Australien-Rundreise 2004
Montag, 16. Februar 2004
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Letzter Morgen Kontrollschild Pam Bye Bye Ernst Sydney Bild

Auch zum letzten Mal heisst es 5 - 6 - 7. Das Gepäck muss nun laut Liste und Ausstiegsplan eingeladen werden. Das letzte Mal das Zelt zusammengefaltet und im Trailer versorgt. Bestimmt steigt gleich drüben die Sonne aus dem Meer auf. Ich war gestern für einen kurzen Blick draussen vor dem Camp, wo es über eine Düne zum Strand geht. Ich entschliesse mich wieder mal eine Viertelstunde von der Frühstückszeit zu opfern. Die Brandung in der Morgenröte am letzten Tag habe ich auf meinem Chip, jedoch die Sonne lässt auf sich warten.
Wir sind auf dem Pacific Highway, auf unseren letzten 535 Kilometern. Polizeikorntrolle. Das geht schnell. Bis Stu richtig angehalten hat, sind alle ganz scheinheilig angeschnallt. Auf der ganzen Reise war eigentlich nie jemand angeschnallt. Auch nicht Fran auf ihrem Klappsitz über der Einstiegstüre. Diese beiden Male, als ich zuvorderst sass, machte ich das allerdings für mich persönlich.
Sonst verläuft die ganze Weiterfahrt unspektakulär. Es hat wieder etwas mehr Landwirtschaft, manchmal Wald. Vielleicht bin ich auch müde und habe genug gesehen. Es ist jetzt gut, dass wir auf der Heimreise sind. Wenn wir heute in Sydney ankommen werden, wird unser Kilometerzähler für unsere Reise im Ganzen 12'323 Kilometer ausweisen. Das ist etwa 30 mal quer durch die Schweiz. Es ist immer noch heiss, aber es ist eine erträgliche Hitze. Es ist nicht mehr so feucht. Jetzt plange ich bald, bis wir dort sind. Ich bin nicht mehr gwundrig, was kommt. Das Gefäss ist einfach voll.
Zum letzten Lunchhalt werden wir in Raymund Terrace in einem Einkaufszentrum ausgeladen und müssen uns dort selber was zu futtern suchen. Am chinesischen Buffet bin ich gut und schnell bedient. Meine Träger-Schlaufe von der Minikamera ist kaputt gegangen. Ich probiere, ob ich einen Ersatz finde. Es hat zwei Fotoläden im Zentrum, aber das Gesuchte haben sie nicht. Sie empfehlen mir über der Strasse nachzufragen. Um sieben Ecken finde ich auch jenen Laden und man versteht sogar, was ich will und ich bekomme es!!! Wieder auf der hintern Seite, wo der Bus wartet, sehe ich im letzten Moment, dass dieser ja gar keinen Anhänger hat. Aber er ist von AAT Kings. Stu steht ein bisschen weiter vorn. Hilde macht mich drauf aufmerksam: "Hast du gesehen, es ist Peter!" Natürlich muss ich noch mal zurück, um ihn zu begrüssen. Er konnte nach einer Woche wieder arbeiten. Er hat sich im Rücken einen Nerv eingeklemmt. Es waren also nicht Kolliken. So ist auch alles wieder gut.
Das letzte Stück vor Sydney ist wieder etwas bergig. Sogar an Felswänden fahren wir vorbei, überall Wald mit kugeligen Eukalyptusbäumen. Das Gebiet gehört zu den Blue Mountains. Ein Ausflugsziel für jeden Sydenyreisenden. Mir kommt das Bild wieder in den Sinn, als wir auf dem Sinkflug waren. Es sah aus, wie ein feingenoppter, verwaschener, grüner Flecestoff.
Irgendwo, weit aussen an der Peripherie von Sydney ist der erste Halt. Adé Philipp! Dann entschwindet das nächste Grüppchen. Und wieder eins. Hilda, Ernst und Susanne, alles winkt und - vorbei. Schon sind wir am Darling Harbour und im Ibis. Ich bin die Einzige, die hier aussteigt. Ich werde von allen nochmals umarmt. Sogar Stu verküsst mich und sagt "es war schön mit dir" oder hat er wohl gesagt: "dass du dabei warst?"
Im Hotel bekomme ich wieder Nummer 123. Die etwas bessere Besenkammer. Na ja, es ist ja nur noch eine Nacht. Aber diesmal nicht! Ein penetranter Rauchgestank kommt mir entgegen und ich mache rechtsumkehrt. Ich verlange ein Nichtraucherzimmer. Und ich bekomme eins, im siebenten Stock. Da ist die ganze Etage rauchfrei. Da hat es auch ein richtiges Fenster und nicht nur so hoch oben, wie im andern Zimmer. Was es doch nützt, wenn man sich getraut, sich zu wehren.
