Australien-Rundreise 2004
Mittwoch 4. Februar 2004
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Fliegenschutz Queensland Flies Weideland Camooweal Krämerladen Weltgrösste Gemeinde
Mount Isa Pool Riverside Horriblevogel Birthday Fran Menu

Gut geschlafen und ausgeruht verlassen wir die Homestead. Bye, bye flies! Es geht weiter ostwärts. Weiter ebenes Grasland, bestückt mit braunem Vieh bietet es eine Abwechslung zu den unendlichen, buschigen, termitenverseuchten Steppenlandschaften. Fran macht zum Zeitvertrieb ein kleines Quiz. Au ja, aber da kann ich ja überhaupt nicht mithalten. Man soll nämlich zehn Worte mit nur drei Buchstaben finden, die irgendwie Teile des Körpers sind. Das stimmt schon. Englisch hat sehr viel mehr ganz kurze Worte. Eye, nez, toe, arm, leg.... Sie hirnen alle bis nach vielleicht einer halben Stunde jemand auf den Kiefer gestossen ist. Jaw - mit drei Buchstaben. Wir nähern uns der Grenze zu Queensland. Die tiefliegende Wolkendecke scheint die Grenze auch zu respektieren, drüben begrüsst uns der blaue Himmel. Ob wir nun wohl die Regenzeit hinter uns haben? Auch die Uhr geht anders in Queensland. An der Grenze lassen wir gerade eine halbe Stunde liegen und beim Einsteigen nach dem Fotohalt bei den Grenztafeln steht wieder ein Fliegenverscheucher an der Bustür, damit nicht jeder auf seinem Rücken 50 Fliegen mit hinein bringt. Kurz nach der Grenze in Camooweal gibt's Lunchhalt. Dabei ist erst halb elf, oder eigentlich dem Magen nach erst zehn Uhr. Jedoch wir müssen hier rasten, nachher komme lange nichts. Hier hat es wenigstens steinerne Tische und Bänke an einem Rastplatz, ein öffentliches WC, eine Post, eine Art ein Supermarkt, ein Museum und gleich daneben nochmals einen Krämerladen. Damit ist die Ortschaft schon wieder zu Ende. Gestern Abend habe ich mal gesehen, dass Kim die Lunchpakete selber bereit gemacht hat. 34 Schinken-Gurken-Tomaten-Salat-Schalen in Einweg-Plastikschalen. Dazu gibt's immer Plastikbesteck und fürs Getränk Plastikbecher. So gibt's keinen Abwasch, dafür sind die Abfalleimer an der Raststätte jeweils voll. Die Sonne scheint und ein Vogel singt dauernd: "pretty - pretty!" Ein kleiner Spaziergang zwecks Dokumentation und Lust auf einen Kaffee bringt mich etwa 100 Meter weiter ans andere Ende des Dorfes zum geschlossenen Museum und auch Grannys Café hat zu. Der Krämerladen gerade daneben hat Glacé zum Dessert. Al schmökert am Tresen in einem antiken Buch, oder besser gesagt in losen, ungebundenen, vergilbten Blättern - Ortsgeschichte. Hinter dem Ladentisch in unzähligen Nischen und Tablaren alles mögliche an Dosen, Spezereien und was man einfach so nötig hat. über der Tür zum Büro, in welchem ebenso ein Durcheinander herrscht, wie hier im Laden, ist ein geschlossenes Kästchen mit der Aufschrift "Poison", also Gift. Die Tiefkühltruhe erinnert mich etwas an jene im Krämerladen in Japaratinga in Brasilien, wo das Fleisch, Würste und solche Sachen, eingefroren mit einer Kruste aus Eiskristallen auf Käufer warteten. Ist es wohl eine gute Idee, hier ein Glace zu kaufen? Ich hätte schon gerne ein Foto gemacht von diesem Laden hier, darum angle ich mir ein schlankes Eis, worauf was von Berries versprochen wird. Der Verkäufer scheint nicht einen riesigen Umsatz an Glacé zu haben. Mit seinem von Rheuma verkrümmten Zeigefinger, fährt er an der Wand über eine Liste von Preisen. Eins dreissig macht es. Von wo kommen Sie? - Ah, Switzerland ! Und ich erfahre das Neuste und noch mehr über Roger Federer. Das heisst, eigentlich verstehe ich nur Roger Federer und wundere mich, dass man hier wirklich am Ende der Welt den Roger Federer aus der Schweiz kennt. Da ich auf unserem Trip weder irgendwelche Nachrichten zu hören bekomme, noch sportlich auf dem Laufenden bin, habe ich natürlich keine Ahnung davon, dass dieses Tennis-Ass eben gerade bravourös einen Australier besiegt hat. Noch im Laden öffne ich meine Errungenschaft, welche auch prompt auseinander fällt. Ich habe eine erwischt, die mit Gummibärchen gefüllt ist!!!! Zum Glück kommen John und Teresa in den Laden und der Krämer verschwindet mit ihnen im Nebenraum um ihnen was zu zeigen. Diese Gelegenheit benutze ich jetzt um ein heimliches Bild von seinem Sammelsurium zu machen. Dabei beginnt mein Eis zu schmelzen und es tropft auf den Tresen. Während ich ein Papiertaschentuch aus dem Rucksack klaube, zerfällt der Rest des Stängels und am Schluss liegen auf dem Fussboden alles Gummibärchen herum. So kann ich das ganze jetzt küblieren. Das Datum ist einewäg bestimmt schon letztes Jahr abgelaufen.
