Australien-Rundreise 2004 |
Halb fünf, der Wecker piepst. Es ist jedoch gar nicht meiner und überhaupt heisst es heute erst halb sechs - halb sieben - halb acht! Doch um halb sechs müsste man auch keinen Wecker stellen. Das
besorgen die Papageien schon von fünf Uhr an. Ich habe heute nochmals Logenplatz. Diesmal Nummer 1 auf der linken Seite zuvorderst. Schon vorgestern träumte ich von diesem Glück. Ich mochte
fast nicht warten, bis ich dort vorn Platz nehmen konnte und als ich einstieg, waren dort Suzan und Hilde. Diese Enttäuschung! Ich meinte, Nummer 24 sei die höchste Zahl. - Es gibt eine 25! Also gestern
durfte ich dann. Für die kurze Strecke bis zum Fährhafen! Aber der gestrige Tag hat nicht gegolten, ich darf heute nochmals!!
Wir haben relativ schönes Wetter. Zwar noch kugelige Wolken überall und die Landschaft wird immer zivilisierter. Schönere Strassen, mehr Verkehr, schönere Häuser, in den Gärten
die filigranen Bäume, deren Name ich nicht weiss und mehr Föhren, buschiger Eukalyptus und andere Laubhölzer in Wäldern zwischen den Ortschaften. Wir befinden uns an der Sunshine Coast
auf dem Highway one. Unterwegs auf einsamen Strecken hat Fran mehr als einmal ein Video mit dem Crocodile Hunter eingelegt. Kitzlige Rettungen werden da gezeigt, von Krokodilen, die vielleicht jahrelang eingesperrt
in einem Loch lebten und die nun in einem Zoo ein würdigeres Dasein bekommen. Steve Irvin scheint ein TV Star zu sein, den man einfach kennt. Auch die Geschichte, wie er seine Frau kennen gelernt hat, wurde
als Film gedreht. Langer Rede kurzer Sinn: Er hat hier bei Beerwah einen Privatzoo mit vielen Krokodilen (die wir in den Filmen kennen gelernt haben), Kängurus und Koalas und vieles andere mehr. Und den
besuchen wir jetzt.
Wir bekommen alle einen Ansteckknopf ans Revers, einen guten Übersichtsplan in die Hand und genügend Zeit, damit wir die Shows mit den Schlangen und Krokodilen geniessen können.
Dann los! Die Koalas hängen faul und verschlafen im Eukalyptus-Geäst, welches fast auf Augenhöhe, ohne Scheibe dazwischen, unter einem Schatten spendenden Dach eingesteckt ist. Man kann ihnen
ganz nah kommen und auch um sie herumgehen. Es passt aber schon jemand auf, dass man sie nicht stört oder berührt. Um elf beginnt die Schlangenshow im Crocoseum. Ein richtiges Stadion mit einem
Wassergraben auf der Spielwiese. Punkt elf kommt eine Riesenschlage daher geschwommen. Eine Frau und ein Mann begleiten sie im Wasser. Es gibt keine Show, mit irgendwelchen dressierten Schlangen, sondern eine
Information über Schlangen im allgemeinen. Etwa im gleichen Stil, wie wir das in Alice Springs erlebt haben. Auch das Verhalten bei einem Schlangenbiss wird demonstriert. Da ich ja von einem Vortrag immer eine
Menge profitieren kann, entschliesse ich mich, die Show von den Krokodilen auszulassen. Ich tummle mich bei den Koalas, Straussen, Schildkröten und Kängurus. Es hat sogar ein weisses. Ich glaube, das ist
kein Albino, denn es hat blaue Augen. Es hat auch ein Regenwald-Aviarium und ein Giftschlangen-Terrarium und sind jetzt die Krokodile im Vivarium? Es ist heiss. Ich gehe lieber in's Mangearium. Soll ich mich jetzt
besser mit Pizza oder Hamburger voll stopfen? Vielleicht eher eine Lasagne. Alles wird an den Schaltern herausgegeben. Es ist mir nicht so ganz klar, ob man jetzt zuerst den Teller nehmen und sich was darauf geben
lassen soll, oder zuerst zahlen und dann..... Nel ist auch gerade hier. Sie bekommt's und ich bin halt eben auf der falschen Seite und werde zurückgescheucht. Blöderweise ist aber in diesem Moment die
Krokodilshow zu Ende und alles will fooden. Jetzt kann ich mich nicht mehr dazwischendrängeln und lasse halt die Lasagne sein und bin muff. Gestern war so ein schöner Tag und heute bin ich muff. An
einem Schalter, wo niemand steht, hole ich mir einen Cäsarsalat und ein Sprite und setze mich grummelnd irgendwo an einen Tisch. Gläser gibt's keine, Röhrchen gibt's keine (den Tieren zuliebe?). Hier
trinkt man überall im Restaurant nur aus der Flasche, alle. Sogar die Kleine neben mir, sie kann kaum recht gehen, aber sie schafft das problemlos ohne Nuggi.
