit einer Aussenverkleidung aus grünem Eternit wie ein riesiges Krokodil gestaltet. Mit gelben Augen, Beinen und einem gezackten Schwanz liegt es
mit einer Länge von sicher 150 Metern zwischen den Bäumen eines urwaldähnlichen Parks. Ich hoffe, dass wir neben dem Schwitzen nun nicht auch noch strahlen, denn hier in Jabiru ruht dicht unter
der Oberfläche des ganzen Nationalparks eines der grössten Uranvorkommen der Welt. Die Mine wurde als Exklave den Ureinwohnern nicht zurückgegeben.
Auf dem Arnhem Highway geht's nun alles Richtung Darwin. Grössere und kleinere Billabongs reichen bis zur Strasse oder sind gar auf beiden Seiten am Ansteigen. Einmal müssen wir sogar durch einen
etwa 1/2 m tief überschwemmten "Floadway" pflügen. An den tiefsten Stellen stehen jeweils Messlatten, woran man den Wasserstand auf der Strasse ablesen kann.
Das Pub beim letzten Kaffeestop gehört wohl einem passionierten Angler. Warum hätte er sonst einen ausgestopften Fisch (dass es so was überhaupt gibt?) in einer Vitrine an der Wand. Er ist sicher
mehr als einen Meter lang. Natürlich, er ist angeschrieben. Es ist ein Barramundi! Fran hat immer was von einem Bäremani erzählt, bis ich drauf kam, dass sie von diesem Fisch sprach. Es ist ein
eigenartiger Fisch. Ich fragte jemanden, ob es ein Süsswasserfisch sei. Man probierte mir beizubringen, dass er beides sei. Das heisst, er lebt bis er erwachsen ist, im Süsswasser, dann wandert er zum
Küstengebiet. Zuerst sind alle Barramundis männlich. Mit drei oder vier Jahren sind sie erwachsen und etwa 60 cm gross und etwa mit fünf Jahren wechseln sie das Geschlecht und werden weiblich.
Damit das prozentuale Gleichgewicht erhalten bleibt, bleiben kleinere Fische immer männlich. (Dass es so was überhaupt gibt? Und wer zählt?)
Dann kommen grosse Mango- und sogar Bananenplantagen und langsam hat man das Gefühl, nach so vielen Kilometern hat uns die Zivilisation wieder. Jeden Morgen notiert Fran die am Vortag gefahrenen
Kilometer auf einen Zettel und zeichnet die Route auf einer Karte ein. Wir haben alle eine solche bekommen und können das ganze darauf übertragen. Seit Adelaide sind es 4966 km. Dazwischen liegt nur
Alice Springs als einzige nennenswerte Ortschaft. Wie in Adelaide machen wir zuerst eine kleine Ehrenrunde durch die Stadt, gespickt mit Infos, was wo zu finden ist, wo man am besten Fisch isst und wo man diese
füttert. Ich verstehe natürlich wieder: wo man sie futtert.
Ich habe wieder mit Kanada Hilda zusammen ein schönes Zimmer mit zwei französischen Betten drin. Da schon sechs Uhr ist, möchte Hilda erst mal ins Internet, da man nicht weiss, wie lange dort
offen ist. Da bin ich natürlich dabei. Hier ist die Benützung nicht begrenzt, man zahlt am Schluss für die gebrauchte Zeit. Inzwischen sind etwa zwölf Mails in meiner Mailbox und jetzt will ich
sie doch mal ansehen. Die letzten beiden Male war ich unter Zeitdruck und war mit schreiben der News beschäftigt. Jetzt habe ich halt grad nochmals Geburtstag und sonne mich ein bisschen im Gefühl,
beneidet zu werden. Nicht wegen des Sechzigsten, sondern darum, wo ich ihn feiern kann. Ich schicke jedem per AW einfach mal den gleichen Text zurück. Es kappt sogar mit kopieren und habe trotzdem eine
ganze Stunde getöggelt. Das nächste Mal will ich jetzt dann doch ein Rudelbums versuchen.
Jetzt wollen wir aber etwas zwischen die Zähen kriegen. Mein Sinn steht nach einem Barramundi. In Alice Springs hatten wir neben dem Känguru auch einen Fisch. Jenes soll auch Bäremani gewesen
sein, doch ich stelle mir vor, dass man hier in einer Hafenstadt einen besser Zubereiteten bekommen kann.
Martin kommt des Weges, seinerseits auch auf der Suche nach einer Beiz und ein paar Schritte weiter stossen Frank und Bill dazu. Wir finden einen Tisch, wo wir Spare Ribs, Seafood und Bäremani bekommen.
Ich dacht mir's ja, dass der besser sein kann! Er ist sogar hervorragend. Frank, der Kanadier, der morgen wieder von hier aus heim fliegt, ist über sein Spare Rib enttäuscht. Er vermisst die Knochen. Das
ganze riesige Stück Fleisch freut ihn gar nicht so recht. Unterhalten kann man sich hier auch nur, indem man den Saukrach von 2 laufenden TV-Kästen und den eigentlich eher wenigen Gästen noch
übertrumpft.
Zeitig kommen wir wieder im Hotel an. Wir können ja für zwei Nächte jede ein riesiges Doppelbett geniessen. Nur die nasse Wäsche, die schon seit gestern nass ist, wartet halt jetzt noch bis
morgen, dann wird wohl eine Maschine in der Laundry frei sein.