Ich habe mir gestern noch gedacht, dass was im Anzug ist, weil ich dauernd niesen
musste. Ich erwachte jedenfalls mit einem pfnüsligen Kopf und als ob es damit nicht
genug wäre, holt mich wieder mal ein akuter Schwindelanfall ein. In solchen Momenten
fühle ich mich immer wie auf einer Reitschule und es wird mir schlecht. Ein starker
Kaffee und trockenes Brot hilft meist, nicht mal ein bisschen Freude an der riesigen
Auswahl von Früchten zum Frühstück! Ich verziehe mich ins Zimmer, wo ich
mich und vor allem meinen Kopf schön ruhig halten kann. Selber schuld, warum habe
ich gelästert, nun bin ich mit Gewalt dazu verdonnert, nichts zu tun.
Zum Glück nimmt es mir Marlis nicht übel, dass sie nun allein in die Stadt
muss. Zusammen mit Rosmarie und Walter heuern sie ein Taxi an und gehen so auf
Erkundungstour.
Und sie bringt viele wunderbare Bilder mit. Fotos von ihren Eindrücken und
Begegnungen mit den Leuten im Dorf und voller Begeisterung erzählt sie vom
Töpfer, dem sie bei der Arbeit zugesehen hat und von dem sie ein paar wunderbare
Souvenirs gekauft hat. Den will sie mir morgen unbedingt zeigen, also muss ich schauen,
dass ich bis dann wieder fit bin. Immerhin hatte es sein Gutes, dass ich daheim geblieben
bin. Ich hätte nämlich bis jetzt noch überhaupt keine Zeit und Gelegenheit
gehabt, meine Postkarten zu schreiben, wie ich es mir vorgenommen hatte. Eigentlich
wollte ich mich bei den Gratulanten mit einer Karte aus Costa Rica für ihre
Geburtstagswünsche bedanken, aber ich habe bis jetzt erst die 20 Marken, die mir
Ernesto besorgt hat und diese, auf 20 Karten geklebt, erhalten heute halt vorerst jene,
von denen ich keine e-Mailadresse habe. (Wobei ‚heute' nicht wörtlich genommen
werden darf, es sind nämlich mehr als vier Wochen vergangen, bis diese Karten dann
endlich am 28. Februar in der Schweiz bei den Empfängern eingetroffen sind.)
Alle andern haben am Sonntag, wo man unbegrenzt und gratis ins Netz konnte, nur mein
elektronisches Monatsbild mit dem schönen Leguan vom Rio Sarapiqui
bekommen…
Bis am Abend fühle ich mich immerhin soviel besser, dass wir am Strand der
goldenen Sonne zuschauen können, wie sie im Meer versinkt. Die Freude des Schlemmens
an der Sushibar ist mir jedenfalls auch nicht vergönnt. Alles hat den gleichen
Geschmack und es beunruhigt mich nun gerade etwas, dass ich zwischen frischem Ingwer und
Wasabi nur gerade spüre, dass es scharf ist.
Vielleicht liegt es an meinem Zustand, dass ich mich auch wegen der Show, die zum Dessert
auf der Bühne als Unterhaltung geboten wird, fassen kann. Mit einem Achselzucken
werfe ich das ganze in meinen vorurteilsvollen Topf von "all inclusive" und verkrieche
mich für heute ins Bett.