Irgendwo huscht eine Frau im weissen Hochzeitskleid umher. Wie ich so aus den Augenwinkeln sehen kann, verteilt sie Rosen. Ich probiere krampfhaft, mich uninteressiert zu zeigen, nicht dass sie am Schluss noch auf
die Idee kommt, mir eine Rose schenken zu wollen. Im Moment stecke ich in einem Frust, weil ich mich so anstelle und nichts zu verstehen glaube. Vorhin bei den Schlangen auch. Für was sass ich denn
überhaupt dort in den Zuschauerrängen? Und überhaupt, was haben die hier für Sitten am Valentinstag? Tag der Bräute oder was?
Eine der vier Wales'schen (Ich weiss immer noch nicht welche Welche ist) steigt mit verbundenen Beinen wieder in den Bus. Was ist denn hier passiert? Die Begleiterin gibt Stu noch eine Adresse und eine kurze
Information mit auf den Weg.
Bald liegt Brisbane vor uns, die Stunde des Abschieds. Diesmal verlassen uns John und Teresa. Es ist direkt eine Sensation, in der Ferne Wolkenkratzer zu entdecken und ich habe das Gefühl, als hätte
ich noch nie eine solche Skyline gesehen. Ich mache Fotos von Hochhäusern und Blechlawinen. Wie ist es wohl für Stu, wieder mal im richtigen Verkehr? Dann an der Central Station ein Halt, ein kurzes
Winke, Winke und - es ist vorbei. Ob man wohl wieder mal was voneinander hört? Die Beiden haben so eine Art Endrunde eingeläutet. Fran liess eine Liste zirkulieren, wo alle ihre Adresse aufgeschrieben
haben. Ich war wieder zuoberst, weil auf dem ersten Sitz und als sie zurückkam, wollte ich mir noch gerne zwei oder drei Adressen aufschreiben. Ich habe nur die e-Mail-Adressen gesammelt. Jenen
möchte ich dann schon ein, zwei Fotos schicken. Fran jedoch nimmt mir die Liste weg und verspricht, mir eine Kopie zu machen (ich warte heute noch darauf). Dann wird eine Aussteige-Liste zusammengestellt.
Je nach Hotel oder Weiterreise braucht's einen Plan, für die Route in Sydney. Laut meinem Voucher werde ich wieder vor dem Ibis im Darling Harbour abgeladen. Andere müssen zum Flughafen,
dementsprechend müssen wir natürlich dann am letzten Tag unser Gepäck einladen. Auch meinen Rückflug muss ich heute bestätigen und das, habe ich mich nun entschlossen, übergebe
ich der Rezeptionistin im Camp heute abend. Nur noch 72 Stunden!
Wir sind nun an der Goldküste Australiens. Gold findet man hier wahrscheinlich nicht. Jedenfalls nicht im Boden tief versteckt. Hier liegt es auf den Banken und in den Brieftaschen, vielleicht jener, die es mal im
Outback gefunden haben, wer weiss? Man hat beleuchtete Autobahnen und es gibt hier Häuser, denen auch ich Häuser sagen würde.