Erst mal eine ausgiebige Dusche ohne Käfer, Eidechsen, Frösche und Nachtfalter, dann nochmals auf Entdeckungstour. Das Shoppingcenter, wo ich das letzte Mal die 500$ aus dem Automaten gekitzelt habe, ist noch nicht inspiziert. Harbourside, mit vielen Boutiquen, Restaurants und allem Drum und Dran. Um hier im Restaurant einzukehren, ist noch zu früh. Vielleicht finde ich auch auf der gegenüberliegenden Seite etwas. Jedenfalls ein Fisch muss es sein, schliesslich sind wir im Hafen. Zuhinterst in der Bucht gibt's ein Imax-Kino. Das wäre doch jetzt die Gelegenheit, es mal auszuprobieren. Schon lange wollte ich einmal nach Luzern. Kurz entschlossen trete ich ein. Der Eintritt kostet 26$. Das Programm für heute sind irgendwelche Geister- und Science-Fiction-Filme und gerade um 7 Uhr, das ist in zwanzig Minuten, Shackleton. Sagt mir überhaupt nichts. Ich frage den Kassierer, um was es in dem Film geht. Er erklärt es mir und ich bin so klug als wie zuvor. Na egal, hoffentlich nicht gerade ein Gruselfilm. Es kostet nur 15$. Auch gibt es keine Brille, also ist es nicht 3-D. Schade, das hätte mich gerade gereizt. Fünf Stockwerke hoch sei die Leinwand. Ich kann mir Logenplatz aussuchen, weit oben in der Mitte. Es hat fast keine Leute. Nun erlebe ich die abenteuerliche Reise Shackleton's, der als erster den antarktischen Kontinent umsegeln wollte. Er startete im Oktober 1914. Sein Kampf mit dem Packeis und das Durchstehen eines Winters festgefroren im Eis. Beim Auftauen zerstört das Eis das Schiff und sie müssen zu Fuss weiter über Treibeis, im Schlepptau die Rettungsboote. Die Hunde müssen sie mit der Zeit opfern, um nicht zu verhungern. Doch sie schaffen es, aufs Festland zu kommen. Sie erreichen die Elefanteninsel. Wie im Helikopter- oder Segelflug schwebt man über die riesigen Eisberge und -Wüsten dahin. Ich habe das Gefühl, dass sogar die Air condition auf sehr kalt eingestellt wurde. Es friert einen wirklich bei Sturm und den haushohen Wellen, die auf einen herunterzubrechen drohen. Von der Elefanteninsel macht sich Shackleton mit zwei seiner Leute auf, um auf eine Insel durchzukommen, wo man Hilfe anfordern kann. Er schaffte es und am 30. August 1916 wurden sie gerettet. Shackleton hatte keinen Mann verloren. Irgendwann muss ich diese Geschichte noch lesen. Gesehen und miterlebt habe ich sie jetzt zwar, jedoch vieles der Erzählungen auch nicht verstanden.
Jetzt ist die Zeit gerade richtig fürs Dinner. Wirklich hat es auf dieser Seite ein richtiges Fischlokal, wo man Fisch bekommt. Es ist sehr gut besucht und ich als Einzelgänger bekomme einen Tisch ein bisschen hinten versteckt, nicht mehr auf der Terrasse, aber das ist mir gleich. Dafür bekomme ich den besten Snapper, den ich je hatte. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor, denn ich bin wieder mal am Geniessen. Es stimmt schon. Man ist, was man denkt. Ich bin glücklich. Ich denke nicht, wie blöd, dass ich hier allein an diesem Tisch essen muss. Es hat damit zu tun, sich selber auch ein bisschen zu lieben.
Wieder draussen auf dem Heimweg, treffe ich auf Shirly und Bunty, die Schwestern, welche beide in der gleichen Woche ihre Männer verloren haben. Und sie erzählen mir noch, dass Holland Hilde beinahe ihr Gepäck verloren hat. Es war nicht mehr im Bus, weil Stu es eine Station zu früh ausgeladen hatte. Aber alles sei am Schluss gut rausgekommen. Nur für die andern, die noch auf den Flughafen mussten, war's dann ein bisschen kirbbelig. Vor allem Barry, er sollte um 7:30 abfliegen. So kann ich mich jetzt nochmals ausgiebig von den Beiden verabschieden. Ich hoffe, dass ich von ihnen ein Mail bekomme. Ich habe ihnen meine Adresse gegeben, weil sie die ihren nicht sicher auswendig wussten. Bunty ist am Üben mit dem Computer und sie will's dann daheim probieren.

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