Dann geht's auf, weiter ins Nichts. Manchmal ist die Strasse ganz schmal und wenn man ausnahmsweise kreuzen muss, muss jeder ganz aufs Bankett ausweichen, damit man vorbei kommt. 188 Kilometer durch fast unberührtes Land bis Mount Isa, unserem nächsten Camp. Mount Isa in the middle of nowhere, in der Mitte von Nirgendwo. Und dieses Nirgendwo beginnt schon bald nach der Grenze, bald nach dem Krämerladen und ist 40'977 km2 gross. So gross wie die Schweiz, was ich auf grund einer Infotafel auf unserem Campground beweisen kann. Der Grund, warum Mount Isa überhaupt eine Stadt in Nirgendwo wurde, ist die Entdeckung von reichen Kupfer-, Silber-, Blei- und Zinkvorkommen im Jahr 1923. Laut unserem Tourenbeschrieb könne man hier eine Underground Mine Tour machen. Ich verstehe natürlich wieder was miss und mache, was alle machen. Der Eintritt in zwei Museen erfüllt nicht meine Erwartungen. Es wird die Geschichte der Entstehung der Stadt erklärt und man kann einen Blick in ein Fossilmuseum tun. Versteinerte Kochen von Ur-Vorfahren des Kängurus, Schildkröten und Krokodilen über eine Zeitspanne, wie behauptet wird, von 20 Millionen Jahren. Ich hätte doch besser den kegeligen Hügel erklommen, ich hätte einen lebendigeren Eindruck dieser Stadt mit seinem 250 Meter hohen Schmelzofen-Kamin erhalten. So kaufe ich halt eine Postkarte von diesem wichtigen Ort in Nirgendwo, dessen Grundfläche aber so gross wie die Schweiz ist. Hier, wie auch in Alice Springs und noch an zwölf andern Orten gibt es die School of the air, wo Lehrer die weit verstreut wohnenden Kinder der Grundschule über Ultrahochfrequenzradios unterrichten. In diesem "Klassenzimmer" sind 230 Schüler, die weder ihren Lehrer sehen können noch umgekehrt. Wäre es Vormittag, könnte man dieser Schule einen Besuch abstatten. Nun reicht die Zeit gerade noch, im Supermarkt eine neue Zahnbürste zu kaufen. Meine habe ich wieder irgendwo liegen gelassen.
Noch scheint die Sonne voller Kraft und auf dem neuerstellten Riverside-Campingplatz bauen wir unsere Zelte auf Rasen zwischen den Stämmen von Schatten spendenden Bäumen auf. Wer hat denn da "horrible" gesagt? Es war ganz in der Nähe und nur einmal. Auf dem untersten Ast, aber dennoch unerreichbar für mein Tele sitzt sie. Wahrscheinlich gehört sie zur Gattung Taube und lässt sich nicht von der Ankunft einer Horde zeltaufschlagender Zweibeiner vertreiben. Sie kann ihr Junges doch nicht im Stich lassen. Also ist es diesmal für sie "horrible". Uns scheint der Platz "pretty" und willkommen auch der Pool direkt daneben. Auf meinen Entdeckungsreisen finde ich einen Riesenkäfer. Es ist die leere Hülle einer ausgeschlüpften Zikade, wie jemand behauptet. Auch dass der Papayabaum zweihäusig ist lerne ich hier. In Brasilien habe ich die Blätter dieses Baums kennen gelernt. Deshalb bin ich sicher, dass diese beiden Bäumchen hier am Wegrand Papayas sind. Aber sie haben verschiedene Blütenstände. Um solche Fragen zu beantworten, führen wir auf dem hintersten Sitz eine Bibliothek mit. Dort kann man nachschlagen was man wissen will über Flora, Fauna, Geo- und Ornithologie und was es sonst noch alles in Australien gibt. Hätte ich doch noch mehr als nur über Papayas nachgeschaut, dann wüsste ich jetzt vielleicht, wie der Horrible-Vogel heisst, oder der Skelett-Busch.
Shirley hat nachträglich alle zu einem Drink eingeladen. Es war vorgestern ihr 74ster Geburtstag. Auch Maurice will heute schon feiern, denn morgen, an seinem Geburtstag, stösst die neue Gruppe zu uns. So gibt's heute ein spezielles happy hour mit Sekt und Freibier. Ich geniesse einen gemütlichen Abend und ein feines Nachtessen. Vorspeise: nicht geröstete Crostinis, dann Hackfleischpie mit Gemüse und selbstgemachtem Stock und zum Dessert Wassermelone. Ich geniesse auch die Aussicht auf eine regenfreie Nacht bei fast Vollmond und zwei blachenfreien Fenstern.

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