In South Port halten wir beim Spital. Die Patientin steigt mit ihrer Schwester aus. Sie muss nun doch abklären lassen, ob es nicht eventuell eine Thrombose ist. Das lange Sitzen und Busfahren könnte
natürlich Solches schon begünstigen.
Bis zum Campingplatz ist es von hier nicht mehr so weit. Wir müssen heute wieder selber für unser Nachtessen besorgt sein und Fran erklärt uns wieder die Örtlichkeiten, was und wo. Wir haben
hier natürlich auch eine grosse Auswahl und Vielfalt an verschiedensten Lokalitäten. Es gebe auch solche, wo man nicht mit Sandalen reinkomme.
Auch der Campingplatz ist recht gediegen, sauber und nicht jeder Dahergelaufene kommt in die Waschräume. Man braucht einen Code. Den habe ich sogar verstanden, nur dass am Schluss noch der Gartenhag
gedrückt werden muss, ist mir entgangen. Wer weiss schon, wie diese Taste heisst, und dann noch auf Englisch! Zum Glück kommt Carolyn gerade zur Tür heraus und sie zeigt es mir. Und ich zeig's
Brian, der ist auch am Hag.
Die Zelte stehen schon, sogar dem Taddi seins. Ernst musste ihm die Heringe einschlagen. Obwohl er aus Kanada stammt, wäre er doch nicht was für Hilda! Noch bevor sich alles in die Stadt auf und davon
macht, begleitet mich Susanne zur Rezeption. Da bin ich schon froh. Ich wäre da wieder schön aufgeschmissen gewesen. Obwohl ich eigentlich eine ausführliche Dokumentation erhalten habe, fehlt
doch die Telefonnummer von Singapore Airlines, um eben den Rückflug zu bestätigen. Aber dank der netten Dame ist auch das bald geschafft.
Die Zelt-Verachter hatten heute kein Glück auf dem Campground. Alle zusätzlichen Zimmer oder Bungalows sind ausgebucht. Rob, Suzan und noch andere, irrten gut eine Stunde in der Stadt umher, bis sie
mit knapper Not was gefunden haben. Nun röllelen sie mit ihren Koffern von dannen.
Die Stadt reizt mich eigentlich nicht. Bestimmt hat es hier in der Nähe auch etwas zu futtern. Wir sind ja am Meer, da gibt's bestimmt Fisch! Nachdem die nähere Umgebung erkundet und Ernst die
Temperatur im Wasser getestet hat, machen wir drei uns auf den Weg. Diese Pizzeria gerade um die Ecke dort? - "Haben Sie reserviert?" - Das auch noch ! Natürlich, es ist Samstag. Probieren wir's weiter.
Zwei weitere Restaurants haben zu und beim Chinesen sieht's so leer und teuer aus. Also gehen wir doch zurück. Dort wo's keinen Platz gehabt hat, gibt's Pizzen zum Mitnehmen. Unterwegs kehren wir noch in
einem Weinladen ein und kaufen uns eine passende Flasche, einen Merlot. Wasser gibt's beim Lebensmittelhändler. Während also Ernst sich in die Schlange der Wartenden am Pizzaofen einreiht,
überqueren wir zwei noch zweimal halsbrecherisch den Strand-Highway und warten "daheim" aufs Znacht. Etwa die Hälfte der Gruppe ist da geblieben und sie haben irgendwo Fish n'chips aufgetrieben,
im Riesenpapier.
Ich habe nun doch so langsam Hunger, habe ich doch heute Mittag geschmollt. Endlich kommt er, drei Riesenschachteln. Eine wäre ja schon fast genug gewesen, aber sie schmeckt wirklich gut (die Pizza, nicht
die Schachtel!). Mir kommt wieder die Geschichte in den Sinn, als ich mit Werner in Amerika in einer Pizzeria je eine Kleine und eine Mittelgrosse bestellen wollte, nur weil ich nicht wusste, wie viel 12 und 15 Zoll
waren.