Australien-Rundreise 2004 |
Dienstag 10. Februar 2004 |
In der Nacht hat es geregnet. Doch habe ich mich nun schon an dieses Geräusch gewöhnt und es lässt mich kalt, aber wir schwitzen immer noch. Den Pullover habe ich bis jetzt noch nicht mal in
Gedanken in die Nähe geholt. Teresa hat recht gehabt. In der Rinne, die unter der rechten Ecke meines Zeltes durch geht, fliesst jetzt ein kleines Wässerchen, welches aber nicht über den
plastifizierten Boden in jener Ecke hinauskommt. Jene, die gemeint haben, sie können die drei Dollars für den Tumbler sparen, sehen sich auch geprellt. Schlaff und noch platschnass hängt die
Wäsche an der Leine. Die Schauer kommen und gehen. Während wir am Zmörgele sind kommt's wieder, wie aus Kübeln. Zum Glück haben wir hier ein grosses und stabiles Dach. Eine
Konstruktion aus vier Baumstämmen, welche zu einer Pyramide zusammengefügt sind. Von der Spitze bis zur Hälfte das Dach und darunter der geräumige Platz für Trog, Elektrisch und die
Esstische. Ich staune einmal mehr, wie viel Wasser da herunterkommen kann. Weil es keine Dachrinne hat, bildet sich an der Kante ein richtiger, transparenter Vorhang.
Wir benützen heute den Ortsbus, um zum Fährhafen zu gelangen und im Moment schont es gerade wieder etwas. Ein Fährschiff bringt uns hinein in die Inselwelt. Man sieht von der Küste aus
den Meereshorizont nicht. Unzählige Inseln liegen ringsum verstreut in mehr oder weniger weiter Entfernung. Regenwetter begleitet uns auch hinaus aufs Meer, jedoch scheint es immer gerade um unseren
Standort einen Bogen zu machen. Zuerst nehmen wir Kurs auf Hamilton Island. Dies ist die Grösste und sie sieht nicht gerade nach einer Robinson-Insel aus. Von weitem schon befremdet ein Hochhaus(!),
ähnlich wie in Montana im Wallis und auch einen Flughafen gibt's und im Hafen stehen Luxusjachten Spalier. Auch wenn's nur kurze Strecken sind von einer Bar oder Hotel zum andern, fährt man doch hier
mit so vierrädrigen, stinkenden Gefährten, wie etwa auf einem Golfplatz. Wenn sie elektrisch wären, ginge es ja noch.
Einsam ist auch hier der Strand, an den wir geführt werden. Er gehört zu einem grossen Resort, wo wir zwei Stunden Zeit zum Geniessen haben. Es wird auch hier vor den giftigen Quallen gewarnt, aber
eigentlich nur halbherzig. Renz kümmert's nicht, oder hat er es nicht gecheckt? Es passiert ihm auf alle Fälle nichts. Ich getraue mich jedenfalls nicht ins Wasser. Das Ufer mit seinen Wasservögeln
und den an Land gezogenen, verlassen daliegenden Segelbooten gibt mir ein schönes Sujet. Auch die Stimmung mit den Regenwolken am Himmel über den weiter entfernten Inseln und den sich im Wind
biegenden Palmen in der Nähe geniesse ich. Ernst und Martyn packen die Gelegenheit beim Schopf und fahren mit einem Seetöff auf dem Meer Motocross. Es hat einen prächtigen Pool hier, schön
tief und angenehm zum Schwimmen. Hier lasse ich mir jedoch ein Bad schon gefallen. Man hat nämlich von dort, etwas erhöht, eine wunderbare Aussicht direkt übers Meer und man hat fast das
Gefühl, als ob dieses die Fortsetzung des Bassins sei.
Zum Lunch müssen wir wieder zurück am Hafen sein. Auf einem Kreuzfahrtschiff wartet erst mal der Lunch auf uns. Am Buffet können wir uns bedienen, nach was uns der Sinn steht. Auch ein
fabelhaftes Früchtebuffet verführt zur Schlemmerei, herrlich! Noch begeben wir uns nicht auf den Heimweg. Erst geht's in den Himmel, Whitehaven beach. (Stimmt gar nicht - haven heisst ja Hafen! Bis
jetzt habe ich immer gemeint, dieser Strand heisse white heaven, also weisser Himmel und erst beim Schreiben fällt mir dieser Irrtum auf. Trotzdem fahren wir auf dem Weg dorthin durch die Hölle oder
wie der Teufel. Es hat ein Stück ziemlich unruhiges Meer und der Kapitän befiehlt uns, sitzen zu bleiben. Ausgerechnet jetzt, wo's lustig ist, sitze ich unten und sehe nichts. Ich entschliesse mich, diesmal
einfach nichts zu verstehen, halte mich gut am Treppengeländer fest und fange einen bösen Blick vom Kapitän ein.
Draussen auf dem Oberdeck hat's schon noch einen freien Platz und triumphierend geniesse ich meinen Ungehorsam. Es schaukelt wirklich ganz herrlich, fast noch mehr als damals auf jener Fahrt nach Lipari. Es ist
nur ein relativ kurzes Stück, dann sind wir wieder in geschützterem Wasser und erreichen bald den weissen Strand, wo man baden darf. Aber auch hier hat es Quallen und jeder, der schwimmen will, muss
sich einen langärmligen Anzug ausleihen. Es sieht fast wie ein Tauchanzug aus, ist aber nicht aus Neopren, sondern nur einer Art Tricot. Vielleicht schützt es gerade eben vor dem ärgsten Gift, falls...
