Hawera
Die Niederschläge, die heute über die ganze Insel erwartet werden,
stehen jenen von vor zwei Wochen in nichts nach. Entfliehen bringt also grad
nichts. Am besten man igelt sich wieder für einen Tag ein und so buchen
wir gerade noch für einen weiteren Tag. Den Tipp jedoch vom Camp-Chef
für das Tawhiti Museum wollen wir beherzigen.
Einst war es eine Cheese-Factory oder eben halt ein Milchhüsli, welches
Nigel und Teresa Ogle kauften und in ein richtig lebendiges Museum
verwandelten. Wie man so in den zwanziger Jahren auf einem Bauerngut lebte und
werkte. Viele der hier zusammengetragenen Utensilien und Geräte kenne ich
noch aus Vaters Boutique oder Nachbars Tenne. Das Lebendige am Ganzen aber
sind die Leute, die lebensgross mit diesen Sachen hantieren, seien es Kinder,
die dem Vater beim Arbeiten zusehen oder helfen, der Knecht im Rossstall, der
einem im Vorbeigehen beobachtet, die Mutter mit den Bigoudis im Haar in der
Küche am Herd mit dem schreienden Säugling auf dem Arm und dem
heulenden Kind am Rockzipfel, oder für Gwundernasen, welche die Tür
zum Häuschen öffnen, der Knecht auf dem Plumpsklo, der vor Schreck
die Zeitung, die er am Lesen ist, fast fallen lässt.
Aber auch andere Szenen aus dem Leben und Arbeiten aus früheren Zeiten,
wie der Kohleabbau in diesem Gebiet hier, oder der Konflikte mit den
Eingeborenen oder auch nur der Ablauf in der Stube mit der Butterproduktion
ist nicht mit Bildern, sondern ebenfalls mit minutiös gearbeiteten
Figürchen dargestellt, wie man sie etwa auf Modelleisenbahnen mit der
Spur H0 sehen könnte. Alles ist auch so wirklichkeitsnah, weil das ganze
Museum eben auf eigenem Landwirtschaftsgut mit Stall und Scheune untergebracht
ist.
Im 'body shop' kann man einen Blick in die Werkstatt machen, wo all die
lebensgrossen Figuren entstanden sind. Verwandte und Freunde mussten Nigel
Modell stehen, damit er teils mit Gips- und Wachsabdrücken so
realitätsnahe Figuren erstellen konnte. Überall begegnet man Leuten,
welche man grüssen will und erst dann realisiert, dass sie ja gar nicht
lebendig sind.
Auch eine grosse Sammlung von Traktoren und anderen, alten
Landwirtschaftsmonstern ist dem Museum angegliedert, welche sicher jedes
hiesige Farmerherz höher schlagen lässt, denke ich jedenfalls, wenn
schon Traktoren an einer Christmasparade eine so grosse Rolle spielen.
Es hat nun schon den ganzen Tag mehr oder weniger geregnet, aber am
späteren Nachmittag legt es nun wirklich los und wir sind froh, uns
für heute nichts Weiteres vorgenommen zu haben. Diesmal prasselt der
Regen die ganze Nacht auf unser Dach.
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