zur Landkarte mit den Stationen zum Reisekalender

zum vorherigen Tag 22. Dezember 2011 zum nächsten Tag

der mächtige Pfefferbaum der ehrwürdige Pohutukawa Atlasspinner Kurven in der Höhe Wairere-Falls

Coromandel - Opal Hot Springs
Bevor wir Coromandel wieder verlassen, muss ich dort im Restaurant beim grossen Pfefferbaum noch einen Kaffee haben. Drinnen in der Gaststube steht auch ein geschmückter Weihnachtsbaum. So kommen wir mit der Wirtin ins Gespräch über Bäume. Dass der riesige Pfefferbaum vor dem Haus, nach dem auch das Restaurant benannt ist, 'nur' etwa hundert Jahre alt sein soll, erstaunt mich richtig. Das ist für einen Pfefferbaum allerdings beachtlich. Auch dass wir in Waiomu die schönsten Pohutukawas sehen können, verrät sie uns. Das läge ja an unserer geplanten Weiterreise. Weil im Süden vielleicht ein bisschen besser Wetter zu erwarten ist, haben wir uns entschlossen, uns nun dorthin zu wenden. Nachdem uns die Strasse nach unserer Abfahrt zuerst nochmals über einen Hügel geführt hat, von wo man in weiter Ferne sogar den Skytower in Auckland ausmachen konnte, sind wir nun steil hinunter wieder am Meer, wo grosse Muschelzuchten zu sehen sind. Von da an fahren wir alles dem grossen Meeresarm, dem Firth of Thames ganz dem Wasser entlang und hier blühen sie nun überall, meine Pohutukawas. Irgendwo finden sie am Steilufer zwischen der Strasse und dem Wasser eine Ritze, wo sie sich mit ihren verknorzten Stämmen und Wurzeln festhalten. Auf der linken Seite klammern sie sich manchmal im rechten Winkel zum steilen Strassenbord in die Felsen und bilden für den Verkehr fast einen Tunnel. Die Maori glauben, dass an ihren Wurzeln die Seelen der Toten ins Meer gleiten und sie so ihre Heimreise beginnen. Wir halten mehr als einmal an, um besonders eindrückliche, mächtige Exemplare zu bewundern und in Waiomu kommt doch wirklich gerade wegen uns die Sonne zwischen den Wolken hervor, damit das Rot auf den Bäumen in einem Park am Strand so richtig aufglüht. Dabei sieht man vielleicht einen Kilometer weiter im Land einen Regenvorhang vorbeiziehen.
Wir machen auch noch einen Zwischenstopp beim Schmetterlingshaus, für welches wir vor vier Jahren keine Zeit hatten. Es ist nicht sehr gross, aber erstaunlich viele Sommervögel umflattern und umtanzen hier die wunderschönsten Orchideen. Sogar einen Eier legenden Atlasspinner können wir hier bewundern und einer der vielen Blauen Morpho öffnet ausnahmsweise seine schillernd blauen Flügel auch beim Absitzen auf einem Blatt. Normalerweise zeigen sie einem nur deren braune Unterseite mit den grossen Augen drauf, die einen gefährlichen Eindruck machen sollten.
Dann haben wir die Coromandel hinter uns. In Paeroa halten wir an, weil wir uns hier entscheiden müssen, welche Richtung wir nun weiter einschlagen sollen. Weil wir so in unsere Karte vertieft sind, fragt uns ein Passant, ob wir uns verfahren hätten. Wir zögern noch, wieder an die Küste zu fahren, denn heute ist der 22. und dieses Wochenende beginnen in Neuseeland die Ferien. Alle haben zwischen Weihnachten und Neujahr sowieso frei und die Campingplätze erwarten für diese Zeit Hochbetrieb, so dass man fast besser vorreservieren sollte. Aber wir haben ja keinen genauen Fahrplan, vielleicht bleiben wir lieber etwas im Landesinnern. Der Mann gibt uns den Rat, hier am Fuss des Höhenzuges, der noch zwischen uns und der Küste liegt, Richtung Matamata zu fahren. Es hat verschiedene heisse Quellen hier und Opal Hot Springs sei noch ganz schön. Dort hat es auch einen Campingplatz, den wir nun anvisieren. Das Land ist hier wieder viel ebener und die Strasse führt kilometerweit immer geradeaus. Kurven hat sie höchstens noch in der Höhe. Sie wurde einfach so in die Landschaft gelegt, wie es sich bot. Hügelchen hinauf, Hügelchen hinunter, aber einfach schnurgerade, so dass man manchmal vier oder fünf Buckel in der Strasse sieht und entgegen kommende Autos immer wieder auftauchen und verschwinden. Ein brauner Wegweiser macht auf die Wairere Falls, eine 'Scenic Reserve' aufmerksam. Haha - hier in der Ebene ein Wasserfall, vielleicht wie jenes Rinnsal, das wir einmal angetroffen haben, als wir gar über zehn Kilometern einem solchen Hinweis gefolgt sind. So spötteln wir noch, bis unser Blick an den Hügel hinüber schweift, dem wir entlang fahren. Dort sieht man ihn, den reinsten Niagarafall, über die halbe Höhe des Berges! René steht gerade auf die Bremse und wir kehren um. Vom Parkplatz aus sieht man allerdings nichts mehr von dem Wunder, da muss man schon mindestens 45 Minuten wandern, bis man nur beim ersten Lookout ist. Sollen wir das? Es dräuen dunkle Wolken am Himmel, aber trotzdem wagen wir es. Es geht wieder alles durch den Wald und von nirgends könnte man auch nur etwas von den rauschenden Wassern sehen. Ich kehre lieber wieder um. Er lässt sich nicht beirren und geht weiter. Es sind sicher nur noch ein paar Minuten. Mich treibt es zurück zum Camper. Es ist doch ein ziemlich einsamer Parkplatz und man kann nie so sicher sein in Abwesenheit von unliebsamen Besuchern überrascht zu werden. Ein etwas lädierter Fensterrahmen auf der linken Seite unseres Autos deutet auch auf so ein Ereignis hin. Der Camper hat gut 27000 km auf dem Zähler. Ich habe Glück, denn schon fast in Sichtweite des Parkplatzes beginnt es zu tröpfeln und ich kann gerade noch ans Trockene schlüpfen. Dann beginnt es zu schütten und eine halbe Stunde später erscheint René platschnass. Er hat ausser jenem am Berg, auch noch einen Wasserfall vom Himmel erlebt.
Es sind nur noch sechs Kilometer bis Opal Hot Springs, wo wir noch einen Standplatz aussuchen können. Vom gratis zur Verfügung stehenden Swimmingpool, gespeist von den heissen Quellen, müssen wir natürlich nach diesem Regenguss Gebrauch machen. Die Temperaturen sind im grossen Becken 37, in einem kleineren 40 und in fast einem Planschbecken gar 41 Grad. Das Wasser ist ziemlich mineralreich. Es ist leicht gelblich und ein tropfender Hahn hinterlässt im Trog gleich eine rostige Spur. In der Nacht schlafe ich jedenfalls herrlich, trotz prasselndem Regen aufs Auto.


zum Seitenanfang