New Plymouth - Hawera
Vom Vulkan haben wir gestern noch nicht viel gesehen oder eigentlich nur die
untere Hälfte des eindrücklichen, symmetrischen Kegels des Mount
Egmont. James Cook hat ihn so benannt, aber Taranaki ist sein eigentlicher
Name, um den sich alles dreht. Wer was auf sich hält, integriert Taranaki
in Adresse, Geschäftsname oder Logo. Mit dem Zirkel hat man auch das
Gebiet 20 Kilometer im Durchmesser rund um den Krater, der seit 300 Jahren
schläft, auf der Karte eingezeichnet und als Egmont Nationalpark
geschützt. Am Fusse des Kegels breitet sich eine ebenso gleichmässig
bemessene Ebene aus und der Küste entlang führt in einem
schönen Halbrund der Surf-Highway Nr. 45, auf welchem wir nun auch mit
dem Umkreisen beginnen. Wir haben diesmal ein bisschen mehr Glück als das
letzte Mal, denn Seine Majestät zeigt uns sein stolzes Haupt mit seinem
bizarren Krater heute bis gegen die Mittagszeit, bis er sich wieder hinter
einer dicken Wolkenschicht verschanzt. Das Wetter ist zwar sonst nicht so
übel wie auch schon, es herrscht nicht so viel Verkehr und wir geniessen
die Fahrt. Überall hier an der Küste blühen dunkelrot die
Pohutukawas und an den Strassenrändern sind jetzt bereits die Heckenrosen
verblüht, dafür haben all die vielen, meist blauen Hortensien ihren
Auftritt. Es scheint, dass die Vegetation hier im Gegensatz zum
nördlicheren Gebiet etwas später dran ist, denn auch hier beginnen
die Schmucklilien erst jetzt, ihre kugeligen, vielblütigen weissen oder
blauen Dolden zu öffnen.
Bei Pungarehu nehmen wir die enge Stichstrasse ganz hinaus zum
äussersten, westlichsten Punkt der Nordinsel. Cape Egmont heisst es hier,
also schon wieder ein Kap, das dritte nun seit Ende September und der
Anziehungspunkt ist ein Leuchtturm auf 39° 16,6' südlicher Breite und
173° 45,2' östlicher Länge. Wir wandern ein Stück dem Meer
entlang, lassen uns den ewigen Wind um die Ohren wehen, der die Bäume,
die da noch wachsen, ganz schräg geblasen hat und schauen und hören
lange den Wellen zu, wie sie tosend am steinigen Ufer brechen und jedes Mal
unter malmendem Rasseln von den relativ grossen, runden Kieselsteinen eine
Menge wieder mit ins Meer hinunter ziehen .
Links immer im gleichen Abstand den Taranaki, führt uns die Strasse meist
wieder schnurgerade weiter. Einmal sieht man draussen an der Küste die
grossen Anlagen einer Raffinerie, die Bohrplattform im Meer draussen haben wir
diesmal verpasst. Dann sind wir schon wieder in Hawera. Die Tatsache, dass der
auf der Karte eingezeichnete Campground nicht direkt am Meer ist, gibt uns die
Hoffnung, dass wir dort noch einen Platz finden und wir können uns
tatsächlich noch einen eigenen Platz aussuchen. Viel ist hier nicht los
und für die nächsten Tage sind die Wetterprognosen nicht gerade
rosig. Die Waschmaschinen sind frei und das Wetter im Moment noch ideal, um
wieder mal eine grosse Wäsche zu veranstalten. Mein Schwindel hält
sich gottseidank etwas in Grenzen, aber ich bin froh, wenn wir heute nicht
mehr allzu viele Stricke verreissen.
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