Aber denken wir lieber positiv. Es ist wirklich ein Wunder von einem Strand mit schneeweissem Sand und kristallklarem Wasser. Der Wald, der daran angrenzt ist alles Naturschutzgebiet und man soll auch keine
Abfälle, wie Zigarettenstummel usw. am Strand liegen lassen.
Ein Sonnenschirm und eine Kühlbox mit Getränken wird auch auf dem Floss, welches man noch für das letzte Stück benötigt, mitgeführt. Kieselerde ist für das reine Weiss des
Sandes hier verantwortlich. Am Waldrand hat es doch wenigstens ein bisschen am Schatten einen Tisch mit Bänken, dort steige ich erst mal in meinen Tarnanzug. Da bewegt sich etwas im Gebüsch. Eine
etwa anderthalb Meter lange Eidechse oder Leguan tut sich an was gütlich, das wie ein weggeworfener Pudding aussieht, von wegen Zigarettenstummel! Und sie trollt sich erst wieder, wenn auch das letzte
Restchen aufgefressen ist.
Das Wetter meint es gut, es hat nicht mehr geregnet, seit wir ins Schiff gestiegen sind und zwischendurch scheint sogar schon mal die Sonne. Es ist wirklich ein herrliches Gefühl, an so einem himmlischen Ort
baden zu können Natürlich muss das auch entsprechend dokumentiert werden. Es fehlt auch heute nicht an Paparazzi, welche das Geschäft ihres Lebens wittern. Unser Katamaran ist auch nicht der
einzige, der draussen geankert hat. Ein Zweiter steht etwas weiter oben und ein Wasserflugzeug ist inzwischen auch dazu gekommen. Dreimal muss das Floss hin und herfahren, bis wieder alle Passagiere auf dem
"Vessel" sind. Dort gibt man sein Tricot wieder ab, kann dafür einen Kaffee fassen und auf geht's im Heirassa-Tempo Richtung Küste.
Heute kocht Kim wieder mal nicht und man muss sich selber irgendwas beschaffen. Ich denke, ich gehe mal erst ins Internet und nachher suche ich mir was zu essen. Ein Bäremani wäre nicht schlecht. Also
mache ich mich auf die Socken. Unterwegs treffe ich Al, vielleicht kommt er mit? Aber er hat seine Wäsche in der Maschine und muss noch warten. Also sag lieber, es stinkt dir. Ich will ja auch schauen, ob's
neue Mails hat. Und es hat etwa zehn!
Auf der Suche nach einem Fischrestaurant, kehre ich auch noch in einem Souvenirladen ein. Eine Aboriginal-Tasche? Ich brauche sowieso eine neue Einkaufstasche. Bevor ich aber bezahle, nochmals ein Kontrollblick
auf den Warenstempel. Es darf ja nicht wahr sein - auch made in China!
Eine Beiz ist auch schwierig zu finden. über die Strasse, sieht's zwar nach Touristik aus, aber dort ist ein Saulärm. Schon bald am andern Ende des Nestchens hat's in einem kleinen Innenhof ein paar
Tische, wo es auch etwas zu essen gibt. Gerade sind John, Teresa und Bill am Aufstehen. - Doch, sie haben hier gut gegessen, also suche ich nicht weiter. Es hat sogar Bäremani! Dazu einen Salat und ein Glas
Wein. Ich geniesse wieder mal. Ich werweise noch, ob ich mir einen Dessert bestellen soll, da wird mir die Entscheidung auch schon abgenommen. Es beginnt zu tröpfeln. Die Tropf-Phase dauert nicht lange und
schon giesst es wieder.
Ich bezahle drinnen an der Kasse meine Zeche und muss mich gar nicht lange unter den Vordächern durchdrücken, ist auch schon diese Giess-Phase wieder vorbei. Ich nehme den Heimweg auf der andern
Seite der Strasse in Angriff. Im Krach-Schuppen treffe ich nahe an der Strasse, jedoch noch unter dem Dach, ein paar aus unserer Gruppe an, darunter Shirley, Bunty, Carolyn und Jamie. Zuerst setze ich mich zu
ihnen und will auch noch einen Drink bestellen. Aber es ist mir wirklich zu lärmig. Ich flüchte.
So kommt es, dass ich auch heute wieder recht zeitig in mein Zelt krieche und als Einschlaf-Hilfe dem Froschgequake drüben irgendwo an einem Teich lausche.
Es ist etwa halb drei, da weckt mich ein Konzert von Regentropfen, die auf mein Zeltdach klopfen. Es wächst an zum Crescendo, entfernt sich wieder, verharrt in der Ferne noch ein Weilchen und wird
abgelöst vom vielstimmigen Froschgequake. Bald kehrt aber auch am Teich wieder Ruhe ein und nur von meiner Palme tropft's noch ein bisschen, dann ist wieder nichts mehr als das vertraute Schnarchen, mal
näher, mal weiter weg zu vernehmen, welches einen wieder in den Schlaf zurückbegleitet.